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Die Farm

Die Farm

Titel: Die Farm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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und er war der Einzige, der eine Tasche aus Stoff besaß - wie mir schon bei meiner ersten Inspektion auffiel. Die anderen hatten ihre Habseligkeiten in Papiertüten verstaut.
    Miguels Englisch war passabel, aber nicht annähernd so gut, wie das von Juan gewesen war. Ich plauderte mit ihm, während Pappy die Formalitäten erledigte. Miguel stellte mich den anderen vor. Da war ein Rico, ein Roberto, ein Jose, ein Luis, ein Pablo und andere, deren Namen ich nicht verstand.
    Ich wusste vom Jahr zuvor, dass es ungefähr eine Woche dauern würde, bis ich sie auseinander halten konnte.
    Obwohl sie eindeutig erschöpft waren, machten alle den Versuch zu lächeln - außer einem, der mich spöttisch angrinste, als ich ihn ansah.
    Er trug einen Cowboyhut, auf den Miguel deutete, als er sagte:
    »Er hält sich für einen Cowboy. Deswegen nennen wir ihn auch so.«
    Cowboy war sehr jung, und für einen Mexikaner war er groß.
    Seine Augen waren schmal und blickten hinterhältig. Er hatte einen dünnen Schnurrbart, der zu seinem wilden Aussehen beitrug, und er jagte mir eine solche Angst ein, dass ich kurz daran dachte, mit Pappy über ihn zu sprechen. Ich wollte keinesfalls, dass der Mann während der nächsten Wochen auf unserer Farm lebte. Stattdessen wich ich jedoch nur einen Schritt zurück.
    Unsere Gruppe Mexikaner folgte Pappy den Gehsteig entlang zum Laden von Pop und Pearl. Ich ging mit und achtete darauf, Cowboy nicht zu nahe zu kommen. Im Laden bezog ich Position neben der Kasse, wo Pearl nur auf jemanden zum Reden gewartet hatte.
    »Sie behandeln sie wie Tiere«, sagte sie.
    »Eli sagt, dass sie einfach nur froh sind, hier zu sein«, flüsterte ich. Mein Großvater stand neben der Tür, Arme vor der Brust verschränkt, und sah zu, wie die Mexikaner die paar Dinge nahmen, die sie brauchten. Miguel gab ihnen Anweisungen.
    Pearl würde Eli Chandler nie kritisieren, aber sie warf ihm einen vernichtenden Blick zu, den er jedoch nicht bemerkte.
    Pearl und ich waren Pappy gleichgültig. Er machte sich Sorgen, weil die Baumwolle nicht gepflückt wurde.
    »Es ist einfach schrecklich«, sagte sie. Ich wusste, dass Pearl nur darauf wartete, bis wir gegangen waren, um ihre Freundinnen aus der Kirche aufzuwiegeln. Pearl war Methodistin.
    Als sich die Mexikaner mit ihren Waren an der Kasse anstellten, nannte Miguel ihre Namen, und Pearl legte für jeden eine Liste an. Sie rechnete die Gesamtsumme aus, trug den Betrag unter dem Namen des Arbeiters in ein Buch ein und zeigte den Eintrag sowohl Miguel als auch dem Kunden.
    Sofortkredit auf amerikanische Art.
    Sie kauften Mehl und Fett, um Tortillas zu machen, jede Menge Bohnen, sowohl in Dosen als auch getrocknet in Tüten, und Reis. Sonst nichts - keinen Zucker, keine Süßigkeiten, kein Gemüse. Sie aßen so wenig wie möglich, weil Essen Geld kostete. Ihr Ziel war es, jeden nur möglichen Cent zu sparen und mit nach Hause zu nehmen.
    Natürlich hatten die armen Kerle keine Ahnung, wo sie leben würden. Sie wussten nicht, dass meine Mutter eine leidenschaftliche Gärtnerin war, die mehr Zeit damit verbrachte, ihr Gemüse zu pflegen, als sich um die Baumwolle zu kümmern. Sie hatten Glück, denn meine Mutter war der Ansicht, dass jeder, der von unserer Farm aus zu Fuß zu erreichen war, etwas zu essen haben sollte.
    Cowboy war der Letzte in der Schlange, und als Pearl ihn anlächelte, dachte ich, er würde ihr ins Gesicht spucken.
    Miguel blieb in seiner Nähe. Er hatte gerade drei Tage mit dem Jungen auf dem Lastwagen verbracht und wusste wahrscheinlich über ihn Bescheid.
    Ich verabschiedete mich zum zweiten Mal an diesem Tag von Pearl, was merkwürdig war, denn normalerweise sah ich sie nur einmal in der Woche.
    Pappy rührte die Mexikaner zum Pick-up. Sie stiegen auf die Ladefläche und setzten sich Schulter an Schulter, Füße und Beine übereinander. Sie schwiegen und starrten ausdruckslos vor sich hin, als hätten sie keine Ahnung, wo ihre Reise enden würde.
    Der alte Wagen ächzte unter der Last, schaffte schließlich jedoch siebenunddreißig Meilen, und Pappy lächelte beinahe.
    Es war später Nachmittag, das Wetter war heiß und trocken, ideal zum Pflücken. Mit den Spruills und den Mexikanern hatten wir endlich genug Leute, um unsere Baumwolle zu ernten. Ich langte in meine Tasche und holte die zweite Hälfte meines Tootsie Roll heraus.
    Lange bevor wir zu Hause ankamen, sahen wir Rauch und dann ein Zelt. Zu unserem Haus führte eine Schotterstraße, die die meiste Zeit

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