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Die Feen - Hallmann, M: Feen

Die Feen - Hallmann, M: Feen

Titel: Die Feen - Hallmann, M: Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
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schon morgen früh gerächt. Felix’ Schuld abgetragen, selbst wenn er dafür keinen Finger hatte rühren müssen. Konnte man Schuld auf diese Art begleichen? Indem man zur Verfügung stand, nicht gebraucht wurde und sich dennoch alles zum Guten wandte? Galt das? Und wer beurteilte, ob es galt – oder nicht? Wie würde er das wissen?
    Er schaute zum Tisch der Viertklässler hinüber. Inzwischen sprach Benny wieder mit Oliver Hegeling und Richard Dickenson, die Stimmung drüben am Tisch war entspannter. Felix glaubte eine gewisse Zurückhaltung bei Benny wahrzunehmen, aber vielleicht war es eher sein Wunsch als die Wirklichkeit. Es kam ihm vor, als lache Benny nicht mehr oft über Olivers Witze, als sei er öfter in sich gekehrt, als spreche er vorzugsweise mit Patrick Callahan. Das war gut, Patrick Callahan war in Ordnung.
    Nicht in Ordnung war der Krötenkobold.
    Will hatte die Feen gesehen, und sie hatten ihn geliebt. Oh, nicht alle. Niemand wurde von allen Feen geliebt. Es konnte sogar passieren, dass dasselbe Feenwesen einen am ersten Tag liebte und am zweiten mit boshaften Streichen peinigte oder gar wirklich böse wurde, ohne dass man sich ganz erklären konnte, was man verbrochen hatte. Und so wechselhaft das eine Wesen war, so wechselhaft waren sie in ihrer Gesamtheit. Aber einige Feen hatten Will geliebt – die freundlichen, sanften. Die, die in der Morgendämmerung spielten. Die summend und selbstvergessen über die spiegelnde Oberfläche des Loch Dall glitten. Die schönen Wesen, auf deren Flügeln Tau glitzerte und die so flüchtig waren, dass sie mit dem ersten Sonnenstrahl zerstoben. Er hatte sie gesehen, und sie hatten ihn geliebt.
    Benny sah die Feen nicht. Aber sie liebten ihn. Die wilden jedenfalls. Die Windgeister. Auch der Kelpie, sagte Leslie, mochte ihn gern, auch wenn das nicht unbedingt von Vorteil war. Es waren weniger freundliche Geschöpfe als die, die Will Felix gezeigt hatte. Aufbrausende Wesen. Dämmerungsfeen, aber nicht die Geschöpfe der Morgendämmerung, sondern die des Abends. Was sagte das über Benny aus? War ihm zu trauen?
    Leslie mochte ihn. Aber Leslie mochte auch den Kelpie. Auf ihren Geschmack war nicht immer Verlass. Auch Leslie, fand Felix, war ein Dämmerungswesen. Wie sollte sie also anders, als Benny zu mögen? Ihn selbst erschreckte der schwelende Zorn in Bennys Augen. Zorn war zu nichts gut. Einmal hatte er sich selbst hinreißen lassen, zornig zu werden, und es war niemandem gut bekommen. Aus Zorn erwuchs nichts Gutes. Das sah man ja an Benny – und an seiner Begleitung.
    Der Krötenkobold hockte mitten zwischen den Schüsseln und starrte Benny mit gelblichen Augen unverwandt an. Seine Pupillen, das wusste Felix, obwohl er es aus dieser Entfernung nicht sehen konnte, waren schmale, schräge Schlitze, so ausgefranst wie verlaufende Farbe auf einem nassen Blatt Papier, wie Tinte, die man ins Wasser tropft. Gern übernahm der Krötenkobold diese Aufgabe nicht, da war sich Felix recht sicher. Lieber lauerte er vermutlich in dunklen Winkeln oder im Sumpf, lauerte auf Lebendes, das vorüberkam, und verschlang es. Einen Läufer wie Benny zu verfolgen, da hatte sich auch Sil schon beschwert, war keine Aufgabe für einen Kobold. Vor allem nicht, wenn draußen die Windgeister an ihm zerrten und ihn liebkosten, sobald er auftauchte. In Gebäuden, selbst in so zugigen wie Glen, waren die Windgeister meist schwache kleine Wesen, aber draußen gab es kraftvolle Geschöpfe, aufbrausend und unduldsam, die auch einem Krötenkobold schwer zu schaffen machten. Und an der Brücke wartete oft Grau, an dem sich das Biest nicht vorübertraute. Wie eine fette Made ließ er sich von Bennys Schulter plumpsen, wenn er Grau an der Brücke sah, und verzog sich schimpfend hinter Glens Mauern, um auf Bennys Rückkehr zu warten. Aber Alasdair schien mit dieser nicht ganz lückenlosen Überwachung zufrieden zu sein. Vermutlich wusste er längst, dass zwar einige Geister Benny liebten, aber längst nicht alle, und dass er nicht sah. Damit war er keine große Gefahr. Vermutlich hatte sich der Krötenkobold nur noch an Bennys Fersen geheftet, um ihn zu quälen, weil sich Alasdair fürchterlich über ihn geärgert hatte. Er war nicht in großer Gefahr.
    Felix selbst hingegen – wenn jemand erfuhr, dass er sah … er wollte sich nicht ausmalen, was dann geschehen würde. Möglicherweise würde er dann die Schwarze Banshee doch noch kennenlernen.
    Fett und träge und gelangweilt hockte der

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