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Die Favoritin

Titel: Die Favoritin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Davenat Colette
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Schweiß ihres Angesichts erbaut hatten und die seit ihrer Gründung immer von der göttlichen Weisheit der Sonnensöhne erleuchtet worden war.
    Aber wo war jetzt die Sonne, wo waren die Götter? klagten die Einwohner. Viele begannen zu glauben, daß sie uns verlassen hätten, um Mancos Untätigkeit zu strafen. Und die Fürsten, die seine Inthronisierung begrüßt hatten, scheuten sich nicht mehr, ihm Vorwürfe zu machen. Manco nahm die Vorhaltungen mit Gleichmut auf. »Ohne die Spanier«, sagte er nur immer wieder, »hätte das Reich heute den Bastard von Quito zum Herrn, und ihr wärt nicht mehr am Leben, um seinem Triumph beizuwohnen.« Ich litt mit ihm.
    Eines Nachmittags stellte sich bei mir ein von den Pizarro-Brüdern ernannter Beamter ein. Die Rückforderung meines Besitzes betreffend, teilte er mir mit, der Grundbesitz der verstorbenen Inkas gehöre jetzt der spanischen Krone, der Erlaß schließe fast das gesamte Tal von Yucay ein, da Huayna Capac und Huascar dort den größten Teil der Ländereien besaßen.
    »Der Erlaß gilt weder für meinen Palast noch für mein Land«, entgegnete ich. »Sie gehörten nicht mehr dem Inka Huascar, er hat sie mir geschenkt.«
    Der Mann, hager, schwarz gekleidet, das Gesicht so zugewachsen vom Bart, daß es, wenn er sprach, aussah, als fräße sein Kinnbart seinen Schnurrbart, richtete die kleinen Augen unter den mächtigen Brauen auf mich: »Habt Ihr die Schenkungsurkunde?«
    »Was versteht Ihr darunter?«
    »Die Schriftstücke, Señora. Die Schriftstücke, die diese Schenkung bezeugen.«
    Ich richtete mich auf.
    »Señor! Ihr wißt sehr gut, nehme ich an, daß wir nie eine Schrift gebrauchten. Bei uns wurde alles durch die Quipus festgehalten. Es gibt keine Papiere. Aber ich kann Euch mehrere Fürsten nennen, die als Zeugen zugegen waren, als der Inka Huascar mir den Besitz übereignete, und die es Euch bestätigen können …«
    »Ich bezweifle, Señora, daß das genügt. Zeugen kann man kaufen.«
    »Señor!«
    »Nehmt es mir nicht übel. Um Eure Rechte geltend zu machen, brauchen wir amtliche Dokumente, so ist die Vorschrift. Bitte versteht, daß wir Eure Ansprüche gegenüber den Kronanwälten rechtfertigen müssen, die hier im Land die Interessen Seiner Majestät des Königs von Spanien wahrnehmen …«
    Ich unterbrach ihn, außerstande, noch mehr zu hören.
    »Ich werde mich direkt an den Statthalter wenden (so nannte man jetzt Francisco Pizarro).«
    Der Mann verneigte sich.
    »Wie es Euch beliebt, Señora.«
    Der Zorn, den ich mir verbissen hatte, brach in Mancos Gegenwart aus mir heraus. Er strich mir übers Haar.
    »In deinem Palast sitzen Männer von Gonzalo, dem Bruder Pizarros. Beherrsche dich. Ich habe es dir vorausgesagt: was sie haben, das behalten sie, und was sie noch nicht haben, werden sie sich holen.«
    Ich wandte mich ab.
    »Wie kannst du so ruhig bleiben? Ich jedenfalls kann es nicht. Indem sie mich bestehlen, kränken sie dich, den Inka! Wie lange sollen wir das noch ertragen …«
    »Pizarro verläßt Cuzco. Er geht an die Küste, nach Lima, um eine große Stadt zu gründen … Verstehst du: er geht weg! Bald kann ich handeln. Indessen warte ich ab, die Maskerade geht weiter … Ich habe Befehl erlassen, zur Feier der Abreise Pizarros eine große Jagd zu veranstalten. Du wirst ihn sehen. Sprich mit ihm über deinen Besitz. Er könnte es verdächtig finden, wenn du es nicht tust. Aber ohne Empörung, sei demütig. Du brauchst nur nachzudenken … Was glaubst du, woran ich denke, wenn ich ihre Beleidigungen hinunterschlucke und lächele!«
    ***
    Zwanzigtausend Männer aus unseren Dörfern waren zusammengerufen worden, die kaiserliche Jagd vorzubereiten.
    Der Vorgang bestand darin, einen riesigen Kreis mit einem Durchmesser von zwanzig bis dreißig Meilen zu bilden, natürlich innerhalb gegebener Grenzen, also Flüsse oder Bergkegel. Dann kamen die Männer bergab, scheuchten durch gewaltige Schreie das Wild auf und trieben es, indem sie den Kreis immer enger zogen, vor sich her, bis sie es durch ihre fest geschlossenen Reihen auf dem vorbestimmten Gebiet umzingelten, das gleichsam der Mittelpunkt des Kreises war.
    Manco kam auf dem Fuchs, den Pizarro ihm geschenkt hatte, in Gesellschaft des Statthalters und seines Verbündeten, Almagro des Einäugigen.
    Nach den Würdenträgern folgten wir Frauen in unseren Sänften, ein langsamer Zug, um den lautstark die spanischen Caballeros ritten und bewaffnete Fußsoldaten sich drängten. Dann und wann hob

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