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Die Favoritin

Titel: Die Favoritin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Davenat Colette
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blanke Gestein und behaupten lediglich, Herr über sie zu sein …
    »Eine Jagd, an der man nicht teilnimmt, ist keine Jagd«, erklärte Pizarro unvermittelt. »Sagt dem Inka, ich muß zurück nach Cuzco.«
    Er stand auf, verlangte nach seinem Roß.
    Bewegung kam in sein Gefolge.
    Hinter mir hörte ich eine Stimme flüstern: »Du hast auf den ›Indier‹ gesetzt, das hättest du nicht tun sollen. Denk nicht, daß ich verzichte.«
    Zu meiner Erleichterung ging Villalcázar mit Pizarro nach Lima. Seine starrsinnige Heftigkeit machte mir Angst. Dunkel spürte ich, daß die bösen Geister, von denen er besessen war, mir eines Tages böse mitspielen würden.
    Über Cuzco herrschte jetzt Almagro der Einäugige.
    Pizarros Bundesgenosse hatte weder dessen stattliche Erscheinung noch das würdige Gebaren. Er hatte ein unschönes Gesicht, war klein, lebhaft, leutselig, warmherzig.
    Zwischen ihm und Manco entspann sich eine Art Freundschaft. Er kam oft in den Palast. Martin de Salvedra, Villalcázars Cousin, begleitete ihn. Ich nutzte es, um mein Kastilisch zu verbessern. In der alten Zeit wäre es für eine Incap Accla undenkbar gewesen, ein Gespräch mit einem Mann zu führen, auch öffentlich nicht, aber wir lebten in einer Zeit des Umbruchs, nichts war mehr, wie es sein sollte. Und Manco ermunterte mich dazu. Er sagte, je mehr wir mit Euren Landsleuten umgingen, desto mehr erfuhren wir über sie … obwohl Martin gegen alles war, was Spanien uns gebracht hatte!
    Es freute mich, ihm zu begegnen.
    Manchmal allerdings erzürnte er mich, wenn er Villalcázar auf das beharrlichste verteidigte.
    »Er ist nicht von Grund auf schlecht, er reagiert, wie er es versteht. Das Leben in den Ländern hier hat ihn gelehrt, daß mit Gewalt alles zu haben ist. Ihr seid sein erster Fehlschlag, das erträgt er nicht. Er ist verrückt nach Euch … Ohne Euch zu nahe treten zu wollen, werdet Ihr doch wohl einräumen, daß jeder Mann in Euch verliebt sein darf? Und das ist er. Aber seid unbesorgt. Hinter dem Benehmen, das Euch sattsam bekannt ist, verbirgt sich bei Villalcázar eine scharfe Intelligenz. Er weiß, daß Pizarro auf gute Beziehungen zum Inka hält, er wird nichts dagegen unternehmen.«
    Eines Tages sagte Martin: »Ich verlasse Euch. Almagro hat seinen Ehrgeiz auf die Stadt Cuzco gerichtet, aber Pizarro verweigert ihm die Rechte, die er darauf zu haben meint. Keine Redlichkeit, schiefe Vorwände! So sind die Pizarros! Deshalb hat Almagro sich entschlossen, Chile zu erobern. Fünfhundert Freiwillige haben sich bereits gemeldet. Ich bin dabei.«
    »Martin«, sagte ich, »wißt Ihr auch, was Ihr tut? Warum kehrt Ihr nicht heim nach Spanien? Ihr gehört nicht zu diesen Leuten.«
    »Almagro war gut zu mir. In Chile sieht er die einzige Möglichkeit, die Zukunft seines Sohnes zu sichern. Ihr habt ihn gesehen, er ist ein Mestize, Almagro hat ihn von einer Eingeborenen aus Panama. Ich bin es ihm schuldig.«
    »Habt Ihr eine Familie in Spanien?«
    »Eine ältere Schwester.«
    »Ist Eure Schwester verheiratet?«
    »Ja.«
    »Hat sie Kinder, ist sie glücklich?«
    »Beides nicht.«
    »Und Euer Schwager?«
    »Er hat sie verlassen und lebt in der Neuen Welt. Lassen wir das, wenn Ihr erlaubt, es ist ein zu heikles Thema. Um aber darauf zurückzukommen … Was soll ich in Spanien? Wir haben ein kleines Gut, immerhin … Oh, ich bin mir bewußt, daß ich nicht tüchtig bin wie Villalcázar, ich habe zu viele Skrupel, Handeln ist nicht meine Stärke, und ich müßte gesünder sein. Aber Euer Land ist so schön, und der Kameradschaftsgeist …! Almagros Soldaten sind anders als die von Pizarro. Wie der Herr, so's Gescherr. Almagro ist sehr beliebt, er ist nicht habgierig, er teilt alles mit uns, einem so großmütigen Mann zu dienen ist eine Ehre … Und um es offen zu sagen, ich könnte einfach nicht mehr meinen kargen Olivenhain abschreiten, in der Sonne dösen und das ganze Jahr kümmerlich von dem Schwein zehren, das ich zu Weihnachten geschlachtet habe, wie es die kleinen Landbesitzer bei uns tun. Unbescheiden geworden, sicherlich! Mein Traum wäre, mir hier ein Gut zu erwerben. Nicht zu groß und nah an der guten Bergluft. Ich glaube, daß ich mich mit Euren Leuten vertragen könnte, wir hätten uns gegenseitig allerhand zu geben.«
    »Ich werde Euch vermissen, Martin.«
    Haltet fest, Pater Juan, daß ich empfänglich bin für Freundschaft. Nur leider gaben die Spanier mir dazu wenig Gelegenheit. Martin war ein Lichtblick in meinem

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