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Die Farm am Eukalyptushain

Die Farm am Eukalyptushain

Titel: Die Farm am Eukalyptushain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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aus Brot und Hammelfleisch sowie zahllosen Tassen Tee bestanden. Als Bett hatten die harten Sitzbänke gedient. Müde hatten sie beobachtet, wie die Landschaft majestätisch vorbeizog und grüne Zuckerrohrfelder, grüne Palmen und grüne Farne ineinander übergingen.
    Catriona stieg aus dem Zug und half ihrer Mutter und Kane beim Abladen der Taschen und Kisten. Velda war schmaler denn je; ihr Gesicht war bleich, und ihr verschwitztes Kleid war schmutzig von der langen Reise. Seit der Abreise aus Bundaberg hatte sie kaum ein Wort gesprochen; sie hatte nicht versucht, Catriona zu trösten, sondern von deren Gegenwart kaum Notiz genommen. Nun stand sie auf dem Bahnsteig wie ein ratloses Kind. Hutschachteln baumelten an ihren Händen.
    Catriona kämpfte mit einer schweren Tasche. Ihr Handgelenk war noch nicht verheilt, und sie konnte auch nicht das kleinste Gewicht heben.
    Kane nahm ihr die Tasche ab und holte dann auch die anderen.»Ich stelle sie einstweilen in der Gepäckbaracke unter«, sagte er. »Wir holen sie ab, wenn ich einen Karren besorgt habe.« Lächelnd reichte er Catriona die Wasserflasche. »Du siehst durstig und müde aus«, sagte er freundlich. »Aber wir sind bald im Hotel.«
    »Ist es sehr weit, Mr Kane?«, fragte sie, und sie schämte sich für ihr kindisches Quengeln.
    Lächelnd schüttelte er den Kopf. »Eigentlich nicht. Die Fahrt dorthin wird angenehmer sein und die Hitze erträglicher, denn wir fahren dort hinaus, in die Berge.«
    Catriona schaute über das weite, leere Tal hinweg zu den kiefernbewachsenen Bergen, die sich schützend über die Kleinstadt erhoben. Bedrohlich dunkle Wolken zogen über die Gipfel hinweg und ließen heftige Regenschauer befürchten. Aber die Hitze hier unten im Tal war beinahe unerträglich; sie hüllte Catriona ein wie eine feuchte, schwere Wolldecke und raubte ihr die letzten Kräfte.
    »Können wir uns denn hier ein Weilchen ausruhen?«, fragte sie kläglich.
    »Wir haben kein Geld, um in Cairns herumzulungern.« Kane stellte die Taschen ab und unterzeichnete den Gepäckaufbewahrungsschein. »Und wir können uns auch keine Zugfahrkarte in die Berge mehr leisten oder einen Wagen mieten. Deshalb muss ich ein billiges Transportmittel finden. Aber deine Mutter wird sich dort oben besser ausruhen können – es ist kühl und ruhig dort, ein perfekter Erholungsort.«
    Er zügelte seine sichtbare Ungeduld und umarmte sie. »Du bist jetzt ein großes Mädchen«, raunte er ihr ins Ohr. »Kopf hoch!«
    Catriona sträubte sich nicht. Sie fand nicht mehr, dass sie ihrem Vater untreu war, wenn sie Mr Kane umarmte, denn der Engländer konnte niemals dessen Platz in ihrem Herzen einnehmen – und er war der Einzige, der ihr noch Halt gab. Velda kam über ihren Verlust nicht hinweg, und nur Kanes Kraft und Freundlichkeit hatten sie gerettet. Sie hatten viele Stunden miteinander Karten gespielt und geplaudert, und in den langen Nächten hatten sie einander auf den harten Holzbänken gewärmt, während der Zug über die Gleise ratterte, und irgendwann war ihr klar geworden, dass sie nicht weniger auf ihn angewiesen war als ihre Mutter. Sie hatten kein Geld, kein Zuhause, keine Arbeit – nicht einmal Verwandte, bei denen sie unterkommen könnten. Ohne ihn wären sie verloren.
    Kane ließ sie los und ging zu Velda. »Kommen Sie, meine Liebe«, sagte er und nahm sie beim Arm. »Wir müssen sehen, wie wir die nächste Etappe unserer Reise hinter uns bringen.«
    Veldas Gesicht blieb ausdruckslos, ihr Blick stumpf. Sie folgte ihm, bewegte sich an seiner Seite wie ein Geist und ließ sich in die sengende Mittagshitze hinausführen.
    Cairns war nicht sehr groß. Es bestand aus einigen zusammengewürfelten weißen Holzhäusern unter Palmen, zwei Hotels und ein paar Kirchen. Im geschäftigen Hafen brachten große Lastwagen ihre Ladung zu den Zuckerfrachtern. Die aus Balken gezimmerten Gehsteige boten ein wenig Schatten für diejenigen, die dort entlangspazierten und die wenigen Schaufenster betrachteten. Den Strand fand Catriona enttäuschend; es war Ebbe, und das Watt, das sich weithin dehnte, war ein Ort für See- und Watvögel.
    Doch sie hatten keine Zeit zu verschwenden und kein Geld, um hier im Schatten zu sitzen und kühle Limonade zu trinken. Kane hatte jemanden gefunden, der sie ins Hochland hinaufbringen würde.
    Herbert Allchorn war ein seltsames und ziemlich furchteinflößendes Individuum, aber er hatte ein Pferd und einen Wagen. Seine Kleider hingen wie schmutzige Wäsche an

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