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Die Farm am Eukalyptushain

Die Farm am Eukalyptushain

Titel: Die Farm am Eukalyptushain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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Velda ihre Tochter für ein paar Minuten besuchen. Ihr Gesicht war grau, ihr Mund ein schmaler Strich, als sie sich auf die Bettkante setzte und Catrionas Hand nahm. »Du musst einsehen, dass ich das alles nur für dich tue«, sagte sie. »Es hat keinen Sinn, zu weinen und dich krank zu machen. Was vorbei ist, ist vorbei.«
    »Aber ich liebe sie«, weinte Catriona. »Bitte lass mich sie wenigstens einmal im Arm halten.«
    Velda setzte sich auf den Stuhl. »Ein uneheliches Kind ist eine Schande. Die Gesellschaft wird weder dich noch deine Tochter akzeptieren, wenn du sie behältst. Sie wird ein Makel auf deinem Leben und deiner Karriere sein, und auch wenn du an der Zeugung nicht freiwillig beteiligt warst, wird man dich ebenso schlecht ansehen wie sie.«
    »Wo ist sie?«, flüsterte Catriona.
    »In Sicherheit.«
    »Ich werde die Ärzte und Schwestern zwingen, es mir zu sagen«, murmelte sie. »Sie dürfen mir mein Kind nicht einfach wegnehmen und verstecken.«
    »Sie haben es schon getan. Es ist vorbei, Catriona.«
    »Wie kannst du nur so grausam sein?«, fragte Catriona tränenblind.
    Velda nestelte an ihrer Handtasche, und nach langem Schweigen schien sie einen Entschluss zu fassen. »Es gibt vieles, wofür ich mich schäme«, sagte sie. »Ich hätte wissen müssen, was Kane da trieb – hätte dir eine bessere Mutter sein müssen, damit du dich mir hättest anvertrauen können. Das kann ich mir nicht verzeihen, und wahrscheinlich werde ich es niemals können.« Sie holte tief Luft. »Aber dieses Kind behalten? Niemals! Es wäre eine ständige Erinnerung – und das könnte ich nicht ertragen.« Sie nahm Catrionas Hand, und der Schmerz machte ihren Blicksanft. »Du bist dreizehn und hast noch dein ganzes Leben vor dir. Lass sie los, Kitty!«
    Zwei Wochen später hatten sie ihre Sachen gepackt und waren wieder unterwegs. Velda hatte beschlossen, sich in Sydney niederzulassen.
    Catriona saß neben ihrer Mutter im Zug und starrte aus dem Fenster. Niemals würde sie die zarte dunkle Haarsträhne vergessen, die da aus der Decke hervorgeschaut hatte, und sie wusste, sie würde immer an ihre Tochter denken und sich fragen, ob es ihr gut ging und ob sie glücklich war. Einstweilen würde sie mit dem, was geschehen war, leben müssen. Leicht würde es nicht sein, doch ihr blieb kaum etwas anderes übrig. Velda war fest entschlossen, ihren Willen durchzusetzen, und sie konnte ihrer Mutter nur gehorchen und warten, bis sie alt genug wäre, um ihr Kind zu suchen.

    Doris Fairfax führte ein strenges Regiment. Die Witwe eines Kapitäns besaß eine Pension in einer Seitenstraße von Sydney. Ihr Mann war kurz vor der Weltwirtschaftskrise gestorben, aber auch in harten Zeiten war Doris entschlossen gewesen, ein gewisses Maß an Sauberkeit und Achtbarkeit zu bewahren. Sie hatte sich ihre Mieter sorgfältig ausgesucht, und jetzt, da wieder bessere Tage am Horizont heraufdämmerten, freute sie sich auf einen behaglichen Ruhestand in ein paar Jahren.
    Sie war eine rundliche, kleine Frau im Herbst des Lebens, mit einer Vorliebe für geblümte Kleider, große Ohrringe und klirrende Armbänder. Einmal im Monat stank das Haus nach dem Wasserstoffsuperoxyd, mit dem sie ihr messingblondes Haar bleichte, und man munkelte, sie habe genug Kosmetikartikel, um ein Geschäft damit zu eröffnen. Ihr ständiger Begleiter war ein dicker, schlecht gelaunter Pekinese namens Mr Woo, der dauernd keuchte und die Zähne bleckte und jeden, der nicht Acht gab, in die Hand oder in die Ferse zwickte.
    Doris wohnte im Erdgeschoss, wo sie ihre Haustür und die der Nachbarn im Auge behalten konnte. Was Damenbesuch anging, hatte sie strenge Regeln, und in der Gemütlichkeit ihres voll gestopften, plüschigen Wohnzimmers konnte sie das Kommen und Gehen ihrer männlichen Mieter beobachten. Von Catriona und ihrer Mutter war sie entzückt. Nur zu gern begleitete sie das Kind auf dem Klavier, wenn es schwierige Lieder sang oder die endlosen Tonleitern übte, die seine Mutter ihm aufgab. Aber mit Sorge sah sie, wie still das Mädchen war und wie wenig herzlich Mutter und Tochter miteinander umgingen. Doris war nicht von gestern; ihr war klar, dass die beiden ein Geheimnis hatten, doch so neugierig sie auch war, sie beschloss, ihre Nase nicht in die Angelegenheiten der beiden zu stecken. Sie waren sauber und achtbar, und sie arbeiteten den ganzen Tag in einem Hotel – warum also unnötig Unruhe stiften, wenn die beiden sich doch schon ein Jahr lang als gute Mieterinnen

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