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Die Feen - Hallmann, M: Feen

Die Feen - Hallmann, M: Feen

Titel: Die Feen - Hallmann, M: Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
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ihm verlangt hatte, die Tür zu schließen. Sie gehörte einem schlaksigen Jungen auf einem der Sofas, der von seinem Buch aufschaute. Das kurze Haar und die Brauen waren so hell, dass sie Benny im Licht des Kaminfeuers fast weiß erschienen. »Du musst Robin sein.«
    »Benny.« Er taumelte zum Sofa und ließ sich neben dem anderen hineinfallen. Für Schüchternheit war er zu müde. Mit einem Mal war der Hunger wie weggeblasen, dafür schwappte bleierne Erschöpfung über ihn hinweg. »Einfach nur Benny.« Blinzelnd schaute er sich um. Auf dem Sofa gegenüber saß jemand, der nicht aufblickte, auf dem dritten Sofa lag lang ausgestreckt ein dunkelhaariger Junge, der ihn durch halb geschlossene Lider wortlos betrachtete.
    »Wo hast du die ganze Zeit gesteckt?«, wollte der Blonde wissen. Er klang aufgeräumt, als begrüße er einen lang vermissten Freund, Benny fand das irritierend. »Ich habe vorhin gehört, dass du angekommen sein sollst, aber niemand hat dich gesehen.«
    »Hier und da«, sagte Benny vage.
    Es war sehr still, und ihn beschlich der Eindruck, dass alle aufmerksam lauschten. Sollte ihm auch egal sein. Das Sofa war tief und nicht zu weich, sehr bequem, alles andere kümmerte ihn nicht.
    Der andere nickte. »Umgesehen hast du dich also. Und, wie gefällt es dir?«
    Benny zuckte mit den Schultern. »Ganz okay.«
    »Ich hätte am ersten Tag kotzen können.«
    Überrascht blinzelte Benny. »Was?«
    Der Blonde griff nach einem Glas mit Wasser und lehnte sich zurück, seine Mundwinkel bogen sich spöttisch nach unten. »Na, ich fand’s nicht ganz okay . Meine Eltern haben beschlossen, dass ich hierher gehen soll, direkt nach der Grundschule, und haben mir die ganze Zeit erzählt, wie wichtig das sei und wie privilegiert ich mich fühlen müsse, bla bla bla. Ich hab gar nix gerafft. Ich bin natürlich seit der ersten Klasse hier, da war ich elf. Sind hergekommen, es war Herbst, genau so einer wie jetzt auch. Arschkalt, hat die ganze Zeit nur geregnet, überall war es kalt und klamm und riesengroß, auf einmal hatte ich Schiss, was die hier wohl von mir wollen und ob ich es überhaupt kann, im Schlafsaal waren ein paar Idioten, die nichts Besseres im Kopf hatten, als jedem blöde Streiche zu spielen, und mein Bett lag ausgerechnet neben einem der ihren … na, kannst es dir ja vorstellen. Am ersten Morgen waren die Ärmel meiner beiden Uniformen mit doppelseitigem Klebeband verklebt. Die Hosenbeine auch. Weiß der Teufel, wie die das in der Nacht geschafft haben, ohne dass ich was gemerkt habe. Ich hatte nämlich das Gefühl, ich hätte die ganze Nacht kein Auge zugetan.« Grinsend schüttelte er den Kopf. Sein Mund war groß und voller gerader, blitzend weißer Zähne. Unwillkürlich grinste Benny zurück. »Und inzwischen?«
    »Was?«
    »Na, wie findest du es inzwischen hier?«
    Der Blonde musterte ihn mit schräg gelegtem Kopf. »Man überlebt’s. Viel Arbeit, das steht mal fest. Aber der Unterricht ist teilweise ganz brauchbar. Und hast du schon die Sportanlagen gesehen?«
    »Ich habe noch gar nichts gesehen außer ein bisschen Dorf, den See, die große Halle unten und lauter wahnsinnig aufregenden Korridoren. Und den Schlafraum natürlich.«
    »Doch so viel.« Der andere nickte. »Wenn du willst, zeig ich dir morgen früh ein bisschen die Gegend. Nach dem Frühstück haben wir ungefähr eine halbe Stunde Zeit, bis die erste Stunde anfängt. Ach – ich bin übrigens Oliver. Oliver Hegeling. Aus München.« Er streckte die Hand aus.
    Benny schüttelte sie. Olivers Händedruck war kurz und fest und hätte Bennys Vater, der viel auf den richtigen Händedruck gab, maßlos beeindruckt. »Ach«, sagte Benny. »Der Prinz.«
    Verwundert musterte ihn Oliver, dann entblößte er wieder grinsend die langen weißen Zähne. »Richtig. Einer von vielen. Aber ich bin sozusagen der König der Prinzen. Der Bayernprinz.«
    »Wieso Prinz?«
    »Weil meine Eltern so viel Geld haben, als würden sie es scheißen, und so viel Einfluss, dass ich mir hier auf Glen fast alles erlauben kann.«
    Benny hob die Brauen.
    »Tja.« Oliver breitete entschuldigend die Hände aus. »Was soll ich machen? Das ist nun mal die offizielle Definition.«
    »München«, sagte Benny zweifelnd. »Du klingst wie …«
    »Sprich’s ruhig aus. Wie ein Schotte.« Oliver lachte. »Steckt an. Wirst schon sehen.«
    »Nettes Angebot, das mit dem Rundgang, aber ich soll morgen früh zur Direktorin.«
    »Zur Rutherford! Oh.«
    »Wie ist die?«
    Oliver zuckte

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