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Die Farm

Die Farm

Titel: Die Farm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Sisco auf ihn gestürzt. Sie haben ihn furchtbar verprügelt, als Mr Hank kam, um dem Mann aus den Bergen zu helfen.«
    »Waren es da zwei gegen einen oder zwei gegen zwei?«, fragte Stick.
    »Zwei gegen einen.«
    »Was war mit dem ersten Jungen aus den Bergen?«
    »Ich weiß nicht. Er ist gegangen. Ich glaube, er war ziemlich verletzt.«
    »In Ordnung. Erzähl weiter. Und sag die Wahrheit.«
    »Er sagt die Wahrheit!«, schnaubte Pappy.
    »Weiter.«
    Ich vergewisserte mich, dass Tally mich noch immer ansah.
    Nicht nur ließ sie mich nicht aus den Augen, jetzt lächelte sie mich auch noch freundlich an. »Dann ist plötzlich Bobby Sisco aus der Menge gestürzt und hat Mr Hank angegriffen. Es waren drei gegen einen, genau wie Mr Hank gesagt hat.«
    Hanks Miene entspannte sich nicht. Wenn überhaupt, war sein Blick noch bösartiger. Er dachte voraus, und er war noch nicht fertig mit mir.
    »Ich glaube, das reicht«, sagte Pappy. »Ich bin kein Anwalt, aber selbst ich könnte einen Freispruch erzielen, wenn es drei gegen einen waren.«
    Stick ignorierte ihn und beugte sich noch näher zu mir. »Wer hatte das Holz?«, fragte er und kniff die Augen zusammen, als wäre das die wichtigste aller Fragen.
    Plötzlich explodierte Hank. »Sag ihm die Wahrheit, Junge!«, schrie er. »Einer der Siscos hat das Holz aufgehoben, oder etwa nicht?«
    Ich spürte die Blicke von Gran und meiner Mutter auf mir, die hinter mir standen. Und ich wusste, dass Pappy mich am liebsten am Kragen gepackt und die richtigen Worte aus mir herausgeschüttelt hätte.
    Vor mir, nicht allzu weit entfernt, warf Tally mir einen flehentlichen Blick zu. Bö und Dale und sogar Trot sahen mich an.
    »War es nicht so, Junge?«, brüllte Hank noch einmal.
    Ich schaute Stick in die Augen und begann zu nicken, zuerst verhalten, eine ängstliche kleine Lüge, wortlos hervorgebracht.
    Und ich nickte und log weiter, und indem ich das tat, tat ich mehr für unsere Baumwollernte als sechs Monategutes Wetter.
    Ich wanderte auf dem Rand des feurigen Schlunds. Satan wartete auf mich, und ich spürte die Hitze. Sobald ich könnte, würde ich in den Wald laufen und um Vergebung bitten. Ich würde Gott anflehen, mich zu verschonen. Er hatte uns die Baumwolle gegeben; jetzt war es an uns, sie zu beschützen und zu pflücken.
    Stick richtete sich langsam auf, ließ mich jedoch nicht aus den Augen; wir konnten den Blick nicht voneinander wenden, weil wir beide wussten, dass ich log. Er wollte Hank Spruill nicht verhaften, jetzt jedenfalls nicht. Erstens müsste er ihm Handschellen anlegen, eine Aufgabe, die sich als unangenehm erweisen könnte. Zweitens würde er alle Farmer gegen sich aufbringen.
    Mein Vater fasste mich an der Schulter und schob mich zurück zu den Frauen.
    »Du hast ihn zu Tode erschreckt, Stick«, sagte er und lachte verlegen. Er versuchte damit, die Spannung zu lösen und mich aus dem Weg zu schaffen, bevor ich etwas Falsches sagte.
    »Ist er ein braver Junge?«, fragte Stick.
    »Er sagt die Wahrheit«, sagte mein Vater.

    »Natürlich sagt er die Wahrheit«, sagte Pappy mit einer guten Dosis Zorn in der Stimme.
    Die Wahrheit war gerade umgeschrieben worden.
    »Ich werde mich weiter erkundigen«, sagte Stick und ging zu seinem Wagen. »Vielleicht komme ich noch mal.«
    Er knallte die Tür von seinem alten Streifenwagen zu und fuhr von unserem Hof. Wir sahen ihm nach, bis er außer Sichtweite war.

    D a wir sonntags nicht arbeiteten, wurde es eng im Haus, wenn meine Eltern und Großeltern die wenigen leichten Arbeiten erledigten, die erlaubt waren. Sie versuchten zu schlafen, gaben es wegen der Hitze jedoch bald wieder auf. Wenn die Stimmung gereizt war, setzten mich meine Eltern gelegentlich auf die Ladefläche des Pick-up, und wir machten eine lange Fahrt. Es gab nichts Besonderes zu sehen - das Land war platt und mit Baumwolle bedeckt. Das Panorama war überall das Gleiche. Entscheidend war jedoch, rauszukommen.
    Kurz nachdem Stick gefahren war, musste ich in den Garten, um Gemüse zu ernten. Zwei Kartons wurden damit gefüllt, und sie waren so schwer, dass mein Vater sie auf den Pick-up hieven musste. Als wir aufbrachen, waren die Spruills auf dem Hof verstreut in verschiedenen Stadien der Entspannung. Ich wollte sie nicht einmal ansehen.
    Ich saß auf der Ladefläche zwischen den beiden Kartons mit Gemüse und sah zu, wie der Staub hinter dem Wagen aufwirbelte und graue Wolken bildete, die rasch aufstiegen und in der schwülen Luft über der Straße

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