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Die Favoritin

Titel: Die Favoritin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Davenat Colette
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Baumfarne, durch die der Himmel scheint wie durch Spitzenwerk, und wunderbare Orchideen, Stechapfel, Papageienblumen. Dort waren auch Pisonay, jene großen Bäume voller Blüten, aus denen blutrote Trauben werden. Huascar gab sie mir zu kosten, sie schmecken sehr gut. Und riesige Sträucher von Kantuta. Die Kantuta, kleine hochrote, gelbe oder violette Glöckchen, die in Büscheln zu dritt oder viert an einem Stiel sitzen, ist die heilige Blume der Inkas.
    Huascar entließ sein Gefolge. Wir wandelten zu einem Gehege, wo winzige Affen kreischten. Überall waren Vögel, kleine grüne Papageien, bunte Aras, Schwalben, Turteltauben, Kolibris. Ich weiß nicht, wie das Paradies ist, aber dieser Garten entsprach den Beschreibungen Eurer Mönche.
    Wir gingen zu Fuß bis zu den Weiden hinauf, an deren Saum dann der Felsen beginnt. Voll Wonne atmete ich die Luft der nahen Gipfel. Ich wußte ja nicht mehr, wie klar sie ist und wie gut die Kräuter riechen und die Steine, die Frost und Sonne verbrennen. Fast vergaß ich darüber die Frage, wie denn der Inka zu mir stand. Wenn sein Begehren nachließe – und er hatte ihm schon die ganze Nacht geweiht –, was würde er dann mit mir machen?
    Seite an Seite schauten wir hinauf zu den Höhen. Lamaherden zogen vorüber. Uns umgab eine unerhörte Stille. Huascar schien nicht gesinnt, sie zu brechen. Er war weder ein fröhlicher Mensch noch mitteilsam, seit dem Morgen hatte er keine zehn Sätze gesprochen.
    Plötzlich sagte er, ohne mich anzusehen: »Ich will alles über dein bisheriges Leben wissen, verschweig mir nichts.«
    Zu verschweigen hatte ich nichts, bis auf die Anziehung, die Manco auf mich ausübte, doch eher hätte ich mich mit einer Kalebasse voll Pfefferschoten erstickt als diese Schwäche zu gestehen, die mein Herz manchmal nur mit Not zu zügeln vermochte.
    Als ich geendet hatte, wandte mir Huascar sein ziemlich flaches Gesicht zu, aus dem die gebogene Nase stach wie ein Schnabel.
    »Als ich von Tumipampa zurückkehrte, sang dein Name in meinen Ohren, deine Schönheit erleuchtete all mein Denken. Ich wußte durch meine Seher, daß die Tage meines Vaters gezählt waren und daß du bald mir gehören würdest. Du hast mich heute nacht nicht enttäuscht. Wenn man aus deinem Kelch trinkt, o Asarpay, bekommt man immer mehr Durst. Ich danke dem großen Huayna Capac: er hat dich für mich erwählt … Morgen gehe ich nach Cuzco. Warte hier auf mich. Verfüge über den Palast, meine Diener sind auch die deinen.«
    Er bückte sich, pflückte einen Grashalm und gab ihn mir.
    »Gras vermehrt sich mit den Jahreszeiten. Deine Freuden sollen die glückliche Beschäftigung meiner Tage sein. Aber betrüge mich nie, nicht in Taten noch in Worten, sonst gieße ich geschmolzenes Gold in deine lügnerischen Augen und werfe dich meinen Pumas vor.«
    ***
    Die Leidenschaft des Inka wurde öffentlich, als er mich mitnahm nach Cuzco und mir in Anwesenheit mehrerer Edlen seiner Familie diesen Palast hier samt allen zugehörigen Gütern und Bergen schenkte.
    Auch die Coya Rahua Ocllo war zugegen.
    Sie bezeigte mir eine Freundschaft, die ich ehrerbietig erwiderte. Meine früheren Ängste vor ihr belustigten mich nun, gleichwohl nahm ich ihre Grimassen als das, was sie waren. Es gibt keinen schlimmeren Feind als einen, der uns zulächelt, Pater Juan. Und ich ahnte, daß sie keine Ruhe finden würde, bis sie die Neigung ihres Sohnes zerstört hätte, und daß alle Frauen des Inka ihr dabei helfen würden.
    Doch trotz der Stärke des gegnerischen Lagers, das mich am Hof zu Cuzco zweifellos mit scharfen Krallen zerfetzte, wuchs Huascars Liebe wie ein im Saft stehender Baum.
    Es gab nichts, was er mir verweigerte. Ich brauchte nicht einmal zu bitten. Ließ ich auch nur ein Wort fallen, wurde erfüllt, was ich wünschte. Ich bekam ein Paar dressierte Jaguare, die er aus den heißen Zonen vom anderen Hang unserer Berge kommen ließ, eine Sänfte wie die Coya, seine Gemahlin und Schwester, eine hatte, dazu Truhen und Schreine voller Geschmeide; und hätte ich mich mit all den kostbaren Stoffen schmücken wollen, die er mir schenkte, hätte jeder Mond ein Jahr dauern müssen.
    Und doch glaube ich, daß ich darüber nicht jenes Entzücken empfand, das Huayna Capacs armselige Geschenke mir bereitet hatten. Gewiß war ich in meinem Palast die Königin, aber von einem Tag auf den anderen konnte der Inka mir die Krone, die ich nur seinen Händen verdankte, auch wieder nehmen.
    Durch Erfahrung gereift und

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