Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Feen - Hallmann, M: Feen

Die Feen - Hallmann, M: Feen

Titel: Die Feen - Hallmann, M: Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
Vom Netzwerk:
Alasdairs Blick erfasste rasch und kühl die Anwesenden, das blutige Taschentuch, ruhte schließlich auf Benny. Er kam herein, zwei gemessene Schritte.
    »Er hat mir die Nase gebrochen«, zischte Cooper und zeigte anklagend auf Benny. »Er hat mir einfach die …«
    »Ist ja noch dran«, erwiderte Alasdair leise.
    »Aber …«
    Ein Blick brachte ihn zum Schweigen. Keiner rührte sich.
    »Interessanter Einstand«, bemerkte Alasdair schließlich und betrachtete Benny wie einen Gegenstand, der am falschen Ort herumstand. Da Benny im Grunde ganz seiner Meinung war, schwieg er. Sie betrachteten einander. In Alasdairs Blick schlich sich Irritation.
    »Morgen nach dem Frühstück findest du dich wie geplant bei der Direktorin ein«, versetzte er schließlich. »Und du«, er wandte sich an Cooper, »du auch. Jetzt gehst du erst einmal auf die Krankenstation und lässt deine Nase anschauen.«
    »Ich muss ins Krankenhaus«, jaulte Cooper empört auf.
    »Die Krankenstation wird fürs Erste reichen«, erwiderte Alasdair nüchtern. Dann warf er Oliver einen langen Blick zu, den der unbehaglich erwiderte, wandte sich ab und ging. Die beiden anderen folgten ihm beflissen. Benny war, als fiele ein imaginärer Vorhang. Stille senkte sich über das Zimmer.
    »Das wirst du …«, giftete Cooper.
    »Raus«, sagte Oliver tonlos.
    »Du …«
    »Du hast mich gehört. Raus. Und zwar jetzt. Du und dein Gesocks.« Mit einem gereizten Nicken umfasste er alle drei. »Packt euch.«
    Tatsächlich rappelte sich Cooper auf, warf Benny einen hasserfüllten Blick zu und humpelte hinaus, gestützt von seinen Getreuen. Hinter ihnen fiel die Tür zu. Die fünf verbleibenden Jungs standen mit hängenden Armen da und schauten im Zimmer umher, als wüssten sie nicht recht, wo sie sich befanden.
    »Tja«, sagte Oliver irgendwann.
    »Hm«, machte Richard.
    »Pfui Teufel«, sagte Patrick Callahan, hob mit spitzen Fingern das blutige Taschentuch auf und warf es aus dem Fenster. »Coopers Blut und Rotz muss ich wirklich nicht im Zimmer haben. Himmel, was hat der geflennt. Man hätte ja meinen können …« Ratlos verstummte er.
    »Man hätte meinen können, du willst ihn umbringen«, sagte Oliver und schaute Benny forschend an.
    »Tut mir wirklich leid. Ich weiß nicht, was …« Unangenehm berührt davon, dass er im Begriff war zu behaupten, so etwas sei ihm noch nie passiert, verstummte Benny. »Ich meine«, setzte er neu an, »ich werde manchmal – wütend. Aber selten so sehr. Ich weiß nicht genau … es tut mir jedenfalls leid. Ehrlich. Es tut mir leid.«
    »Och«, machte Oliver. »Um ehrlich zu sein, wollte ich schon lange mal sehen, wie jemand Cooper die dumme Fresse einstampft. Keine halben Sachen, richtig?«
    Verlegen kratzte sich Benny an der Schulter. Seine Haut prickelte. Er sehnte sich nach der Kraft, die ihn eben noch durchflutet hatte. Jetzt fühlte er sich so schlapp wie ein nasses Stück Klopapier. Und elend. Hundeelend.
    »’nen ganz schönen Schlag hast du drauf, muss ich schon sagen«, bemerkte Nicholas. Dabei sah er nicht freundlicher aus als sonst, obwohl er sich offenbar bemühte, aufmunternd zu klingen.
    Benny zuckte nur mit den Schultern.
    »Mal schauen«, murmelte Oliver, riss sich sichtlich aus der Starre und marschierte direkt zu Bennys Schrank. Er öffnete ihn und schaute hinein. Dann nahm er eine der Uniformen heraus und hielt den anderen einen Ärmel entgegen. Er war zugeklebt.
    »Leck mich doch«, knurrte Richard.
    »Eigentlich wollte ich Cooper und seine fleißigen Mädchen zwingen, die Ärmel wieder aufzutrennen.« Olivers Grinsen geriet etwas schief. »Aber dafür, dass ich zusehen konnte, wie ihm jemand die Nase bricht, tu ich’s auch gern selbst, das ist es mir wert. Hat man schon mal jemanden so jammern hören?«
    »Ja«, brummte Richard, wühlte in einem anderen Schrank herum und förderte zwei Zehn-Pfund-Noten hervor, die er Oliver reichte. »Mich. Verdammte Scheiße.«
    Widerwillig bequemte sich auch Nicholas zu seinem Schrank, beglich seine Schulden und ließ sich aufs Bett plumpsen, wo er finster vor sich hinstarrte.
    »Und was passiert jetzt?«, erkundigte sich Benny. Alle Farben schienen ihm zu intensiv, Olivers helles Haar gleißte, die Flammen waren orangerot wie glühende Lava, der schwache Schimmer des polierten Holzfußbodens blendete ihn.
    »Jetzt bringen wir erst einmal die Uniformen wieder auf Vordermann«, sagte Oliver munter. »Schau, sie haben nur zwei Ärmel und ein Bein geschafft. Verdammtes Pack.

Weitere Kostenlose Bücher