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Die Feen - Hallmann, M: Feen

Die Feen - Hallmann, M: Feen

Titel: Die Feen - Hallmann, M: Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
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abgeschafft hatte, weil sie sonst am Ende immer den Tränen nahe übrig blieben und zuschauten, wie sogar die Mädchen vor ihnen in die Mannschaften gewählt wurden, die sich beim Fangen eines Basketballs den Finger verstauchten oder gleich kreischend davor wegrannten. Einer von denen, bei denen es einem schwerfiel, nicht mit drauf einzuhacken, weil es einem leicht einfach so passierte, ohne dass man es recht bemerkte.
    »Was macht ein Pate?«, wollte Benny wissen. Hatte nicht Alasdair vorhin gesagt, dieser Elvis Bloomsfield sei der seine?
    Ein Schulterzucken, ohne ihn anzusehen. »Er ist der Ansprechpartner, wenn der andere Probleme hat. Oder wenn andere mit ihm Probleme haben, dann können sie auch den Paten ansprechen und ihn bitten, sich darum zu kümmern. Der Pate schaut auch ein bisschen darauf, wie die Leistungen seines Schützlings so sind. Und wenn es Probleme gibt, spricht er ihn an.« Jetzt hob er doch den Blick. »Ich werde dir keine Probleme machen.« So schnell, wie er wieder wegschaute, schien er sich da selbst nicht ganz sicher zu sein.
    »Will war vorher dein Pate, ja?«
    »William. Ja.«
    »Und war er in Ordnung?«
    Ruckartig ging Felix’ Kopf hoch. »Ja. Ja, Will war in Ordnung.«
    »Was ist mit ihm passiert?«
    Wieder ein Schulterzucken, die aufrechte Körperhaltung verlor sich. »Er hat es halt nicht geschafft. War ihm zu viel. Der Druck und so. Hatte einen Nervenzusammenbruch, und seine Eltern haben ihn abgeholt.« Während er sprach, bewegten sich seine Augen schnell hin und her, die Stimme wurde ganz monoton, er war kaum zu verstehen.
    Benny kniff die Augen zusammen. Das war eindeutig nicht alles, aber er beschloss, nicht weiter nachzuhaken. Er war todmüde, und im Grunde interessierte es ihn auch nicht, weshalb William oder Will, Pate von Felix, dem kleinen Prügelknaben, nicht mehr hier war. Es interessierte ihn sehr viel mehr, dass er selbst jetzt hier war – und offenbar erst einmal bleiben würde.
    »Wer schläft mit hier im Zimmer? Sind die nett?«
    Der Blick, den Felix ihm zuschoss, war unerwartet spöttisch. Träum weiter, sagte der Blick. »Sicher«, sagte Felix jedoch tonlos. »Da wäre Nicholas Hunter, der sagt nicht viel, hat meistens schlechte Laune, aber tut keinem was. Da drüben an der Tür schläft Daniel Green, das Mathegenie der Schule. Patrick Callahan, der redet auch nicht so viel, aber der ist prima, zu Callahan kannst du immer gehen, wenn du mal ein Problem hast. Und dann sind da noch Richard Dickenson und … Oliver.«
    »Aha«, sagte Benny. »Und wie sind Richard Dickenson und Oliver?«
    »Ganz okay«, erwiderte Felix reglos.
    »Also Arschgesichter«, stellte Benny fest.
    »Nein, das habe ich nicht gesagt. Bestimmt nicht. Sie sind … witzig. Und sehr gute Fechter. Und Oliver – na ja. Er ist eben ein Prinz.«
    »Ein Prinz.«
    »So nennen wir solche Leute hier halt. Wirst du schon noch merken. Aber für einen Prinzen ist er ziemlich okay, wirklich. Er ist halt nur …«
    »Was?«
    Felix zuckte schwach mit den Schultern. »Wirst dich schon mit ihnen vertragen, da bin ich ganz sicher. Im Schrank hängen übrigens deine Schuluniformen. Du hast zwei. Manche ziehen sie schon zum Frühstück an, andere erst zum Unterricht, das steht dir frei. Wenn sie zur Reinigung müssen, hängst du sie außen an die Tür, dann holt der Wäschedienst sie ab. Dein Name ist hinten eingenäht. Mit dem Unterricht und so, das ist hier alles ein bisschen anders, das erklärt dir morgen bestimmt Bloomsfield. Deine Schulbücher stehen da drüben schon im Regal, ich habe für die Pflichtfächer alles rausgesucht, was du brauchst. Das Frühstück ist um halb sieben. Das ist erst mal alles, was du wissen musst, glaube ich.« Mit hängenden Schultern blieb er stehen, als warte er auf den Befehl, sich ebenfalls zusammenzufalten und im Schrank zu verstauen.
    Angesichts so bereitwilliger Duckerei überkamen Benny plötzlich eine Mischung aus Jammer und Ekel und die Frage, ob es vielleicht in ein paar Jahren möglich sein würde, Rückgrattransplantationen vorzunehmen. »Danke«, sagte er und bemühte sich um eine freundliche Stimme. »Danke für alles.«
    »Gern«, erwiderte Felix leise und huschte davon. Hinter ihm fiel die schwere Tür ins Schloss, erstaunlich leise.
    Mit einem Mal war es sehr still im Zimmer. Feuerschein und das sickernde Dämmerlicht von draußen zeichneten die Konturen der Möbel nach. Der Schlafraum war voller Schatten.
    Benny trat ans Fenster. Es war doppelt verglast. Fast

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