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Die Favoritin

Titel: Die Favoritin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Davenat Colette
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bei Juan und Gonzalo die in Cajamarca eingefahrene Goldernte beschwor … und ein Wort, das uns half, Zeit zu gewinnen, bis der Hohe Sonnenpriester zurückkehrte, dem ich umgehend eine Botschaft gesandt hatte, mit der ich ihn über die Lage unterrichtete und ihn anflehte, entsprechend zu handeln.
    Für Augenblicke sagte ich mir, daß Manco vielleicht gar nicht mehr am Leben war und ich mich mühte, Berge zu versetzen in einer Landschaft, die schon längst versteinert war!
    Inzwischen traf im Auftrag des Statthalters ein weiterer Pizarro namens Hernando ein, den Oberbefehl in Cuzco zu übernehmen.
    Von den fünf Brüdern war Hernando Pizarro der einzige legitim geborene. Von seinem Vater, einem Edelmann aus der Estremadura, hatte er angenehme Manieren, die seiner Beleibtheit Majestät verliehen und seine harten Züge milderten. Mitte Dreißig, tapfer … aber ist es nicht eine unnötige Doppelung, dieses Wort für unsere Eroberer zu verwenden? Er war klug, ein Mann von großem Stolz. Sein heftiges, eigensinniges Temperament trug ihm unter den Seinen nicht viel Freundschaft ein, aber er pfiff darauf. Andererseits stand er in dem Ruf, den Leuten meiner Rasse wohlwollend zu begegnen. Übrigens munkelte man, Pizarro habe ihn nach dem Sieg von Cajamarca, mit Gold für Euren König beladen, nach Spanien geschickt, um die Hände frei zu haben, und wäre Hernando dagewesen, hätte man das Todesurteil über Atahuallpa nicht gefällt.
    Sowie ich erfuhr, daß er in Cuzco war, begab ich mich zum Sumtur Huasi, dem prächtigen Palast, den sich die Pizarros angeeignet hatten, er lag seitlich von der Huacaypata – umbenannt in Plaza Mayor.
    Dort herrschte ein Ansturm, wie er jedem neuen Befehlshaber widerfährt, und hinzukam das große Gefolge, das Hernandos Hof bildete. Ich suchte in dem Gewühl, an wen ich mich wenden könnte, um eine Audienz zu erhalten, als mich jemand bei den Schultern faßte. Liebevoll, vertraut, besitzergreifend … Ich drehte mich um und war kaum erstaunt, als ich Villalcázars blauen Augen begegnete.
    »Hab ich's doch gewußt … Diese Figur, die Haltung, dieses königliche Haar, es konnte nur Asarpay sein!«
    Er sah fröhlich aus, lächelte.
    Ich lächelte auch. Jedes Gefühl, ob Zuneigung, Liebe oder Haß, schafft Bande. Und … wie soll ich es erklären? Wochen um Wochen krümmte ich nun das Rückgrat wie ein Kind vor den alten Inkafürsten und war allein mit meinen Ängsten. Villalcázar zu treffen hieß, daß ich mich plötzlich wieder als Frau fühlte.
    »Bist du nach Cuzco zurückgekehrt?« fragte ich.
    »Wie du siehst. Du bist mager geworden. Der ›Indier‹ scheint Dummheiten gemacht zu haben. Warum hat er sich nicht mit dem begnügt, was wir ihm zugebilligt hatten?«
    Mein Lächeln zerfiel.
    »Warum habt ihr euch nicht mit dem begnügt, was ihr uns weggenommen habt? Das ist die richtige Frage!«
    Er lachte.
    »Jetzt bin ich ja beruhigt! Du hast deine Krallen noch! Warum? Ganz einfach, meine Wunderschöne, weil wir die Stärkeren sind, wenn du das doch einmal begreifen wolltest … Aber sag, waren die Pizarro-Brüder dir gegenüber korrekt?«
    »Sehr.«
    Er lachte wieder.
    »Juan und Gonzalo kennen mich. Wenn sie sich erlaubt hätten, dich anzutasten …«
    »Dann muß ich es also dir danken, daß ich ihren Soldaten nicht wie die anderen Frauen des Inka als Matratze herhalten mußte?«
    »Das könntest du«, sagte er vergnügt. »Was machst du hier?«
    »Ich möchte Hernando Pizarro meine Aufwartung machen.«
    »Weißt du, daß Seine Majestät ihn zum Ritter von Santiago ernannt hat? Das wird dir nichts sagen, aber es ist der höchstgeachtete Ritterorden in unserem Land … Glücklicher Hernando! Er landet, mit Ehren überhäuft, und bringt dem Statthalter neue Machtbefugnisse und den Titel eines Marqués. Marqués de los Atabillos! Klingt gut, nicht? Almagro ist auch nicht vergessen worden, Chile gehört ihm. Auf die Weise sind alle zufrieden. Ich begleite dich zu Hernando.«
    »Und du«, fragte ich, »bist du kein Ritter geworden, kein Marqués?«
    »Der König, meine Liebe, bemißt seine Gunst nach dem Goldgewicht, das man ihm zu Füßen legt. Aber warte, wenn ich erst einen Schatz entdecke!«
    »Hast du Nachricht von Martin de Salvedra?«
    »Wie sollte ich? Es war dumm von ihm, mit Almagro zu gehen. Keiner ist so beschränkt wie die, die es mit dem Gewissen haben. Eines Tages rechnen wir mit dem Einäugigen ab.«
    »Aber ich dachte …! Sagtest du nicht eben …?«
    »Du meinst

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