Die Farm am Eukalyptushain
reckten ihre geraden Stämme hoch in den Himmel, als wollten sie mit den Schloten der Zuckerraffinerien konkurrieren.
Der Rauch, den diese Schlote ausspien, war schwer von süßlich dickem Melassegeruch. Er erfüllte die Atmosphäre und setzte sich in die Kleider und legte sich auf die Haut, und als Catriona sich die Lippen leckte, war ihr, als könne sie die klebrige Süße auf der Zunge schmecken.
»Ich habe vor zwei Tagen ein Telegramm geschickt und uns angekündigt«, sagte Kane und legte sein Kinn auf ihren Scheitel. »Hoffentlich ist jemand da, der uns erwartet.«
»Ich hoffe nur, sie haben ein bequemes Bett«, sagte Catriona und gähnte. »Ich bin müde, und es wird schön sein, nicht mehr unterwegs sein zu müssen.«
Kane drückte ihre Schulter und strich mit den Fingerspitzen über ihren bloßen Arm. »Dauert nicht mehr lange«, versprach er.
Die Raffinerien lagen hinter ihnen, und sie näherten sich einem riesigen Holzlager mit hohen Stapeln von harzduftendem Bauholz. Der Geruch war nicht erstickend wie der Melassedunst; er hatte eine scharfe Zitrusnote, die reinigend in der Luft schwebte. Der Holzplatz lag am Rande einer kleinen Siedlung mit einer breiten Straße, ein paar Häusern, einer Kirche und zwei Hotels.
Herbert Allchorn ließ die Zügel auf den Rücken des Pferdes klatschen, und sie holperten durch die kleine Stadt und zur anderen Seite wieder hinaus, wo die angenehm kühlen, grünen Schatten des Regenwaldes sie von Neuem erwarteten. Und nach einer lang gestreckten Wegbiegung tat sich für Catriona der erste Blick auf ihr neues Zuhause auf.
Das Eisentor wirkte abweisend, und als Kane vom Wagen sprang, um es zu öffnen, sah sie die dunklen Schatten des Waldes auf der kiesbedeckten Zufahrt. Fröstelnd zog sie sich die Strickjacke über die Schultern. Es war, als greife diese Dunkelheit mit eisigen Fingern nach ihr, tief in sie hinein.
»Wo sind wir?« Velda richtete sich auf und rückte schlaftrunken blinzelnd ihren Hut und ihr Kleid zurecht.
»Im Hotel Petersburg Park«, sagte Kane. »Ihre neue Heimat.« Er sprach leise ein paar Worte mit Allchorn und ging dann schnell die Zufahrt hinauf.
Allchorn spuckte in den Staub und hielt die Zügel locker in der Hand. Sein Pferd begann zu grasen.
»Warum warten wir?«, fragte Catriona. Sie hatte die düsteren Gedanken abgeschüttelt – sicher war sie nur müde und abgespannt, und ihre Phantasie spielte ihr einen Streich. Jetzt war sie neugierig darauf, das Haus zu sehen und dieses neue Abenteuer zu erleben.
Allchorn zuckte die Achseln. »Ich tu bloß, was er gesagt hat«, brummte er.
Catriona runzelte die Stirn. Warum wollte Mr Kane allein ins Haus gehen?
Erst nach einer Ewigkeit schlug Allchorn dem Pferd die Zügel auf den Rücken, und sie fuhren die Zufahrt hinauf.
Ungeduldig beugte Catriona sich vor. Und da stand das Hotel. Die Steinmauern sahen warm aus in der Sonne. Die Giebel und Türmchen erfüllten Catriona mit neugieriger Erwartung. Mit großen Augen betrachtete sie alles. Wenn die prachtvollen Autos nicht gewesen wären, die im Halbkreis vor dem Haus parkten, und hätten nicht mehrere elegant gekleidete Leute auf dem Rasen beim Nachmittagstee gesessen – sie hätte es für ein Märchenschloss halten können. Dann wäre sie gern Rapunzel gewesen – und was fehlte, war nur noch ein Prinz auf einem weißen Pferd.
Sie sah ihre Mutter an und suchte nach irgendeinem Anzeichen von Begeisterung oder Neugier. Aber Velda starrte nur ausdruckslos vor sich hin.
Catriona ließ sich von der offenkundigen Apathie ihrer Mutter nicht herunterziehen. Als sie sich langsam dem Haus näherten, erkannte sie, dass sie nicht nur in einem Schloss wohnen würde – nein, es gab tatsächlich einen Prinzen, der dazugehörte.
Er stand auf der Treppe neben den hohen Steinsäulen, und sein weißer Anzug leuchtete vor der dunklen Flügeltür. Schon von ferne erkannte Catriona, dass er groß, dunkel und gut aussehend war. Er trug einen sauber gestutzten Bart. Vielleicht war er ein bisschen zu alt für einen Prinzen – etwa so alt wie Mr Kane. Aber sein breites Lächeln wirkte einladend. Die beiden Männer begrüßten einander.
»Willkommen, willkommen«, sagte er mit volltönender Stimme und einem rollenden, ziemlich exotischen Akzent, den Catriona noch nie gehört hatte. »Kane, alter Freund!« Er klopfte ihm auf den Rücken. »Wie schön, Sie nach so langer Zeit wiederzusehen.«
Mr Kane freute sich anscheinend genauso über das Wiedersehen. Die beiden
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