Die Farm
geschlagen, Luke.«
Zwei Tage saß ich danach auf der Treppe und träumte davon, einen Ball über die Scheune zu schlagen.
Als die Mexikaner am Geräteschuppen vorbei waren, sagte meine Mutter: »Sie sehen sehr müde aus.«
»Sie sind auf einem Anhänger gekommen, zweiundsechzig Mann«, sagte ich, aus irgendeinem Grund ganz wild darauf, die Aufregung anzuheizen.
»Das habe ich befürchtet.«
»Auf einem alten Anhänger. Alt und dreckig. Pearl ist schon ganz wütend.«
-Das wird nicht wieder vorkommen«, sagte sie, und ich wusste, dass sie meinem Vater damit in den Ohren liegen würde. »Lauf und hilf deinem Großvater.«
Die letzten zwei Wochen war ich die meiste Zeit zusammen mit meiner Mutter in der Scheune gewesen, wo wir den Heuboden fegten und sauber machten, damit sich die Mexikaner dort wohl fühlten. Die meisten Farmer brachten sie in leer stehenden Nebengebäuden oder Scheunen unter. Es ging das Gerücht, dass Ned Shackleford. der drei Meilen weiter südlich lebte, seine Mexikaner im Hühnerstall einquartierte.
Nicht so auf der Farm der Chandlers. In Ermangelung einer anderen Unterkunft mussten die Mexikaner mit dem Heuboden unserer Scheune vorlieb nehmen, aber nirgendwo war ein Körnchen Staub zu finden. Und es roch angenehm. Seit einem Jahr sammelte meine Mutter alte Decken und Quilts, auf denen sie schlafen konnten.
Ich schlüpfte in die Scheune, blieb aber unten, neben Isabels Box. Sie war unsere Milchkuh. Pappy behauptete, dass ihm im Ersten Weltkrieg ein junges französisches Mädchen namens lsabel das Leben gerettet habe, und ihr zu Ehren benannte er unsere Jersey-Kuh nach ihr. Meine Großmutter glaubte kein Wort dieser Geschichte.
Ich hörte die Mexikaner über mir auf dem Heuboden, sie gingen herum, richteten sich ein. Pappy sprach mit Miguel, der beeindruckt war, dass der Heuboden so ordentlich und sauber war. Pappy nahm das Kompliment entgegen, als hätte er und nur er dort oben geschrubbt.
Er und Gran hatten die Anstrengungen meiner Mutter, den Arbeitern einen anständigen Schlafplatz zur Verfügung zu stellen, mit Skepsis beobachtet. Meine Mutter war auf einer kleinen Farm am Rand von Black Oak aufgewachsen, sie war fast eine Städterin. Sie war groß geworden mit Kindern, die zu fein waren, um Baumwolle zu pflücken. Sie ging nie zu Fuß zur Schule - ihr Vater fuhr sie. Bevor sie meinen Vater heiratete, war sie dreimal in Memphis gewesen. Sie war in einem weiß gestrichenen Haus aufgewachsen.
W ir Chandlers pachteten unser Land von Mr Vogel in Jonesboro, einem Mann, den ich noch nie gesehen hatte. Sein Name wurde selten erwähnt, aber wenn er sich in eine Unterhaltung einschlich, wurde er mit Respekt und Ehrfurcht geäußert. Ich hielt ihn für den reichsten Mann der Welt.
Pappy und Gran pachteten das Land seit vor der großen Wirtschaftskrise, die Arkansas früh erreicht hatte und lange anhielt. Nach dreißig Jahren Knochenbrecherarbeit hatten sie es geschafft, von Mr Vogel das Haus und die drei Morgen darum herum zu kaufen. Ihnen gehörten außerdem der John-Deere-Traktor, zwei Eggen, eine Drillmaschine, ein Anhänger für die Baumwolle, ein Flachbettanhänger, zwei Maultiere, ein Fuhrwerk und der Pick-up. Mit meinem Vater gab es eine vage Übereinkunft, die ihm einen Besitzanspruch an manchen dieser Vermögenswerte zugestand. Das Land war auf den Namen Eli und Ruth Chandler eingetragen.
Die einzigen Farmer, die Geld verdienten, waren diejenigen, die ihr Land besaßen. Pächter wie wir versuchten kostendeckend zu wirtschaften. Die ganz kleinen Farmpächter waren am schlimmsten dran und waren zu immerwährender Armut verdammt.
Ziel meines Vaters war es, vierzig Morgen Land zu besitzen, schuldenfrei. Die Träume meiner Mutter waren weggepackt; sie sprach mit mir erst darüber, als ich älter wurde. Aber ich wusste schon, dass sie sich danach sehnte, das Leben auf dem Land hinter sich zu lassen. Und sie war entschlossen, dass ich nicht Farmer werden sollte. Als ich sieben war, hatte sie auch mich davon überzeugt.
Nachdem die Mexikaner zu ihrer Zufriedenheit unter-gebracht waren, schickte sie mich zu meinem Vater. Es war spät, die Sonne versank hinter den Bäumen, die den St. Francis River säumten, und es war an der Zeit, dass er seinen Sack mit Baumwolle zum letzten Mal wog und Feierabend machte.
Ich ging barfuß einen Pfad zwischen zwei Feldern entlang und hielt nach ihm Ausschau. Die Erde war dunkel und fruchtbar, gutes Delta-Farmland, das genug abwarf, um die Farmer an
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