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Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Titel: Die Fastnachtsnarren. Humoresken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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frug der Wirth.
    »So ‘was ist mir doch in meinem ganzen Leben noch nicht passirt! Da fahre ich schnurstracks nach Langenberg und als ich aussteige, bin ich immer noch da hier im lustigen Manne. Wenn das heut’ Abend Walpurgis wäre oder Sanct Andreas oder gar Sylvester, so dächte ich, der Gottseibeiuns hätte mich irre geführt. So aber ist Fastnachtsdienstag und –«
    »Halloh, der Wadenbach ist wieder da. Kommt ‘raus und schafft das Faß mit herauf!« unterbrach der soeben die Treppe herabkommende Hahnemann den Sprecher, und sofort wurde oben die Thüre geöffnet und die ganze Versammlung drängte nach unten, um den Gegenstand ihrer Sehnsucht baldigst in Empfang nehmen zu können. Ohne den Färber erst groß zu fragen, stürmten die Vordersten an ihm vorüber und hinaus zum Schlitten.
    »Wo steckt denn das Bier, Wadenbach; oder hast Du’s schon abgeladen?«
    »Laßt mich in Ruhe, und gebt mir vor allen Dingen erst einen Pommeranzen, daß ich die Gedanken wieder zusammen kriege!«
    Mit diesem Stoßseufzer stieg er die Treppe hinan und erzählte den ihm folgenden Leuten das räthselhafte Abenteuer.
    »Ihr allzusammen wißt, daß ich nicht abergläubisch bin, nein, gewiß ganz und gar nicht; aber das geht mir denn doch über die Hutschnur. Draußen im Walde hat mich’s schon öfter’s im Kreise herumgeführt, aber mit einem Schlittengeschirr und auf offener, gerader Straße – wie gesagt, wenn es heut’ Walpurgis wäre oder And –«
    »Walpurgis?« fiel Hahnemann ihm in die Rede; »was ist denn Walpurgis weiter für eine Nacht! Die paar Hexen, die da auf dem Bloxberge herumkrappeln, sind gar nicht der Rede werth; aber Sanct Lazarus, der vierundzwanzigste Februar und der fünfundzwanzigste nachher, das sind zwei schlimme Tage, an denen – na, ich sage weiter nichts; denn es glaubt heut zu Tage doch Niemand mehr an solche Sachen. Das junge Volk will einmal klüger sein als das verständige Alter.«
    »Sanct Lazarus?« fragte Wadenbach. »Was ist denn da los?«
    »Weißt Du denn das noch nicht? Das ist ja der Tag, an dem der Teufel vom Erzengel Michael oder Gabriel oder wie der geheißen hat, durch die Wolken herunter auf die Erde geworfen worden ist. Und am fünfundzwanzigsten ist Sodom und Gomorrha untergegangen. An diesen beiden Tagen darf sich keine Menschenseele um Mitternacht draußen im Freien blicken lassen; entweder führt es Einen irre oder es thut Einem sonst einen Schabernack.«
    »Und heut ist der Vierundzwanzigste!« rief Wadenbach mit leisem Schauer.
    »Heute? Wahrhaftig; daran habe ich gar nicht gedacht. Aber Du, da bist Du noch gut weggekommen, wenn Du nicht etwa gar dem Lot seine Frau gesehen hast, die damals in eine Salzsäule verwandelt worden ist, weil sie rückwärts gegukt hat.«
    »Die habe ich nicht gesehen.«
    »Das ist ein Glück; denn wer die sieht, der stirbt in demselben Jahre, und wer sich gar nach ihr umgukt, der lebt keine vierundzwanzig Stunden mehr. Meine selige Großmutter zum Beispiel hat es mit erlebt, daß der alte Schubertbauer in Reichenbrand –«
    »Larifari!« fiel Einer der Umstehenden ein, wurde aber von den Anderen, welche die Absicht Hahnemanns wohl merkten, durch Winke zurecht gewiesen.
    »Du meinst die Geschichte von dem Schubertbauer, der am Vierundzwanzigsten Abends 11 Uhr aus Meinsdorf fortgefahren ist und als er nach Hause kommt, fragen Sie ihn, wo er so lange gewesen ist?« stimmte ein Anderer ein.
    »Ja das ist wirklich passirt. Mein Vater hat damals als Kleinknecht bei ihm gedient und erinnert sich noch heute an den Schreck, den der alte Mann damals gehabt hat. Von Meinsdorf bis Reichenbrand ist es nur eine kleine Stunde, und als er nach Hause kommt, sieht er, daß er ein ganzes, volles Jahr gefahren ist, ohne daß er etwas davon gemerkt hat.«
    »Das ist viel; das ist wahrhaftig viel!« rief der erstaunte Färber. »Aber wie war es denn mit der Salzsäule?«
    »Die hat er gesehen und ist auch nachher ganz plötzlich gestorben. Aber diese Sachen sind ja vorbei und gehen uns nichts an. Heute handelt sich’s um weiter nichts, als um unser Bier, das wir haben müssen. Wie wirds, Wadenbach? Du hast die Sache einmal auf Dich genommen.«
    »Mich kriegt Ihr nicht wieder dazu. Ich bin froh, daß ich mit heiler Haut davongekommen bin.«
    »Ich glaube gar, Du fürchtest Dich!«
    »Fällt mir nicht ein, ganz und gar nicht. Von dieser Seite kennt Ihr mich ja Alle; aber in diesem Hundewetter kann man sich den Tod holen. Die Nacht ist keines Menschen

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