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Die Favoritin

Titel: Die Favoritin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Davenat Colette
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Auskünfte entlocken, derer ich bedurfte.
    Ich wählte einen Abend, als Villalcázar bei Pizarro speiste. Als das ganze Haus schlief, stieg ich über Qhora hinweg, die in ihrer Decke wollüstig auf meiner Türschwelle schnarchte, warf mir die Lliclla einer Dienerin um und ging.
    Die beiden Wachen vor dem Seiteneingang des Palastes, der zur Straße hin lag, schwatzten weiter, während ich das Tor in demütiger Haltung durchschritt, wie es sich ziemte. Aus dem Garten erklangen Flöten und Tamburine. Zu dieser Stunde pflegten unsere Fürsten sich nach einem leichten Imbiß dem Genuß der Chicha hinzugeben, während sie im Kreis ihrer Frauen und Würdenträger sich an einer Darbietung ergötzten.
    Eine mit dichten Behängen geschlossene Galerie führte zum Gemach des Inka. Der Duft des Mulli, eines Holzes, das in den aufgestellten Räucherbecken glomm, rief mir die erste Nacht in Erinnerung, als ich zu Huayna Capac geführt wurde. In jener Nacht war mein Mund ebenso trocken gewesen und mein Magen zugeschnürt, aber die Angst, die ich damals hatte, erschien mir gegen die heutige lächerlich.
    Ich hob den Vorhang zum Gemach. Es war der alles entscheidende Moment. Eine Laune Tupac Huallpas genügte, daß die Gesänge und Tänze abbrächen … Wenn ich an diesem Ort überrascht worden wäre, an dem einzig seine Frauen zugelassen waren, hätte ich nur den einen Ausweg gehabt, das ihm bestimmte Gift selbst zu schlucken.
    Eine Fackel brannte. Ich schlich zu der Nische, wo die Frauen allabendlich den Krug Chicha niederstellten, den Tupac Huallpa leeren würde, nachdem er sich mit einer von ihnen entspannt hätte. Ich träufelte das Gift in den Krug, durchmaß wieder die Galerie, die auf einen blühenden Hof führte … Nachdem ich ihn durchschritten hatte, mischte ich mich unter die Dienerschaft, eine aus verschiedenen Provinzen zusammengewürfelte Fauna, die dösend wartete, bis der Inka schlafen ginge.
    Am Tor standen dieselben Wachen.
    Ich hielt es für klüger, daß sie nicht sahen, wie ich das Haus Villalcázars betrat. Darum ging ich die Straße weiter, die zur einen Seite von der Umfassungsmauer des Palastes und seiner Nebengebäude gesäumt war, zur anderen abwechselnd von den Häusern der Würdenträger und von Höfen. So ging ich fast eine Viertelmeile. Endlich fand ich zur Rechten eine schmale Gasse, in die ich einbog in dem Glauben, ich könnte von der Rückseite her ins Haus gelangen … Aber eine Gasse führte in eine andere, ich verirrte mich in der Dunkelheit.
    Als ich nach tausend Umwegen endlich ankam, empfing mich Villalcázar.
    Er packte mich.
    »Wo warst du?«
    Seine tiefe, vom Wein belegte Stimme erschreckte mich mehr als sein übliches Gebrüll.
    »Laß mich los«, sagte ich.
    »Wo warst du?«
    »Ich brauchte Luft, ich bin spazierengegangen.«
    »Um diese Zeit? Wofür hältst du mich? Du warst bei einem Mann!«
    »Wenn du mich ausreden ließest … Ich bin spazierengegangen und habe mich verirrt. Ich ersticke in diesem Haus. Stell dir vor, ich war an andere Weiten gewöhnt als diese Mauern, in die du mich einsperrst.«
    »Hündin! Was du brauchst, ist, dich an dunkler Haut zu reiben, was!«
    Und indem er Abscheulichkeiten hervorstieß, die ich Euch unmöglich wiederholen kann, schüttelte er mich, als sollte die Wahrheit aus meinen Kleidern springen. Die kleine goldene Phiole, die ich in meinen Gürtel gesteckt hatte, rollte zu Boden.
    Villalcázar unterbrach sein Verhör. Er ließ mich los, hob die Phiole auf und betrachtete sie prüfend.
    »Was ist das? Ein Schmuckstück? Ein Geschenk deines Liebhabers? Meine Geschenke lehnst du ab, und andere nimmst du …«
    »Gib mir das wieder«, sagte ich, »es ist ein Talisman, den der Inka Huascar mir geschenkt hat.«
    »Du lügst!«
    In meiner Erregung riß ich ihm die Phiole aus der Hand.
    »Hör auf mit den Dummheiten. Ein Liebhaber? Besten Dank! Deine Bekanntschaft hat mir alle Männer für immer verleidet.«
    Ich weiß nicht, wie viele Schläge auf mich niedergingen. »Ich schlage dich tot!« brüllte er, und ich glaube, er hätte es, ohne es wirklich zu wollen, getan, wäre sein Cousin, Martin de Salvedra, nicht dazwischengetreten. Villalcázars Finger gaben meine Kehle frei, ich sah, wie er verschwand. Das ist alles, woran ich mich erinnere.
    Als ich zu Bewußtsein kam, lehnte ich an einer Truhe, eine Hand betupfte mir mit einem feuchten Tuch die Stirn, und ich begegnete dem ängstlichen, braunen Blick des jungen Mannes.
    »Geht es wieder?«
    Ich griff

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