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Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Titel: Die Fastnachtsnarren. Humoresken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ein Mädchen, nämlich die Liese, das eingebildete, verzogene Ding.«
    »Aber hübsch ist sie und brav und arbeitsam dazu.«
    »Ja, lobe sie nur! Ich weiß es schon lange, daß Du mit dem Jungen unter einer Decke steckst. Aber macht Euch nur keine Pläne ohne mich. Kannst Du Dir denn eine größere Schande denken, als wenn ein Bergmann eine Grundmann heirathet? Und dabei ist der Nichtsnutz ganz gewiß nach dem ›wilden Manne‹ gelaufen und läßt sich von dem Mädchen den Kopf vollends verdrehen! Könnte ich nur fort, ich wollte die Beiden beliebeln, daß ihnen Hören und Sehen vergehen sollte. Aber ich heiße nicht umsonst Berg mann, und ich werde Euch schon zeigen, wer Herr im Hause ist, nämlich der Mann oder die Frau und der Junge! – Jetzt schlägt es Zehn, und ich muß fort. Gute Nacht!« – –
    Und ganz draußen, im letzten Hause Breitenfelds wohnt der ehrsame Schneidermeister Grundmann. In dem kleinen, traulichen Stübchen ist Alles so sauber und blitzeblank, als sei die Wirthschaft eben erst im Laden gekauft worden, und wer nun gar in die vollen, runden Gesichter der beiden Leute blickt, welche hier ihr Wesen treiben, dem kann es nicht entgehen, daß in dem kleinen, einstöckigen Häuschen Glück und Zufriedenheit ihre Wohnstätte aufgeschlagen haben.
    Dort im Großvaterstuhle am Ofen sitzt der Hausvater, gehüllt in einen weiten, großgeblumten Schlafrock, mit größtem Wohlbehagen den Duft einer Cigarre genießend, die er sich aller Augenblicke unter die Nase hält. Er will von dem Viertelhundert, welches ihm der heilige Christ gebracht hat, nur Sonn-und Feiertags eine rauchen und hat sich ganz genau ausgerechnet, daß der Vorrath dann grad bis zum zweiten Pfingstfeiertage reicht. Mit liebevollen Blicken verfolgt er die Bewegungen seiner Frau, welche im Begriff steht, den Tisch mit einem weißen Tuche zu bedecken und dann Tassen und Teller darauf zu stellen.
    »Höre, Mutter, wo ist denn eigentlich unser Lieschen hin?«
    »Ja, weißt Du, Vater,« antwortet das rührige Weibchen, »das darf ich Dir gar nicht sagen, weil Du ganz gewiß bös darüber wirst, denn wo der Bergmann in das Spiel kommt, da – – –«
    »Aha,« fällt er ihr in die Rede; »da ist sie wohl mit dem andern jungen Volke wieder einmal hinaus zum ›wilden Manne‹ gegangen, wo der Fritz niemals fehlt, wenn die Liese zu erwarten ist?«
    »Errathen!« nickte die Frau. »Du schliefst so fest und gut, und da habe ich ihr an Deiner Stelle die Erlaubniß gegeben. Ist es recht gewesen, Vater?«
    »Warum denn nicht? Wir waren ja auch ‘mal jung und sind der Geige nachgelaufen, so oft es sich nur möglich machen ließ. Freilich ist das Wetter seit dem Nachmittage schlimmer geworden; es ist ja so finster draußen wie in einem Kartoffelsacke, und der Schnee stürzt in ganzen Wolken vom Himmel. Aber was fragt man nach solchen Dingen, wenn man neunzehn Jahre zählt und – –« setzt er mit pfiffiger Miene hinzu – »einen Schatz hat, von dem der Vater Nichts wissen soll.«
    »Ja ja, Nichts wissen soll! Du wärst mir Derjenige, dem man Etwas verschweigen könnte! Ich glaube, Du hast es noch eher gemerkt als ich; weil Du aber geschwiegen hast, so bin ich auch still darüber gewesen, obgleich ich gern wissen möchte, was Du von der Sache denkst.«
    »Das kannst Du gleich zu hören bekommen: Ich mag keinen Bergmann zum Schwiegersohn; diese Leute sind mir viel, viel zu reich und vornehm!«
    Das Gesicht der Hausfrau hatte einige Besorgniß zeigen wollen, hellte sich aber bei dem Zusatze sofort wieder auf.
    »Spaßvogel, der Du bist! Wohl weil sie dreihundert Thaler auf der Sparkasse haben und wir fünfhundert? Und zu vornehm? Warum denn eigentlich, wenn man fragen darf?«
    »Ist es etwa nicht vornehm, wenn der Birkensteiner Nachtwächter nach Stadtmanier mit der Schnarre herumläuft und mich überall einen Hornduter nennt, weil ich bei der alten, guten Weise bleibe?«
    »Und Du ärgerst Dich auch ganz schrecklich darüber, Du armer, armer Teufel Du!«
    »Ja, ich habe leider einmal so einen ärgerlichen Charakter und falle deshalb jetzt auch ganz und gar vom Fleische!« lachte er, indem er sich liebevoll mit beiden Händen über das runde Bäuchlein streicht. »Aber Spaß bei Seite, Mutter, ich will Dir aufrichtig sagen, daß ich gegen den Fritz Nichts habe, obgleich sein Vater es an Feindseligkeiten gegen mich nicht fehlen läßt. Dafür aber kann der Junge nicht; er hat etwas Tüchtiges gelernt, ist lange Zeit in der Fremde gewesen und

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