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Die Favoritin

Titel: Die Favoritin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Davenat Colette
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Inkill Chumpi niedergeworfen, unter diesen Bestien genotzüchtigt wurde, ich mußte ihr Schreien anhören … Ich höre es noch heute, wie sie schrie, sie und ihre Gefährtinnen, und wie ihre Vergewaltiger grunzten. Ich habe den Geruch noch in der Nase, den Männer verströmen, wenn sie nur noch brünstige Bestien sind.
    Manco, die Seele hinter den Lidern, schien abwesend.
    Ich hatte mich dazwischenwerfen wollen. Er hielt mich zurück.
    »Rühr dich nicht, verschluck deine Zunge. Flehen oder sich empören, beides erniedrigt dich unnütz. Schande fällt auf die zurück, die sie begehen. Aber beobachte, höre und vergiß nichts. Vergiß nie!«
    Am selben Abend kamen die Soldaten wieder und nahmen sich andere Frauen vor. Es war noch schlimmer. Da sie morgens zugesehen hatten wie wir, wehrten sie sich wie von Sinnen, und die Männer taten sich zu mehreren zusammen, die einen rissen ihnen die Kleider ab und schlugen, während die übrigen sie einer nach dem andern nahmen.
    Danach mußte ich mich übergeben, so wenig ich auch im Magen hatte, und dann stürzten wir alle, die wir unversehrt waren, zu den geschundenen kleinen Körpern, die wie ausgerenkt am Boden lagen. Nicht einmal Wasser hatten wir, um das Blut abzuwaschen und sie von dem schändlichen Samen zu reinigen.
    Manco rief mich. Seine Stimme klang seltsam, ganz sanft.
    »Sie werden bezahlen«, sagte er. »Für jeden Schimpf, jeden Schlag, jede Schmach. Ich reiße ihnen die Augen aus, ich schneide ihnen die Haut in Streifen, und da sie das Gold so lieben, werden wir es schmelzen, und sie werden es vor mir trinken, bis sie die Eingeweide voll haben! Asarpay, du wirst hier weggehen.«
    Ich blickte ihn an, ich dachte, der Haß habe ihn wahnsinnig gemacht.
    »Sag den Soldaten, sie sollen die Pizarros holen.« Anderntags verließ ich die Festung in einer Sänfte, mit Qhora.
    Als die Dienerinnen des Palastes mich sahen, fingen sie an zu schreien und rangen die Hände. Ich befahl ihnen zu schweigen, mir die schmutzigen Lumpen vom Leibe zu ziehen und mir ein Bad zu bereiten. Ich war sehr schwach, die Luft, diese Welt der Lebendigen mit ihrem Lärm, ihrem Gefuchtel, ihrem Wortschwall machte mich schwindlig.
    Nach dem Bad legten sie mir frische Kleider an, setzten mir ein Mahl vor.
    Da standen auf gestickten Matten Gerichte, die ich über alles liebte, mehrere Bohnengemüse, mit zarten Blättern der Quinua oder mit Bergkräutern angerichtet, geröstetes Fleisch, kräftig mit Pfefferschoten gewürzt, und Erdnüsse, Ananas, Guaven.
    Aber in den vergangenen Tagen hatte ich mich von nichts genährt, und so erbrach ich die paar Bissen, die ich zu mir genommen hatte. Mir schien, ich würde nie mehr Hunger haben. Auf einmal von Überfluß umgeben zu sein, von Behaglichkeit und Schönheit, mutete mich an wie Verrat. Alles war mir unerträglich, sogar der zarte Zimtblütenduft meiner Haare! Wie hätte ich auch irgend etwas genießen können, da ich Manco im Unrat wußte und wenn ich bedachte, wie die Kleinen bei der geringsten Bewegung der Soldaten erzittern mußten?
    Als ich in das Schlafgemach kam und mein weiches, fleckenloses Lager sah, brach ich in Schluchzen aus und weinte alle Tränen, die ich nicht geweint hatte.
    Qhora schalt mich.
    »Wenn du dich gehen läßt, gibst du sie preis.«
    Und sie brachte mir meine Kokatasche.
    In den folgenden Tagen konnte man meine Sänfte von früh bis spät durch die Gassen der Oberstadt wie der Unterstadt schwanken sehen.
    Wer nicht unserer Rasse angehört, kann nicht ermessen, mit welchen Schwierigkeiten eine Frau zu kämpfen hat, will sie sich bei Männern Gehör verschaffen. Hätte ich mir zu Huascars Zeiten nicht den Ruf der Weisheit erworben, hätte Mancos Verwandtschaft sich mit Sicherheit geweigert, mir auch nur den geringsten Glauben zu schenken, so einmütig die spanische Herrschaft jetzt auch von allen verabscheut wurde.
    Nach endlosem Gerede und indem ich ihnen auseinandersetzte, daß ihnen das Schicksal des Inka drohte, wenn sie nicht für uns handelten, gelang es mir, Fürsten und Würdenträger zu erweichen und die verhärteten Seelen dahin zu bewegen, daß sie sich von ihren letzten Kostbarkeiten trennten, um die Pizarros zu besänftigen, die ungeduldig auf das Lösegeld warteten, das ich zusammenbringen sollte.
    Unsere schöne Einfalt, wie sich von selbst versteht, war verflogen; wir waren uns völlig im klaren, daß sie Manco niemals freilassen würden. Lösegeld … Das war so ein Wort! Ein schillerndes Wort, ein Wort, das

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