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Die Feen - Hallmann, M: Feen

Die Feen - Hallmann, M: Feen

Titel: Die Feen - Hallmann, M: Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
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Verunsichert schaute er mit kleinen Nagetieraugen von einem zum anderen. Ohne ihn weiter zu beachten, stieß Oliver die Tür auf und marschierte hinein. »Oh!«, rief er überrascht aus. »Wir haben ja Besuch! Wie unerwartet – und wie schön!«
    Mitten im Zimmer standen drei Jungs. »Hegeling«, sagte einer von ihnen, es war der, der Benny vorhin als Erster entgegengekommen war. Ein bemühtes Lächeln flackerte über sein Gesicht. »Du … du fragst dich sicherlich …«
    »Was ihr hier treibt?« Oliver legte eine Hand ans Kinn und musterte ihn. Hinter ihm flankierten Richard und Callahan die Tür, Benny und Nicholas standen eher unsortiert in der Gegend herum. »Du hast Recht, Cooper«, sagte Oliver schließlich. »Das frage ich mich tatsächlich.«
    »Nun.« Miles Cooper räusperte sich. Er war untersetzt, hatte sehr kurzes, akkurat gescheiteltes, schmutzig blondes Haar und die winzigste Nase, die Benny je gesehen hatte. Sie sah aus, als hätte jemand einen kleinen, dreieckigen Knopf unter die Haut gesteckt. Seine Augen huschten unruhig hin und her. Er sah nach nichts aus. Niemand, mit dem sich Benny freiwillig beschäftigt hätte. »Wir dachten uns, wir schauen mal, ob der Neue da ist.«
    »So.«
    »Ja. Um hallo zu sagen. Aber da ist er ja. Hi. Willkommen.« Coopers Blick irrte zu Benny, er nickte ihm zu, ohne ihn richtig anzuschauen.
    »Wir haben uns schon gesehen«, sagte Benny, der sich von Olivers lässigem Spott anstecken ließ. »Vorhin, im Flur. Erinnerst du dich? Da muss dir irgendwie vollkommen entgangen sein, dass wir uns nicht kennen und ich dann wohl vermutlich der Neue bin.«
    Oliver drehte den Kopf und betrachtete ihn kurz, es schien Benny, als läge Anerkennung in seiner Miene.
    »Ja, äh«, murmelte Cooper. »Im Flur war es recht dunkel. Ich habe dich wohl nicht erkannt.«
    »Du hast nicht erkannt, dass du ihn nicht erkannt hast, willst du wohl sagen«, half ihm Oliver zuvorkommend aus.
    »Richtig. Jedenfalls – willkommen auf Glenshee Castle. Ich hoffe, du fühlst dich hier wohl.«
    »Du lohnst dich einfach nicht, Cooper«, stellte Oliver betrübt fest. »Du bist von Kopf bis Fuß so blöd, dass es raucht. Komm schon, was habt ihr gemacht – die Uniformen zugenäht? Fuchskacke in den Schuhen? Sag es mir und erspar es uns, nachzusehen.«
    Ein kurzer Blick von Cooper, und er und die beiden anderen Jungs stürmten wie einer geheimen Absprache folgend vorwärts. Einen von ihnen packte Oliver am Kragen. Cooper musste auf seinem Fluchtweg zur Tür an Benny vorbei – das Problem, dass dort zwei weitere Leute standen, schien er erst einmal auf später zu verschieben. Halbherzig und mehr einem Reflex folgend griff Benny nach ihm. Da bekam er einen so harten Stoß in den Magen, dass er taumelte.
    Übelkeit wallte in ihm auf. Und mit der Übelkeit kam etwas anderes, etwas Vertrautes. Es ging so schnell, dass sein Verstand nicht mitkam, so wie immer. Es war, als breche etwas Riesiges aus der Tiefe seines Bewusstseins hervor, dessen Oberfläche eben noch so still gewesen war wie der bleifarbene See vor den Toren von Glen. Das, was da auftauchte, hatte Zähne und Klauen und tausend Tentakel. Benny taumelte einen halben Schritt zurück, der Schmerz breitete sich von seinem Magen in den ganzen Körper aus und wurde dann weggewischt, von blinder Wut weggeschwemmt wie eine lächerlich winzige Sandburg von einer meterhohen Flutwelle. Es war, als werfe ihn der Zorn aus seinem eigenen Körper. Er sah , wie er vorwärtssprang, sah es, als wäre es nicht er selbst, sah, wie er Cooper von hinten am Schopf packte und zurückriss, und zugleich spürte er es, spürte die haargelsteifen, trockenen, harten Borsten zwischen den Fingern, fühlte den Ruck, der durch den Leib ging, den er da gepackt hatte, spürte die rohe Kraft, die durch seinen Körper flutete.
    Er sah, wie er Cooper immer noch gepackt hielt und ausholte. Er hatte sogar noch genug Zeit zu denken. Das Geschehen hatte sich absurd verlangsamt. O Scheiße, nein, dachte er. Aber es war unausweichlich, und die Kraft, die seinen Körper erfüllte, was ungleich stärker. War köstlich. War unwiderstehlich. Er hörte sich knurren. Seine Faust stieß hinunter, direkt in Coopers Gesicht mit den weit aufgerissenen Augen, direkt auf die lächerlich winzige Nase. Benny spürte, hörte und sah, wie sie brach. Ein trockenes Knacken, die plötzliche Nachgiebigkeit unter seiner Faust, ein Blutschwall.
    Stopp!, hallte ein schwaches Echo durch seinen Kopf. Es war, als riefe

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