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Die Farm am Eukalyptushain

Die Farm am Eukalyptushain

Titel: Die Farm am Eukalyptushain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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sah und hörte sie das geschäftige Treiben des Krankenhauses. Sie fühlte sich in einem sicheren Hafen mit freundlichen Gesichtern. Es gab Blumen auf den Fensterbänken, bunte Vorhänge und blank gebohnerte Böden. Die Schwestern in ihren Flügelhauben und gestärkten Schürzen sahen hübsch aus.
    Langsam lichtete sich der Nebel des Schlafs – und plötzlich fiel Catriona ihr Vater ein. Sie wollte sich aufsetzen und die Laken von sich werfen, aber gleich wurde ihr schwindlig und übel, und sie sank zurück. Sie musste ihn finden – musste wissen, dass er wohlauf war. Wo war Mam? Sie brauchte ihre Mam.
    Als habe sie den lautlosen, verzweifelten Ruf gehört, erschien Velda in der Tür.
    Catrionas Erleichterung beim Anblick ihrer Mutter verging sofort. Velda war aschfahl, ihre Wangenknochen stachen hervor, und sie hatte Schatten unter den Augen. Sie wirkte geschrumpft und gealtert und stützte sich schwer auf Mr Kane, der sie zu dem Stuhl neben Catrionas Bett führte.
    »Mam?« Catrionas Stimme zitterte, und Tränen verschleierten ihren Blick. Sie hatte Angst – mehr Angst als je zuvor in ihrem Leben.
    Velda nahm ihre Hände. Ihre Finger waren kalt, und mit leiser, fast tonloser Stimme eröffnete sie Catriona, dass ihr Vater tot sei. »Er war so tapfer«, schluchzte sie. »Aber seine Verletzungen waren zu schwer. Die Ärzte haben getan, was sie konnten, aber es war zu spät.«
    Catriona war wie betäubt. Tränen liefen ihr über die Wangen, und ihr stockte der Atem. Sie starrte ihre Mutter an und versuchte zu verstehen, was sie da hörte. Das kann nicht sein, dachte sie. Es muss ein Irrtum sein. Dad war stark – und er war noch ein junger Mann –, natürlich war er nicht tot.
    Velda putzte sich die Nase und tupfte mit dem feuchten Taschentuch die Tränen weg. »Ich hätte ihn nicht bewegen dürfen«, murmelte sie. »Ich hätte ihn niemals bewegen dürfen, und schon gar nicht hätte ich diese furchtbare Fahrt mit ihm hierher machen dürfen.« Sie verlor die Fassung. Ein Schluchzen schüttelte ihren schlanken Körper, und sie schlug die Hände vors Gesicht und gab sich ihrem Schmerz hin.
    »Was hätten wir denn sonst tun können?« Kane trat neben sie und legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Bitte, meine Liebe, machen Sie sich keine Vorwürfe.«
    Velda hob das verquollene Gesicht. »Aber ich mache mir welche«, schluchzte sie.
    Catriona hatte einen Kloß im Hals, der ihr den Atem nahm. Die Realität wirbelte mit grässlichem Getöse in ihrem Kopf umher, und sie begriff, dass ihr Dad wirklich nicht mehr da war. Siewürde ihn nie wieder sehen. Nie wieder seine Stimme hören, nie wieder seine Umarmung fühlen. Nie wieder neben ihm auf dem Bock sitzen und seine Geschichten hören, während er Jupiter durch das Outback lenkte.
    Sie fing wieder an zu weinen – wütend auf ihre Mutter, weil sie ihn hatte sterben lassen. Wütend auf ihren Vater, weil er sie verlassen hatte. Wütend auf Kane, weil er ihn diese schreckliche Fahrt hatte machen lassen. Sie schüttelte Veldas Hände ab und verschmähte Kanes behutsamen Versuch, sie zu beruhigen. Sie hasste ihn, sie hasste sie alle beide. Sie wollte ihren Dad wiederhaben.
    Sie fühlte einen Nadelstich im Arm. Ihre Augen schlossen sich, und sie tauchte hinab zu einem Ort, an dem es keinen Schmerz und keine Trauer gab – nichts als endlose Dunkelheit und Leere.

    Als Catriona erwachte, fühlte ihr Kopf sich an, als sei er mit Watte gefüllt. Im ersten Moment konnte sie sich an nichts erinnern. Dann erkannte sie ihre Mutter und Kane, die an ihrem Bett saßen. »Ich will ihn sehen«, sagte sie.
    Velda nahm ihre Hand. »Das geht nicht, mein mavourneen «, sagte sie leise, und tiefer Schmerz lag in ihrem Blick. »Wir haben ihn vor zwei Tagen beerdigt. Er ist jetzt bei den Engeln – Gott segne seine Seele.«
    Catriona sank auf das Kissen zurück, ratlos und wie vom Donner gerührt. »Wie kann das sein?«, flüsterte sie. »Wir sind doch heute erst angekommen.«
    Kane stand von seinem Stuhl auf und setzte sich auf die Bettkante. Die Matratze senkte sich unter seinem Gewicht, als er sich über sie beugte und ihr das Haar aus dem Gesicht strich. »Du warst ein sehr krankes Mädchen«, sagte er leise. »Du hattest hohes Fieber, und der Arzt hielt es für das Beste, wenn du so lange wie möglich schläfst. Wir sind seit fast einer Woche hier.«
    Sie riss die Augen auf und sah fragend ihre Mutter an. Wie konnte sie eine ganze Woche verlieren?
    Velda kam ebenfalls zum Bett und blieb

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