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Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Titel: Die Fastnachtsnarren. Humoresken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Durchlaucht nicht die Gnade haben, einen Augenblick bei mir abzusteigen? Es hat einen guten Schluck Bier bei mir und außerdem noch so Manches, was sehr für Hungrige und Durstleidende geeignet ist.«
    »Danke! Werde später einmal bei Ihm zusprechen; heut Abend aber will ich froh sein, wenn ich in meinen vier Pfählen bin. Man sieht ja die eigne Hand nicht vor dem Auge. Schlafe Er wohl!«
    »Wünsche eine gute Nacht, Durchlaucht, und sage meinen Dank für die Equipage!«
    »Schwätze Er nicht, und mache Er, daß Er in Seine Bude kommt! Vorwärts, Heinz!«
    Der Weg führte jetzt wieder bergab. Heinz drehte die Bremse zu und ließ die Pferde langsam gehen.
    »Dorchlaucht!«
    »Was?«
    »Haben wir auch ferner die Ziege noch?«
    »Das versteht sich! Hier liegt sie ganz so, wie sie der Schulze hergelegt hat. Ich habe die ganze Zeit die Füße nicht von ihr heruntergebracht und bin vollständig überzeugt, daß der Bock für diesmal eine absolute Unmöglichkeit ist. Drehe immer wieder auf, Heinz! Die Pferde sind gut; das Geschirr ist dauerhaft, und so können wir uns schon etwas besser sputen. Ich habe eine ordentliche Sehnsucht, der Wimmerliese zu zeigen, daß wir die Ziege bringen.«
    »Ja, Dorchlaucht, wenn ich die sehe, nämlich das Krakehllinchen, so habe ich gegenwärtig zuweilen noch eine ganz andre Sehnsucht, indem mir dieselbe in den Fingern juckt.«
    Bald erkannte man an den vorn auftauchenden Lichtern, daß man sich der Stadt nähere. Man umfuhr dieselbe in einem Bogen und langte endlich glücklich und wohlbehalten im Schloßhofe an.
    Die herzueilende Dienerschaft half dem Prinzen aus dem Wagen und bemächtigte sich dann der Pferde; Heinz aber lief schleunigst nach der Küche, um die Wirthschafterin zu citiren. Sie setzte die Laterne in Stand und folgte ihm nach unten, wo ein Knecht eben den Bock vom Wagen hob und von seinen Fesseln befreite.
    »Hier hat Sie Ihre Ziege, Sie alte Samielshaube,« meinte der Oberst; »und nun unterstehe Sie sich ja nicht, mir morgen wieder weiß zu machen, daß es ein Bock ist!«
    »Gnädiger Herr, da will ich lieber nicht warten bis morgen, sondern es jetzt schon sagen. Es ist ja ganz derselbe Bock, den der Herr Oberst mitgenommen haben!«
    »Was will Sie da behaupten?« donnerte er sie an. »Ein Bock soll es sein? Derselbe Bock, den ich mitgenommen habe? Da soll Ihr doch gleich ein armdickes Graubelwetter auf den Hals fahren! Glaubt Sie etwa, daß ich betrunken sei?«
    »Wollen sich der gnädige Herr nicht vielleicht überzeugen?«
    »Her mit der Laterne!«
    Er riß ihr die Leuchte aus der Hand und trat dem Thiere näher.
    »Alle guten Geister! Das –! ist –! wahr –! haftig –! der –! ver –! wünschte! Ziegenbock –!!! Heinz, Heieeeeeeinz!!!«
    »Was denn, Dorchlaucht?«
    »Siehst Du’s, daß er es ist?«
    »Ja, Dorchlaucht, ganz von selber!«
    »Hole die Axt oder die Radehacke und gieb dem Racker Eins vor den Kopf! Das ist ja der reine Beelsebub!«
    »Dorchlaucht, das geht unmöglicher Weise gar nicht an!«
    »Warum nicht?«
    »Der ist verhext, indem ich das gleich gesagt habe, oder ist es unterdessen der Bohomoth, der den Hiob aufgefressen hat. Wenn der mich mit der Radehacke sieht, so ist es um mich geschehen, wiewohl dann mein letztes Brod gebacken ist!«
    »Dann werde ich ihn selbst todtschlagen!«
    »Gnädiger Herr,« legte sich hier die Wirthschafterin aufs Wort, »thun Sie das nicht! Ach wenn Sie so wie ich den Samiel auf dem Theater gesehen hätten, so – – –«
    »Ruhe hier!« gebot er. »Wenn Sie mir noch einmal mit Ihrem Samiel auf dem Theater kommt, so sehe ich, wo ich den Kerl aufgable, und dann muß Sie ihn zur Strafe heirathen! Dann hat alle Noth mit Ihr sammt der Mondscheinduselei und dem Sterneguken ein Ende! Denkt Sie vielleicht, ich glaube wirklich, daß der Ziegenbock verhext ist? Nein, es war nur in der Ueberraschung, daß ich von dem Beelsebub redete; ich dächte doch, das hätte Sie sich denken können! Die Geschichte geht sicher ganz natürlich zu, wenn wir sie uns jetzt auch nicht gleich erklären können. Schafft das Viehzeuch in den Stall und gebt ihm sein gehöriges Futter. Ich werde schon sorgen, daß wir den ordentlichen Hergang noch erfahren! Heinz!«
    »Was denn, Dorchlaucht!«
    »Komm! Wir müssen auf diese unbegreifliche Geschichte noch eine Pfeife rauchen!«
    »Jawohl, Dorchlaucht! Indem mir niemals Etwas über eine gute Pfeife Tabak geht, so ist sie mir trotzdem immer noch tausendmal lieber, als ein verzauberter Ziegenbock,

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