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Die Favoritin

Titel: Die Favoritin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Davenat Colette
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den jungen Inka hätte im Wege stehen können?
    Wie dem auch sei, ich bekam, was ich wollte: meine Handlungsfreiheit und die zu dem Abenteuer unerläßlichen Informationen. Diese stellten sich, unseren Spionen gemäß, allerdings so dar, daß ich meine Reise zunächst verschieben mußte. Wir näherten uns Mancos zweitem Todestag, als ich mit Qhora in meinem Palast im Yucaytal eintraf.
    Den Ort wiederzusehen, Marca Vichay, meinen teuren Canari, nach so vielen Jahren wiederzusehen …
    »So viele Jahre, Marca Vichay!« sagte ich immer wieder und verhielt der Würde halber meine Tränen.
    »Vierzehn, edle Frau Asarpay. Vierzehn Jahre sind es, seit ich nicht mehr das Glück hatte, dich unter deinem Dach zu empfangen. Und zwölf Jahre sind es her, daß wir uns in Cuzco begegnet sind, kurz nachdem der Inka Manco den Thron bestiegen hatte.«
    Von Marca Vichay geführt, gelangten wir in den großen Saal. Eine Menge Möbel reihten sich an den Wänden und verengten den Raum, den ich so nobel in seiner Kargheit gekannt hatte. Um einen Tisch saßen Spanier beim Würfelspiel und tranken Wein. Sie schenkten unserer bäuerlichen Verkleidung keinen Blick.
    Marca Vichay blieb bei ihnen stehen. Er verneigte sich, wechselte mit den Spielern ein paar Worte in gutem Kastilisch und füllte die Kelche. Er lächelte. Ich staunte über das Schauspiel, das er mir bot. Wer hätte ihn nach seinem Diensteifer für einen der Unseren gehalten?
    Die Jahre waren ihm bekommen. Ich hatte ihn verlassen als jungen Mann, der nichts besaß, nicht einmal seine Dienertracht. Jetzt war er ein mächtiger, stolzer Mann mit geschmeidigem Gebaren, in feine Wolle gekleidet, und dank seiner offensichtlichen Bindung an die Sieger gebot er über mehrere Dörfer. So konnten unsere Kuriere und Kundschafter sich ungestraft durch das Tal zwischen Cuzco und unserer Stadt hin und her bewegen.
    Das einzige, was an die Vergangenheit erinnerte: Marca Vichay trug noch immer seine langen, glänzenden Haare zum Knoten gewunden, seinen Holzreif und seine vielfarbigen Flechtbänder, die ihm über den Nacken fielen.
    Als er zu uns zurückkam, murmelte ich: »Gehen wir! Diese Männer hier … ich ersticke!«
    Wir nahmen die Treppe, die zu den Bädern führte. Sie waren nicht wieder instand gesetzt worden. Die herausgerissenen Steine, die aufgebrochenen Fliesen zeugten noch von der Besessenheit, mit der die Spanier sich auf jedes Fünkchen Gold gestürzt hatten.
    Zu den Terrassen wollte ich nicht hinauf. Die Gärten waren verwildert, voller Gestrüpp. Pferde weideten im wuchernden Gras.
    »Ich bin untröstlich«, sagte Marca Vichay. »Man kann ihnen nicht begreiflich machen …«
    Ich straffte mich.
    »Bald, das schwöre ich dir bei meinem Leben, sind diese Strolche hier vertrieben. Mit ihren Tieren, ihrem Lärm, ihrem Gestank! Gehen wir zu dir.«
    Ein Stück abseits vom Palast hatte sich Marca Vichay ein Haus gebaut. Seine Frauen eilten herbei. Anmutig, hübsch gekleidet. Nacheinander küßten sie den Saum meiner schmutzigen Tunika.
    »Bist du sicher, daß sie nichts sagen werden?« raunte ich.
    Marca Vichay schürzte die breiten Lippen: »Sie sind jung, sie hängen am Leben.«
    Er selbst trug mir auf, was ich am liebsten aß, herrliche Früchte, übergossen mit Honig aus dem Mais von Yucay, dem besten Mais, den es je gab. Nach dem Mahl schickte er seine Frauen hinaus.
    Die Spanier waren fortgeritten. Wir nützten es, um noch einmal in den Palast zu gehen. Während Marca Vichay Wache hielt, stieg ich in den geheimen Saal hinunter, wo ich mein Gold und meine Kostbarkeiten versteckt hatte. Es fehlte nichts. Ich hatte mich selbst überzeugen wollen, bevor ich mich ihm weiter anvertraute. Danach gingen wir wieder zu ihm.
    Ich hatte keine Lust, mich bei den verflossenen Jahren aufzuhalten, wo selbst die Freuden sich in Kummer verwandelt hatten. Ich teilte ihm nur mit, was er darüber wissen mußte, dann kamen wir zu meinen Plänen.
    »Was du auch tun wirst, es wird gut sein«, sagte Marca Vichay.
    Ich hatte meine Macht über ihn nicht verloren. Ich fühlte es, und süße Freude liebkoste mein Herz. Ich sagte Euch ja, Pater Juan, Anbetung speist mein Leben. Seit Martin tot war, hatte ich ziemlich gedarbt.
    »Ich bin froh, dich auf meiner Seite zu wissen«, sagte ich.
    Dann sprachen wir über Gonzalo Pizarro.
    Vermutlich, Pater Juan, ist Euer Geist höchst erbaut, all die aufeinanderfolgenden inneren Krämpfe festzuhalten, von denen die Spanier geschüttelt wurden in diesen ersten

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