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Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Titel: Die Fastnachtsnarren. Humoresken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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unerklärlichen Lage vollständig verblüfft, schreiter er tapfer vorwärts und liegt im nächsten Augenblicke, alle Viere von sich streckend und von der »einzigen« Laterne beschienen, draußen im Schnee.
    »Himmel – – –!« Das Kraftwort bleibt dem guten Manne im Munde stecken, denn glücklicher Weise ist ihm plötzlich Alles klar geworden. »O, ich Esel, der ich bin! Nein, nein, so Etwas hält man wahrhaftig nicht für möglich! Kann mich da nicht besinnen, daß ich in den Omnibus gestiegen bin, um ein wenig zu nicken, und hier steht er doch der Wagen, da brennt die Laterne am ›Sellerie,‹ und es ist nur ein Glück, daß ich noch zur rechten Zeit wieder aufgewacht bin, sonst hätte mich der Hans bemerkt und ich wäre blamirt gewesen für alle Zeiten. Das Schläfchen hat doch geholfen. Wenn nur auch das Wetter besser geworden wäre! Aber jetzt vorwärts, ehe es Elf schlägt!«
    Fest glaubend, daß er in Breitenfeld sei, wandert er in die finstre Gasse hinein, geht an der ersten Ecke vorüber und bleibt dann an der zweiten stehen, um seines Amtes zu pflegen. Noch aber hat er das Horn nicht an den Mund gebracht, so läßt sich ihm grad gegenüber eine Schnarre vernehmen und eine ebenso schnarrende Stimme ruft:
    »Hat Zwölf geschlagen. Lobt den Herrn!«
    Mit einigen raschen Schritten ist er über die Straße hinüber und hat die frevelnde Person trotz ihrer ungeheuren Länge beim Kragen. »Halt, Bursche, ich will Dich lehren, hier den Nachtwächter zu spielen und mich mit Deiner Schachtelmannsschnarre zu foppen! Her mit dem Dinge!« »Wa – wa – wa – wa waaaas? ruft erstaunt der Andre, indem er sich von dem unerwarteten Griffe loszumachen sucht. Wer ist Er denn, Er Grobian, daß Er es wagt, einen ehrsamen Tischlermeister und Stadtnachtwächter mitten in der Amtirung straßenräuberisch zu überfallen, he?«
    »Einen ehrsamen Tischlermeister und Stadtnachtwächter? J, der Tausend! Es fällt Dir wohl gar ein, Bruderherz, hier den Bergmann zu spielen? Das kann Dir schlecht bekommen, denn ich werde Dich einspinnen, und Du magst dann morgen sehen, wie Du Dich wieder herauswickelst. Es ist kein Spaß, grad zum Neujahrstage den Leuten weiß zu machen, daß es schon Zwölf geschlagen hat, wenn ich noch mitten in der Zehne sitze. Her mit der Schnarre, sage ich!«
    »Kerl, Er ist verrückt! Mir fällt es gar nicht ein, den Bergmann blos zu spielen, denn ich bin er doch leibhaftig, und Zwölf hat es geschlagen, daß es pufft. Und einwickeln will Er mich, und die Schnarre will Er haben, die Schnarre, das Zeichen und Insignum meiner amtlichen Würde? Da möchte ich doch auch mit dabei sein! Nein, so Etwas ist mir doch in Birkenstein noch niemals vorgekommen!«
    »In Birkenstein? Nein, aber hier in Breitenfeld wirst Du es erleben und zwar jetzt gleich. Her damit, sage ich, oder ich mache Strafantrag auch noch wegen Widersetzlichkeit!«
    »Wegen Widersetzlichkeit? hier in Breitenfeld? Nein, das ist mir zu toll! Nun ist meine Geduld zu Ende! Thut der Kerl, als ob er in Breitenfeld sei und will mich, den Nachtwächter David Heinrich Bergmann wegen Widersetzlichkeit in Strafe bringen! Wer ist Er denn, Er alberner Christlieb Er, daß Er mir da solch hirnverbranntes Zeug vorschwatzen kann?«
    »Ich? Wer ich bin? Da ist bald gesagt, mein lieber Junge! Ich bin der Nachtwächter Eduard Ludwig Grundmann, und nun wirst Du wohl mit Deinem Bergmann schweigen und mir endlich die Schnarre geben!«
    »Der Grundmann will Er sein? Das käme mir ja ganz ungeheuer gelegen, wenn’s wahr wäre. Dick genug ist Er dazu und dumm genug auch. Ja, wahrhaftig, da hängt das Horn. Das ist mir lieb, ganz außerordentlich lieb, daß er mich auf diese Weise einmal hier in Birkenstein besucht, Herr College, und ich werde so gut für Sein Unterkommen sorgen, daß Er sich ein Beispiel daran nehmen kann!«
    »Höre, Schatz, laß die Komödie nun endlich einmal aufhören! Ich bin eine alte, seelensgute Haut und lasse mir wohl auch ‘mal einen Spaß gefallen, aber er darf nicht in die Länge gezogen werden, wie Du es machst. Meine Geduld geht auf die Neige, und wenn – – –«
    Er unterbricht sich, denn in diesem Augenblicke schlägt es Zwölf, und, wahrhaftig, das sind nicht die Breitenfelder, sondern die Birkensteiner Glocken, und nun weiß er auf einmal, wo Barthel Most holt.
    »Na?« fragt Bergmann triumphirend. »Geht Ihm nun bei diesem Klange endlich ein Seifensieder auf? Daß Er wirklich der Grundmann ist, das weiß ich nun und habe auch meine

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