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Die Feen - Hallmann, M: Feen

Die Feen - Hallmann, M: Feen

Titel: Die Feen - Hallmann, M: Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
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Neuen die Uniformen zuzukleben. Jetzt, wo es endlich mal einen Neuen gibt.«
    »Ich glaube ja«, ließ sich Richard vernehmen, »er hat sich für Benny hier was Neues ausgedacht.«
    »Sicher ist jedenfalls«, fuhr Oliver fort, »dass just in diesem Augenblick einer von ihnen im Flur Schmiere stehen wird, ganz unauffällig …«
    »… ich tippe auf Stone«, warf Richard gemütlich ein.
    »… während die anderen in unserem Zimmer sind und Unheil anrichten. Und zwar an deinen Sachen. Ob sie gekautes Kaugummi in deine Socken stecken, alle linken Socken stehlen, die Uniformen zukleben …«
    »… irgendwelche garstigen Insekten unter dein Kopfkissen legen …«
    »… oder«, sagte Oliver, »wie ich vermute, ihr unvermeidliches Klebeband ausrollen – es ist jedenfalls besser, sie baldmöglichst zu unterbrechen. Etwas Gutes kommt dabei nicht heraus. Bist du bereit, dein Hab und Gut zu verteidigen, notfalls mit deinem Leben?«
    »Lieber würde ich was essen«, gab Benny zu, den das wohlkoordinierte Pingpong der beiden amüsierte, obwohl er sie ein bisschen blasiert fand. »Aber natürlich, wenn sie mir garstige Insekten in die Socken stecken …«
    Richard pfiff durch die Zähne. »Eine schöne Variante!«, rief er aus.
    »… dann muss ihnen Einhalt geboten werden.« Benny zuckte mit den Schultern. »Wie viele sind es? Vier?«
    »Richtig«, sagte Oliver und nickte anerkennend. »Ein gutes Auge für den Feind hat er, unser Rob Roy, das muss ich schon sagen. Und wir sind fünf – du und ich und Dickie hier und natürlich Callahan, der sich als Ire, wenn er auf Glen schon nicht trinken darf, wenigstens zünftig prügeln muss.«
    Patrick Callahan wackelte mit den Ohren und prostete ihm mit einer imaginären Flasche zu.
    »Und Nicholas«, fügte Oliver hinzu. »Allerdings nicht, weil es ihn interessiert, sondern weil er muss. Denn uns nicht bei der Verteidigung unserer Räumlichkeiten zu helfen, wäre unverzeihlich.«
    »Leck mich«, knurrte Nicholas, schlug aber seufzend sein Buch zu. »Ja, gut, ich komme mit. Glaube aber persönlich nicht, dass die bei uns im Zimmer sind. Und dann?«
    »Du kannst gern in die Wette mit einsteigen«, bot ihm Oliver zuvorkommend an. »Zwanzig Pfund in den Topf. Und den Topf, also sechzig, bekommst du, wenn sie nicht in unserem Zimmer sind. Verkleben sie die Uniformen, ist es mein Geld. Pinkeln sie in Rob Roys Bett, hantieren mit Insekten, kauen Kaugummi zur Verwendung für schändliche Zwecke oder sind anderweitig kreativer als erwartet, ist die Kohle Eigentum von Dickie, und ich nenne ihn einen Monat lang Sir Richard, und wenn ich mich dabei übergeben muss.«
    »Mach nur«, sagte Richard, offenbar angetan von der Vorstellung. »Ich würde dir sogar den Eimer halten, will mal nicht so sein.«
    Zögernd schaute Nicholas von einem zum anderen. »Gut«, brummte er. »Zwanzig.« Er streckte die Hand aus, schüttelte erst die von Oliver, dann die von Richard, der die Beine vom Sofa schwang, aufstand und sich streckte. »Auf«, sagte er.
    Gemeinsam verließen sie das Kaminzimmer. Als sie den Gang hinunterschlenderten, überkam Benny so plötzlich ein so fremdes und irritierendes Gefühl, dass er im ersten Augenblick nichts damit anzufangen wusste. Es war lange her, dass er es verspürt hatte – damals, in der Grundschule, als er und Erik und Liam und Jan zusammen so irrsinnig aufregende Abenteuer erlebt hatten wie etwa das, verbotene Streifzüge durch die Gärten benachbarter Reihenhäuser zu unterneh men, wobei sie einmal sogar fast erwischt worden wären. »Wir vier«, hatte Erik gern gesagt, und sie hatten mit bedeutungsvollen Mienen die Handflächen gegeneinander geschlagen. Ein bisschen unbehaglich registrierte Benny, wie ihn das unerwartete Rudelgefühl im Innersten wärmte. Er rief sich in Erinnerung, dass er die anderen nicht kannte, ebenso wenig wie sie ihn. Und er hatte schließlich nicht vor, sich auf Glen mit irgendwem anzufreunden.
    Tatsächlich stand vor der Tür ihres Schlafraums eine einsame Gestalt, die bei ihrem Auftauchen hektisch wurde und gegen die Tür klopfte, ihnen dann unsicher entgegenlächelte und zwei Schritte zurückwich.
    »Hallo Stone«, grüßte Oliver. »Wir sind plötzlich alle gleichzeitig sehr, sehr müde geworden. Seltsam, oder?«
    »Äh – sicher«, erwiderte Stone. Er war klein, hatte ein Spitzmausgesicht und einen topfartigen Haarschnitt, von dem Benny nicht gewusst hatte, dass er in diesem Jahrhundert noch vorkam. »Kommt vor. Dann schlaft mal gut.«

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