Die Farm
Schalthebel am Lenkrad -, bis er die perfekte Geschwindigkeit erreicht hatte. Dann lehnte ich mich zur Seite, um den Tachometer zu kontrollieren: siebenunddreißig Meilen. Er lächelte mich an, als wären wir uns beide einig, dass das die richtige Geschwindigkeit für den Wagen war.
Der Highway 135 führte gerade und eben durch das Farmland des Arkansas-Delta. So weit ich blicken konnte, waren die Felder zu beiden Seiten weiß vor Baumwolle. Es war Zeit für die Ernte, eine wunderbare Zeit für mich, weil die Schule zwei Monate lang geschlossen war. Für meinen Großvater war es jedoch eine Zeit endloser Sorgen.
Rechts von uns, auf der Farm der Jordans, sahen wir eine Gruppe Mexikaner, die auf dem Feld neben der Straße arbeiteten. Sie waren vornübergebeugt, die Säcke mit Baumwolle hingen ihnen über den Rücken, ihre Hände bewegten sich flink zwischen den Zweigen und rissen die Samenkapseln ab. Pappy brummte. Er mochte die Jordans nicht, weil sie Methodisten waren - und Fans der Cubs. Und dass auf ihren Feldern bereits gepflückt wurde, war ein weiterer Grund, sie nicht zu mögen.
Unsere Farm lag knapp acht Meilen von der Stadt entfernt, aber bei siebenunddreißig Meilen pro Stunde dauerte die Fahrt zwanzig Minuten. Gleichbleibend zwanzig Minuten, auch wenn kaum Verkehr war. Pappy hielt nichts davon, langsamere Fahrzeuge zu überholen. Natürlich war er meistens der Langsamste. In der Nähe von Black Oak stießen wir auf einen Anhänger, der bis oben hin mit schneeweißen Bergen frisch gepflückter Baumwolle beladen war. Die vordere Hälfte war mit einer Plane bedeckt, und die Montgomery-Zwillinge, die so alt waren wie ich, hüpften vergnügt in der Baumwolle herum, bis sie uns auf der Straße entdeckten. Dann hielten sie inne und winkten. Ich winkte ebenfalls, aber mein Großvater rührte keinen Finger. Wenn er am Steuer saß, winkte oder nickte er nie jemandem zu, und zwar weil er Angst hatte, die Hände vom Lenkrad zu nehmen, behauptete meine Mutter. Sie behauptete weiterhin, dass die Leute hinter seinem Rücken über ihn redeten und sagten, er wäre unhöflich und arrogant.
Ich persönlich glaube nicht, dass er sich um dieses Gerede scherte.
Wir fuhren hinter dem Anhänger der Montgomerys her, bis er bei der Entkörnungsanlage abbog. Er wurde von ihrem alten Massey-Harris-Traktor gezogen, den Frank fuhr, der älteste Montgomery-Sohn, der in der fünften Klasse mit der Schule aufgehört hatte und von dem alle in der Kirche glaubten, dass er noch in ernste Schwierigkeiten geraten würde.
Der Highway 135 wurde für die kurze Strecke durch Black Oak zur Main Street. Wir fuhren an der Baptistenkirche von Black Oak vorbei, eine seltene Ausnahme, denn normalerweise hielten wir immer für irgendeine Art Gottesdienst an. Alle Läden, Geschäfte, Betriebe, Kirchen, sogar die Schule standen an der Main Street, und an Samstagen, wenn die Leute vom Land ihre wöchentlichen Einkäufe erledigten, schob sich der Verkehr Stoßstange an Stoßstange durch den Ort. Aber es war Mittwoch, und als wir in der Stadt ankamen, parkten wir vor Pop und Pearl Watsons Lebensmittelladen in der Main Street.
Ich wartete auf dem Gehsteig, bis mein Großvater in Richtung des Ladens nickte. Das war das Zeichen, dass ich hineingehen und ein Tootsie Roll kaufen durfte, das ich anschreiben ließ. Es kostete nur einen Penny, aber es stand nicht von vornherein fest, dass ich jedes Mal, wenn wir in der Stadt waren, eins bekommen würde. Hin und wieder nickte er nicht, aber dann ich ging trotzdem in den Laden und trieb mich so lange neben der Registrierkasse herum, bis mir Pearl heimlich eins zusteckte und mich streng anwies, meinem Großvater nichts davon zu sagen. Sie hatte Angst vor ihm. Eli Chandler war ein armer Mann, aber zugleich war er über die Maßen stolz. Er würde lieber verhungern, bevor er sich Lebensmittel schenken ließe, worunter seiner Ansicht nach auch Tootsie Rolls fielen.
Er hätte mich mit einem Stock geschlagen, hätte er gewusst, dass ich Süßigkeiten annahm, deswegen hatte Pearl Watson auch keine Mühe, mich auf Stillschweigen einzuschwören.
Aber heute nickte er. Wie immer, wenn ich eintrat, wischte Pearl die Ladentheke. Ich umarmte sie steif, dann nahm ich ein Tootsie Roll aus dem Glas neben der Kasse. Ich unterschrieb schwungvoll die Quittung, und Pearl begutachtete meine Handschrift. »Wird schon besser, Luke«, sagte sie.
»Nicht schlecht für einen Siebenjährigen«, sagte ich.
Meine Mutter sorgte seit zwei
Weitere Kostenlose Bücher