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Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Titel: Die Fastnachtsnarren. Humoresken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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beträgt sich so gut und anständig, daß man seine Freude über ihn haben muß.«
    »Da hast du Recht! Er hat sogar so etwas Vornehmes mit von der Wanderschaft gebracht; wer ihn nicht kennt, der glaubt gar nicht, daß er ein einfacher Tischlergeselle ist.«
    »Nicht wahr, so Etwas fällt Euch Weibern gleich in die Augen?! Nenne Du es meinetwegen immerhin vornehm; es ist ganz gut von ihm, daß er sich für sich hält und von den Ausgelassenheiten der Andern Nichts wissen mag. Er ist mir einige Male begegnet und hat dabei die Mütze so tief gezogen und mir so höflich einen ›guten Tag‹ gewünscht, als ob ich der Herr Stadtrichter selber wäre. So Etwas thut Einem wohl, und ich bin ihm dafür, daß er an die alte Feindschaft nicht denkt, herzlich gut geworden. Auch ich bin gern zur Versöhnung bereit und habe daher stets Alles vermieden, was irgend welches Aergerniß erregen könnte, und wenn trotzdem der alte Bergmann Dinge hervorsucht, die mir gar nicht eingefallen sind, so bin ich nicht Schuld daran. Er freilich wird Feuer und Flamme spucken, wenn er erfährt, daß der Fritz ein Auge auf unsre Liese geworfen hat; wir aber wollen die Sache ruhig abwarten; der liebe Gott weiß ja Alles so einzurichten, daß es sich zum Besten schickt, nicht wahr Mutter?«
    »Freilich, freilich, mein Alter! Komm, setze dich herüber an den Tisch; das Essen ist fertig, und wer bei solchem Wetter die ganze Nacht aushalten soll, der kann etwas Warmes schon vertragen.«
    »Gut, hier bin ich schon!« Er folgte ihrer Aufforderung; während des späten Abendbrotes rückt der Zeiger immer weiter vorwärts und steht endlich auf zehn Uhr. Da schiebt Grundmann die Tasse zurück und erhebt sich. Auch die Hausfrau steht auf, um ihm beim Ankleiden zu Diensten zu sein. Er fährt in die dicken, warmen Schneestiefeln, läßt sich die Mützenklappen über die Ohren binden und schmunzelt behaglich, als sie ihm den Pelz an die Arme schiebt.
    »So nun gieb mir noch die Fausthandschuhe und das Horn! Ich komme vor vier Uhr nicht wieder, denn es dauert grad eine Stunde, ehe ich einmal herumkomme. Gute Nacht!«
    »Gute Nacht, Vater!«
    Er tritt durch die vorsichtig geöffnete Thür hinaus in die stockfinstre Nacht, arbeitet sich bis zur nächsten Straßenecke durch den ellenhohen Schnee und setzt hier das Horn an die Lippen.
    »Du – u – u – ut! hat Zehn geschlagen. Lobt Gott den Herrn!«
    Hier in dem entlegenen Stadttheile, wo Keiner von den paar Großen wohnt, braucht er sich keine sonderliche Mühe zu geben und kann seine Sache so kurz wie möglich machen. Die Beine hoch emporziehend, steigt er weiter; jeder Schritt ist eine Anstrengung, die ihm trotz der Kälte den Schweiß aus allen Poren treibt, und so ist er froh, als er die zweite Station erreicht, wo er seine musikalische Fertigkeit zu produciren pflegt. Es ist ein Bäckerhaus, vor welchem er steht, und er hört lustiges Stimmengewirr durch die geschlossenen Fensterläden klingen. Er legt das Ohr horchend an einen der Läden und vernimmt den befehlenden Ruf:
    »Wo bleibt denn der Quarkkuchen? Ich esse doch keinen andern. Schafft welchen her!«
    Sofort setzt er das Horn an:
    »Du – u – u – ut! Hat Zehn geschlagen!« Und langsam und vernehmlich singt er weiter:
     
    »Bewahrt das Feuer und das Licht,
    Daß unsrer Stadt kein Schad’ geschieht.
    Von Eurem Kuchenschmauß
    Schickt mir auch, ‘was heraus.
    Und liegt der Quark nicht gar zu dick,
    So lang’ ich nicht mit einem Stück!«
     
    Der zarte und kunstvolle Reim hat angesprochen, denn man hört fröhliches Lachen erschallen und wenige Augenblicke später öffnet sich die Hausthür.
    »Grundmann, alter Schwede, willst Du wirklich ein Stück Quarkkuchen? Komm herein!«
    Er schüttelt den Schnee ab und tritt in die Stube, in welcher sich die zahlreichen Freunde einiger junger Familienglieder um eine duftende Groggterrine versammelt haben. Sie alle sind dem beliebten und spaßhaften Nachtwächter gewogen; ein ganzes Dutzend Gläser wird ihm entgegen gehalten, und er ist wirklich gezwungen, jedem Einzelnen gehörig Bescheid zu thun. Dann wird ihm der versprochene Kuchen in die weite Tasche seines Pelzes geschoben und er nimmt dankend Abschied von den freigebigen Leuten.
    »Das ist ein schöner Anfang für das neue Jahr,« brummt er vergnügt vor sich hin. »In zwei Minuten vielleicht fünf bis sechs Glas heißen Grogg getrunken, das ist ein ordnungsliebender Schneidermagen nicht gewohnt. Und wenn es sich gar wiederholen sollte, so weiß

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