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Die Feen - Hallmann, M: Feen

Die Feen - Hallmann, M: Feen

Titel: Die Feen - Hallmann, M: Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
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kam. Seine Schritte klangen hohl auf der Brücke, und das Unbehagen rührte nicht nur daher, dass die Burg ihm so verändert vorkam.
    Du bist unangenehm aufgefallen, und außerdem bist du … warst du Felix’ Pate. Das erkläre ich dir auch später. Jedenfalls hat Alasdair dir etwas auf den Hals gehetzt. Etwas, das deine Schritte überwachen soll. Das prüfen soll, ob du siehst oder hörst, was du nicht sehen und hören sollst. Es ist eine Art Krötenkobold, ein hässliches Vieh, schau ihn dir auf keinen Fall zu genau an. Vermutlich wirst du ihn jetzt auch riechen und hören. Es ist eklig, aber lass dir keinesfalls etwas anmerken, hörst du? Das ist sehr wichtig. Er darf nichts merken. Er wartet am Burgtor auf dich. Das wird schwierig, aber tu, als sei nichts los, als sei alles wie immer. Zum Glück traut er sich nicht raus, nicht in Graus Revier, vor allem, wenn es windig ist und er es hier draußen mit den wilderen Windgeistern zu tun bekommt. Er mag es dicht am Boden, sumpfig, warm. Inzwischen hat er sich angewöhnt, am Tor von deiner Schulter zu springen und dort stinkig und sauer herumzuhocken, bis du zurückkehrst. Und wenn du wiederkommst, dann klettert er an dir hoch und kauert sich auf deine Schulter, weil er faul ist und sich gern tragen lässt. Du wirst es spüren. Nicht sein volles Gewicht, aber du wirst spüren, dass da etwas ist. Lass dir nichts anmerken, hörst du? Tu einfach, als wäre nichts los. Ganz wie immer.
    Sehr witzig. Das war ja seine leichteste Übung – spüren, wie Krötenkobolde, die ihn überwachten, an ihm hochkletterten, ihm ihren Sumpfatem ins Gesicht bliesen und ihm auf Schritt und Tritt folgten, und sich dabei nichts anmerken zu lassen.
    Sein Herz pochte ihm in den Schläfen, als er sich dem Tor näherte. Ganz geradeaus richtete er den Blick, hakte ihn am Tor der Großen Halle fest, das durch den offenen Torbogen zu sehen war. Fischers Fritze fischt frische Fische, dachte er unwillkürlich und hätte fast gekichert. Aber vielleicht war es eine ganz gute Idee, sich auf irgendeinen blödsinnigen Satz zu konzentrieren. Fischers Fritze fischt frische Fische. In Ulm, um Ulm und um Ulm herum.
    Als er durch den Torbogen trat: Bewegung. Etwas Massives, ein fetter Schatten, näherte sich. Schnell, unerwartet schnell und unerwartet massiv, keine flüchtige Erscheinung wie die Morgenlichtelfen, wie die Windgeister, nichts Fernes wie der Kelpie, nichts fast Alltägliches wie Grau, der einfach nur aussah wie ein Hund. Ein Flutschen und Glitschen und Krabbeln und Kriechen, ein Huschen und klatschendes Platschen, ein fettes, plumpes, unsagbar widerwärtiges Herantriefen. Ein Griff in seine Hose, der deutliche Eindruck von Nässe und Schleimigkeit, als krieche Sumpfschlamm an ihm hoch. Zerren an seiner Jacke.
    Fischers Fritze fischt frische Fische, dachte Benny verzweifelt. Fischers Fritze, Fischers Fritze, Fischers Fritze. Das Tor, hoch und massiv. Die Fugen zwischen den alten Steinen. Das leise Echo des Schmerzes in seinem Knöchel, den er sich beim Sprung über den Zaun lädiert hatte. Konzentrieren.
    Es ist wirklich da!, schrie es in ihm. Lauf! Lauf!
    Ruhig ging er weiter. Das Vieh, fett wie Jabba, erreichte seine Schulter. Triefend und schmatzend hockte es sich hin. Es wog nichts und drückte zugleich Bennys Schulter schmerzhaft nach unten. Ihm war schlecht, so schlecht, dass ihm kalte Galle aufstieg. Er roch das Ding, faulig, süßlich, bitter. Schweflig. Der Geruch, den er manchmal nach dem Aufwachen unter der Dusche loswerden wollte, den er aber oft genug noch im Mund behielt, als sickerte er ihm aus allen Poren und sei nicht abzuwaschen. Na, das wäre ja jetzt geklärt. Es war ein triefender, fetter, stinkender Sumpfkobold, der ihm Tag und Nacht folgte, nicht etwa versagendes Deo oder erstes Anzeichen eines Magenleidens. Benny wollte schreien, das Ding packen und gegen die Mauer schmettern. Vielleicht verwandelte es sich dann ja. Welches Märchen war das noch gleich? Ihm fielen nur Hänsel und Gretel ein und Aschenputtel, mehr gab sein wirbelnder Kopf nicht her, aber die waren es beide nicht. Auch egal. Er würde das Ding nicht an den Hinterbeinen packen und mit aller Kraft gegen die Wand knallen. Er würde schön brav so tun, als sei überhaupt nichts los.
    Mit dem Krötenvieh auf der Schulter durch die Gänge. Es grunzte. Ab und an, ohne erkennbaren Anlass, schmatzte es, und jedes Mal bäumte sich Bennys Magen auf. Er stellte sich vor, wie Sabber aus den breiten Mundwinkeln des Viehs

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