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Die Feen - Hallmann, M: Feen

Die Feen - Hallmann, M: Feen

Titel: Die Feen - Hallmann, M: Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
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hätte er gelacht, als er feststellte, dass er darüber staunte, dass es nicht vergittert war. Es ließ sich problemlos öffnen. Als hätte er vor dem Fenster auf ihn gewartet wie ein treuer Hund, trieb ihm der Wind zur Begrüßung übermütig einen ganzen Schwall Regen ins Gesicht. Benny wischte sich das Wasser aus den Wimpern. Unter dem Fenster lag eine Wiese, weiter hinten hoben sich verschwommen die Umrisse einer Mauer ab, und dahinter erstreckte sich das Tal von Glenshee, ein paar kleine Felder, die von Wildnis abgelöst wurden. Etwas an den Formen und Farben, auch wenn sie in der hereinbrechenden Dämmerung verschwammen, tat etwas mit ihm, ließ ihn tiefer atmen. Es ließ sich nicht leugnen, dass in den kargen Linien Schönheit lag. Eine schroffe Schönheit, die ihm recht gut gefiel.
    Mit klatschnassem Gesicht wandte er sich ab, ließ das Fenster offen und den Wind hereinjauchzen und betrachtete das Bett, das vor ihm einem William gehört hatte. Will, Pate vom kleinen, dicken, etwas feigen Felix, den er jetzt wohl irgendwie geerbt hatte, was immer das bedeuten mochte.
    »Schottland«, murmelte er. »Na, dann mal willkommen, lieber Benny.« Seufzend beugte er sich über das Bett und machte sich daran, die brettsteife Wäsche aufzuziehen.

4 Bekanntschaften
    4 BEKANNTSCHAFTEN
    D er Korridor wurde von kleinen runden Lampen erhellt, die im Abstand von einigen Metern von der hohen Decke hingen und freundliches, fast warmes Licht verbreiteten. Benny lauschte, aber es war nichts zu hören außer dem leisen Grollen seines Magens. Rasch rechnete er nach – soweit er sich erinnerte, waren es pro Jahrgang drei Klassen mit etwa vierundzwanzig Schülern. Das hieß, auf diesem Gang mussten sich elf weitere Schlafräume befinden, und insgesamt gab es bei sieben Klassen knapp 500 Schüler auf dem Internat. Wo zum Teufel steckten die alle? Die Burg war groß, sicher, aber irgendwo mussten sich all diese Leute doch herumtreiben.
    Erneut grollte sein Magen. In der Tasche hatte er gar nichts gefunden, im Rucksack nur den lausigen Müsliriegel mit Rosinen, den er normalerweise nicht angerührt hätte. Die Wasserflasche war auch leer. So früh sechs Uhr dreißig fürs Frühstück auch sein mochte – und er fand es reichlich früh –, angesichts der Tatsache, dass es laut seiner Uhr noch nicht mal halb zehn war, war das Frühstück noch so lange hin, dass er nicht wusste, wie er die Zeit überstehen sollte. Seit heute Morgen hatte er nichts gegessen.
    Er schaute in beide Richtungen, entschied sich für rechts und marschierte den Flur entlang. Allzu hell waren die Lampen nicht. Ihm war seltsam zumute in diesem leeren Korridor in einer Burg, die er nicht kannte, seine Schritte hallten schwach von den Wänden wider, als marschiere er in einer Kolonne unsichtbarer Geister. Den Weg zurück in die Halle würde er finden, und auch den zu den Schlafsälen der Erstklässler. Das war es aber auch schon. Kilometerweise Gänge, Türen und Hallen waren ihm fremd. Er fühlte sich wie auf einem riesigen Raumschiff.
    Als die breite Treppe in Sicht kam, die er vorhin mit Alasdair und Elvis heraufgekommen war, hörte er jemanden lachen. Im nächsten Augenblick öffnete sich eine Tür, ein Junge wischte heraus und trabte an Benny vorbei, ohne ihn mit mehr als einem raschen Blick zu bedenken. Ehe Benny recht begriff, dass er nicht mehr allein auf weiter Flur war, schossen drei weitere Jungs aus derselben Tür, alle etwa in seinem Alter, und folgten dem ersten. Bis auf einen trugen sie alle Schuluniformen, Benny erntete ein paar flüchtige, neugierige Blicke, dann waren sie fort, den Gang hinunter.
    In seinen Füßen kribbelte es, ihnen zu folgen, aber er widerstand dem unsinnigen Drang, ging weiter und öffnete die Tür, die die Jungs ausgespuckt hatte.
    »Mach die verdammte Tür zu«, scholl es ihm entgegen. Mit einem raschen Blick erfasste er einen weitläufigen Raum mit Kamin, drei um einen Tisch gruppierten wuchtigen Sofas, neben denen Leselampen vor sich hinfunzelten, himmelhoch ragenden Bücherregalen und an den Fenstern, die von langen, schweren Vorhängen verdeckt wurden, einige Tische samt hochlehnigen Stühlen. Er trat ein und schloss die Tür. An zweien der Tische saßen Leute und beugten die Köpfe über Bücher oder Hefte, auf den Sofas lümmelten sich andere, die einen deutlich weniger fleißigen Eindruck machten, und vor dem Kamin hockte jemand, der im Feuer herumstocherte, ohne aufzusehen.
    »Ach«, sagte dieselbe Stimme, die eben von

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