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Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Titel: Die Fastnachtsnarren. Humoresken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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geschlossen hatte, in die Kommode und war mit dem weißen Gegenstande, welchen er aus dem Kasten nahm, so eilig verschwunden, daß die Mutter gar keine Zeit zu der ihr auf der Zunge liegenden Frage hatte, was er denn mit dem Betttuche machen wolle.
    Mittlerweile fuhr Wadenbach weiter. Er hatte sich den Sitz tief heruntergeschnallt, damit er sich recht eng und klein in die Ecke schmiegen könne und ließ den Braunen laufen, wie es ihm gefiel; das arme Thier kam nur langsam vorwärts. Fast den ganzen Tag auf den Beinen, war es nun ernstlich müde geworden und konnte sich durch die zahlreichen Schneewehen, welche der Wind angesetzt hatte, nur mühsam fortbewegen und stand endlich ganz still.
    »Hott üh, Brauner; komm, Hans, hopp!« rief Wadenbach und richtete sich auf; aber mit einem lauten Aufschrei sank er sofort in seinen Winkel zurück; denn grad vor dem Pferde stand eine lange, weiße Gestalt mit weit auseinandergestreckten Armen. Das war die Salzsäule!
    »Alle guten Geister loben –!«
    Weiter brachte er den Stoßseufzer nicht heraus. Der Schreck schnürte ihm die Kehle zu, und ein reibeisenartiges Gefühl lief ihm kalt vom Nacken aus über die ganze hintere Fronte hinunter.
    »August Wadenbach!« rief es ihn mit hohler Stimme an. –
    Er konnte unmöglich antworten; die Zunge lag ihm so schwer und fest im Munde, als wäre sie angeschnallt.
    »August Wadenbach, rede, oder Du bist verloren!«
    Er fühlte seine Nerven zittern, als ob er in ein ganzes hundert galvanischer Drähte gewickelt sei und gab sich die größte Mühe, ein Wort hervorzubringen; aber es ging nicht.
    »August Wadenbach, Du hast noch drei Minuten Zeit, Wenn Du schweigst, holt Dich noch diese Woche der Teufel!«
    »Es war ihm, als bohrten sich eine Legion Eiszapfen durch seine Haut. Er krümmte den Körper und schnaufte mit weit geöffneten Nasenflügeln die Luft ein, um ein Wort, ein einziges Wort hervorzubringen; aber es ging absolut nicht. Da, nach einer fürchterlichen Anstrengung und einem tiefen, tiefen Athemzuge gab er den befohlenen Laut von sich. Die vorhin noch so feuchte Luft war einer trockenen, schneidenden Kälte gewichen, und der Schnee wurde in scharfen, spitzen Körnchen ihm in’s Gesicht getrieben. Eines dieser Körnchen war ihm bei dem angelegentlichen Luftschnappen in die Nase gerathen und gab seine Gegenwart durch ein unwiderstehliches Kribbeln kund, dem ein lautes, kraftvolles, langgezogenes ›A – zziih!‹ ein Ende machte.«
    »Azzih, azzih, azzih!« antwortete rasch die fürchterliche Erscheinung. »August Wadenbach ich danke Dir; Du hast mich erlöst. Als wir aus Sodom fortzogen, hatte es uns der Engel verboten, uns umzusehen. Lot, mein Mann, hatte einen fürchterlichen Schnupfen und mußte, grad als wir draußen vor der Stadt über die Kettenbrücke gingen, laut nießen. Uneingedenk des strengen Verbotes drehte ich mich um, rief: ›Prosit!‹ und wurde sofort zur Strafe für diese Todsünde in eine Salzsäule verwandelt. Seit jener Zeit treibt mich’s in der Welt umher und ich habe nicht eher Ruhe, bis ich Einen finde, der mich annießt. Du hast’s gethan, und ich danke Dir. Deßhalb darfst Du heut’ nicht nach Langenberg; denn dort, grad vor der Teichschenke, ist der Ort, wo der Teufel aufgetroffen ist, als er auf die Erde fiel. Wenn Du hinkämst, müßtest Du ein ganzes Jahr fahren, ehe Du heut’ nach Hause komst. Lebe wohl, August Wadenbach; lebe wohl. Grad vor Dir ist der lustige Mann!«
    Die Gestalt warf die Arme in die Luft, und das Pferd durch diese Bewegung an seine Pflicht erinnert, zog an und suchte die verlorene Zeit in raschem Trabe einzuholen.
    »Erlöst – erlöst – ich habe einen Geist erlöst!« murmelte Wadenbach tief aufathmend vor sich hin. »Das kann in der ganzen Gegend kein Mensch von sich sagen, und ich werde ein berühmter Mann werden. Aber umsehen darf ich mich nicht; es ist dem Landfrieden doch nicht recht zu trauen.«
    Immer den Kopf steif haltend, damit keiner seiner Blicke rückwärts falle, fuhr er, ohne sich jetzt um Wind und Wetter viel zu kümmern, in seinem Selbstgespräche fort:
    »Daß ich auch grade nießen muß! Reden hätte ich nicht können, um Alles in der Welt nicht: denn so miserabel ist mir’s all mein Lebtage noch nicht zu Muthe gewesen. Es war mir gerad, als ob – na, das läßt sich nicht beschreiben; hu, hu, brrr! – Also darum durfte ich nicht nach Langenberg! Aber wie in aller Welt bin ich denn da nur gefahren? Das ist mir unbegreiflich. Und auch jetzt

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