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Die Farm

Die Farm

Titel: Die Farm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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der Sache ist mehr dran, Jesse. Ich hab gehört, dass er ein Stück Holz genommen und damit auf die Jungen ein-gedroschen hat, nachdem die Schlägerei vorbei war. Dabei hat er ihm wahrscheinlich den Schädel eingeschlagen. Zwei gegen einen ist nicht fair, und ich weiß Bescheid über die Siscos, aber musste deswegen einer von ihnen sterben?«
    »Ich hab niemand umgebracht«, sagte Hank. »Ich hab eine Schlägerei beendet. Und es waren drei, nicht zwei.«
    Es war an der Zeit, dass Hank die Sache klarstellte. Mir erschien es merkwürdig, dass Stick nicht wusste, dass drei Siscos verletzt worden waren. Er musste ja nur die blau geschlagenen Gesichter zählen. Aber wahrscheinlich hatte ihre Familie sie nach Hause gebracht und dort versteckt.
    »Drei?«, wiederholte Stick ungläubig. Die Versammelten erstarrten.
    Pappy packte die Gelegenheit beim Schöpf. »Drei gegen einen.
    Keine Chance, ihn wegen Mord festzunehmen. Kein Geschworener in diesem Distrikt wird ihn schuldig sprechen, wenn es drei gegen einen waren.«
    Einen Augenblick lang schien Stick dem zuzustimmen, aber er wollte es nicht zugeben. »Wenn er die Wahrheit sagt. Er wird Zeugen brauchen, und die sind im Augenblick dünn gesät.«
    Stick wandte sich an Hank. »Wer waren die drei?«
    »Ich habe mich nicht nach ihren Namen erkundigt, Sir«, sagte Hank sarkastisch. »Wir hatten nicht die Gelegenheit, uns vorzustellen. Bei drei gegen einen gibt’s ‘ne Menge zu tun, vor allem wenn man der eine ist.«
    Gelächter hätte Stick verärgert, und dieses Risiko wollte niemand eingehen. Deswegen senkten wir nur die Köpfe und grinsten.
    »Werd bloß nicht frech, Junge!«, sagte Stick und versuchte, verlorenen Boden wieder gutzumachen. »Du hast vermutlich keine Zeugen, oder?«
    Die Heiterkeit löste sich in einem langen Schweigen auf. Ich hoffte, dass Bö oder Dale vortreten und als Zeugen aussagen würde. Da die Spruills gerade bewiesen hatten, dass sie unter Druck logen, erschien es mir nur vernünftig, dass einer von ihnen Hanks Version rasch bestätigte.
    Aber niemand rührte sich, niemand sagte etwas. Ich schob mich ein paar Zentimeter zur Seite, bis ich vollständig hinter meiner Mutter stand.
    Dann hörte ich die Worte, die mein Leben verändern sollten.
    In die vollkommene Stille hinein sagte Hank: »Der kleine Chandler hat’s gesehen.«
    Der kleine Chandler machte sich beinahe in die Hose.
    Als ich die Augen öffnete, sahen mich natürlich alle an. Gran und meine Mutter waren besonders entsetzt. Ich fühlte mich schuldig und blickte schuldbewusst drein, und ich wusste augenblicklich, dass alle Anwesenden Hank glaubten. Ich war ein Zeuge! Ich hatte die Schlägerei mit angesehen.
    »Komm her, Luke«, sagte Pappy, und ich ging so langsam wie menschenmöglich in die Mitte des Kreises. Ich blickte auf zu Hank, und seine Augen glühten. Wie üblich grinste er, und seinem Gesicht sah ich an, dass er sich über mein Dilemma im Klaren war. Alle rückten näher, als wollten sie mich einkreisen.
    »Hast du die Schlägerei gesehen?«, fragte Pappy.
    In der Sonntagsschule hatte ich vom ersten Tag an gelernt, dass Lügen mich direkt in die Hölle bringen würden. Keine Umwege. Keine zweite Chance. Geradewegs in den feurigen Schlund, wo Satan zusammen mit Hitler und Judas Ischariot und General Grant wartete. Du sollst nicht falsch Zeugnis ablegen, was natürlich nicht genau wie ein striktes Verbot zu lügen klang, aber die Baptisten legten es so aus. Und ich war ein paar Mal geschlagen worden, weil ich ein bisschen geschwindelt hatte. »Sag die Wahrheit und bring es hinter dich«, war einer von Grans Lieblingssprüchen.

    Ich sagte: »Ja, Sir.«
    »Was hast du dort gemacht?«
    »Ich habe gehört, dass ein Kampf stattfindet, deswegen bin ich hin und habe zugesehen.« Ich wollte Dewayne nicht mit hineinziehen, zumindest nicht, solange es nicht unbedingt notwendig war.
    Stick ging auf ein Knie, sodass sein rundes Gesicht auf gleicher Höhe mit meinem war. »Erzähl mir, was du gesehen hast«, sagte er. »Und sag die Wahrheit.«
    Ich blickte zu meinem Vater, der hinter meiner Schulter aufragte. Und ich blickte zu Pappy, der merkwürdigerweise überhaupt nicht wütend auf mich zu sein schien.
    Ich pumpte Luft in mich hinein, bis meine Lunge voll war, und sah zu Tally, die mich nicht aus den Augen ließ. Dann blickte ich auf Sticks breite Nase und seine schwarzen, geschwollenen Augen und sagte: »Jerry Sisco kämpfte gegen einen Mann aus den Bergen. Dann hat sich auch Billy

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