Die Fastnachtsnarren. Humoresken
Freund!«
»Ach, die Nacht ginge am Ende noch; aber die Salzsäule, die verflixte Salzsäule, mit der mag man nicht gern ‘was zu thun haben!«
»Nein, wahrhaftig, ich fürchte mich nicht und vor einer Salzsäule erst recht nicht; denn da habe ich noch ganz andre Dinge gesehen; aber ich sehe gar nicht ein, warum grad ich alleine am Vierundzwanzigsten um Mitternacht, wo der Teufel vom Himmel geschmissen worden ist, hinaus soll. Von Euch kann mir doch Keiner helfen, wenn mir’s nachher an den Kragen geht. Wirthshaus, noch einen Pommeranzen!«
»Du gestehst’s ja also doch selber ein, daß Du Dich fürchtest.« –
»Ich? Mich fürchten? Das hätte ich eben nöthig! Mich dauert nur das arme Pferd.«
»Ach, Papperlappap, Angst hast Du!«
»Und das will unser Vorsteher sein? Das ist eigentlich eine Schande für die ganze Gesellschaft,« fügte Einer hinzu. »Da ist der Hahnemann ein ganz andrer Kerl, der fürchtet sich vor dem Teufel und seiner ganzen Sippschaft nicht. Wo steckt er denn eigentlich?«
»Er ist hinuntergegangen. Ich glaube, er fährt gleich selber nach Langenberg. Der geht dicke d’rauf; so einen Mann brauchen wir zum Vorsteher!« meinte der Wirth.
»Halt!« rief Wadenbach, der sich jetzt bei der Ambition gepackt fühlte und Alles für sein eifersüchtig bewahrtes Ehrenamt fürchtete. Den brauchen wir nicht; der mag nur dableiben; ich fahre selbst!
»So ist’s recht!« rief es im Kreise. »Dem Hahnemann ist’s nur um den Vorsteher zu thun. Heut Abend möchte er es gern gut machen, daß Du ihn früh zum Narren gehabt hast.«
»Das ist auch so! Hört, war der Streich nicht gut von mir ausgedacht?«
»Prächtig.«
»Fährt der Kerl in diesem Hundewetter zwei Stunden weit, um mir Farben zu holen, hahaha!«
»Freilich; der mag sich schöne ärgern, daß er Dich nicht auch herum kriegen kann.«
»Mich? Das kann im ganzen Leben nicht vorkommen! Wirthshaus, noch einen Pommeranzen. Mach aber schnell, sonst fährt mir der Hahnemann davon.«
Dieser war indessen abermals nach unten gegangen und hatte mit Verwunderung seinen Sohn im Gastzimmer getroffen.
»Heinrich, Du hier! Wie kommt denn das? Ich denke, Du willst heute zu Hause bleiben.«
»Ich wollte; aber der Spaß mit Wadenbach hat mich hereingetrieben.«
»Es paßt mir, das Du da bist. Komm heraus! Er fährt jedenfalls noch einmal, und es ist möglich, daß wir ihn heute wegen Dir und Deiner Louise bei der Parabel nehmen können.«
Sie schritten mit einander hinaus, und einige Minuten später saß der Färber wieder in dem Schlitten und kutschirte zum zweiten Male auf der Langenberger Straße dahin.
Es war ihm nicht ganz geheuer zu Muthe. Die Erzählungen von Sodom und Gomorrha und dem herabgeworfenen Teufel stimmten in der Weise mit seinen eigenen Anschauungen zusammen, daß nur der mögliche Verlust der Vorsteherwürde ihn vermocht hatte, sich in einer so gefährlichen Nacht zum zweiten Male heraus zu wagen, und er fühlte die Bangigkeit erst schwinden, als er die Wirthschaft Hahnemann’s wieder vor sich sah.
Aus Besorgniß, die Salzsäule zu erblicken, hatte er sich nicht umzuwenden getraut und also auch nicht bemerkt, daß Heinrich gleich nach Beginn der Fahrt hinten aufgestiegen und in geduckter Stellung sein Begleiter gewesen war. Der junge Mann ließ ihn erst in das Haus treten und schritt dann, nachdem er das Fuhrwerk wieder umgelenkt hatte, durch die Küche in das Gastzimmer.
»Da sind Sie ja wieder, Herr Wadenbach! Waren sie in Langenberg noch munter?«
Der Gefragte schüttelte den Kopf.
»Gieb mir erst ‘nen Pommeranzen, und dann sollt Ihr hören, wie mirs heut Abend gegangen ist.«
Er that einen kräftigen Zug und erzählte dann sein Erlebniß.
»Das ist gar nicht zu verwundern,« meinte Heinrich trocken, als er geendet hatte. »Heut ist ja der Tag, an dem der Teufel auf die Erde gefallen ist, und da muß man sich in Acht nehmen.« Der alte Schulmeister Fridolin in Chursdorf hat den dreifachen Höllenzwang und ist ein großer Meister im Beschwören und Citiren. Von ihm habe ich Manches erfahren und möchte heut um keinen Preis weiter als zehn Schritte von der Thür gehen.
»Das geht mir ebenso. Aber was will ich machen? Ich muß fort, wenn ich mich nicht blamiren will. Schlaft wohl; auf dem Rückwege spreche ich wieder vor. Lauft also nicht zu Bette, damit ich noch eine Herzstärkung zu mir nehmen kann.«
»Gute Nacht, Herr Wadenbach. Wir werden warten!« antwortete Heinrich, griff, als der Färber die Thür
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