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Die Feen - Hallmann, M: Feen

Die Feen - Hallmann, M: Feen

Titel: Die Feen - Hallmann, M: Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
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tropfte, den es schmatzend abschluckte. Dann fragte er sich, weshalb er sich so etwas Blödes vorstellte, aber er wurde das Bild nicht mehr los. Ihm war nicht gut. Wirklich gar nicht gut. Die Burg kam ihm vor wie ein riesiges Schiff, das im Sturm stampfte und schlingerte. Die Welt taumelte, und er stützte sich an der Wand ab. Weiter. Immer weiter.
    Der Gang war unendlich lang, die Wände zogen sich zusammen und dehnten sich in die Unendlichkeit aus, eine Darmschlinge, in der er gefangen war. Benny im Wunderland. Benny in einem lebendigen Gebäude, das ihn verdaute. Panik schwappte durch sein Hirn wie zähe Brühe. In den Taschen ballte er die Hände zu Fäusten.
    »Sieh an«, sagte Oliver, als Benny die Tür zum Schlafraum aufstieß.
    Er, Callahan, Daniel Green und Richard packten gerade ihre Sachen für die erste Stunde zusammen. Nicholas Hunter war nirgendwo zu sehen, er hatte sich angewöhnt, alles abends zu erledigen, sich morgens nur noch sein Bündel zu schnappen und abzuhauen, zu Gil Darcy, seinem neuen Busenfreund. Die Unzertrennlichen. Benny hätte aufgelacht, wenn er nicht befürchtet hätte, dass er sich dann hätte übergeben müssen. Unzertrennlich. Das waren er und der Krötenkobold jetzt wohl auch. Er wollte raus. Laufen. Laufen, laufen, laufen, während das Biest bis zum Sankt Nimmerleinstag am Tor auf ihn warten mochte.
    »Ich möchte wirklich wissen, was das soll«, knurrte Richard, angelte eine einzelne Socke aus seinem Schrank, betrachtete sie argwöhnisch und warf sie kopfschüttelnd wieder zurück. »Du hast das Frühstück verpasst«, stellte er dann erstaunt fest, als sei es ein Ding der Unmöglichkeit, dass jemand etwas so Dummes tat.
    »Macht nichts«, brachte Benny heraus. »Ich habe echt keinen Hunger. Überhaupt nicht.«
    Callahan musterte ihn prüfend, während die anderen achselzuckend weiter ihre Sachen packten. Oliver feuerte lässig massenhaft Zeug in seinen Rucksack, wie immer, es sah aus, als rüste er sich für eine wochenlange Expedition. Viele Schüler trabten zwischen den Stunden ins Zimmer zurück, um ihre Sachen zu holen, Oliver bevorzugte es, alles, was er an einem Tag brauchte, mit sich herumzuschleppen.
    »Du bist ein bisschen blass um die Nase«, fasste Callahan das Ergebnis seiner Betrachtung zusammen.
    »Grün«, korrigierte Richard. »Grün im Gesicht ist er. Froschgrün. Geht’s dir nicht gut?«
    »Doch«, behauptete Benny. »Mir geht’s super. Hab nur nicht so viel geschlafen, das ist alles.«
    »Mhm.«
    Der Krötenkobold gab ein Geräusch von sich, das klang, als stiegen blubbernde Gasblasen durch zähen Schlick und zerplatzten an der Luft. Er kicherte, begriff Benny. Das Vieh kicherte.
    Ruckartig überkam es ihn, er krümmte sich und übergab sich direkt vor seine eigenen Füße.
    Die Krankenstation war überschaubar – zwei Betten in einem vorwiegend in freundlichem Blau gehaltenen Zimmer am Ende des Westflügels, dazu nebenan ein Büro oder Arbeitszimmer, in dem die Schwester herumfuhrwerkte, eine Toilette und eine kleine Teeküche. Die Schwester war um die sechzig, und Benny war sicher, sie schon mal in Zivil im Dorf gesehen zu haben. Ellen Harper hieß sie, hatte so große Hände wie ein Holzfäller … und sieben Kinder, wie sie ihm sozusagen zur Begrüßung erklärte: »Sieben Kinder habe ich geboren, alles Jungs bis auf das eine, und keins von ihnen war je so grün im Gesicht wie du, junger Mann.« Dann schickte sie Oliver und Richard fort, weil es nicht nötig sei, dass sie hier herumlungerten, um sich vor dem Unterricht zu drücken, hieß Benny sich aufs Bett setzen und verschwand. Kurz darauf kam sie mit einem feuchten Handtuch wieder, das sie ihm in den Nacken legte. Sie sah ja nicht, wie der Krötenkobold zischend auswich.
    Benny biss die Zähne zusammen. Erstaunlicherweise half das kalte Handtuch, wenn vielleicht auch nur deshalb, weil es dem Kobold missfiel, er von Bennys Schulter glitt und sich auf dem Nachttisch zusammenkauerte. Aus dem Augenwinkel sah Benny, wie er die beiden Menschen anstarrte. Er hatte den Eindruck von riesigen, vorstehenden Augen und einem ungeheuer breiten Maul. Mit Mühe unterdrückte er den Würgreflex, der in seiner Kehle aufstieg.
    »Besser?«, fragte Schwester Harper.
    »Ja. Ein bisschen.«
    »Empfindlicher Magen?«
    »Nein, eigentlich nicht.«
    »Was Falsches gegessen?«
    »Gar nichts«, gestand er. »Ich habe schlecht geschlafen und bin dann heute Morgen laufen gegangen. Und da habe ich irgendwie das Frühstück

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