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Die Feen - Hallmann, M: Feen

Die Feen - Hallmann, M: Feen

Titel: Die Feen - Hallmann, M: Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
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Können sie nicht wenigstens nähen, statt alles zuzukleben? Sei vorsichtig, dass du keine Fäden rausziehst.«
    »Wegen der Sache, meine ich. Wegen … der Nase und so. Was passiert jetzt?«
    »Das sehen wir morgen«, stellte Oliver fest. »Hast du Nähzeug? Nein? Dachte ich mir. Aber ich hab welches. Sehr hilfreich, um das Zeug abzubekommen.«
    Nebeneinander auf dem Bett sitzend, machten sie sich daran, das Klebeband wieder zu entfernen. Im Kamin knisterte das Feuer, und nach einer Weile fingen Richard und Oliver wieder an, rumzublödeln. Callahan, der es sich mit einem Buch im Sessel beim Kamin gemütlich gemacht hatte, warf irgendwann Benny einen kurzen Blick zu, lächelte, als Benny ihn dabei erwischte, und vertiefte sich wieder in die Seiten. Es war seltsam gemütlich, und Benny spürte zu seinem Erstaunen Furcht vor dem nächsten Morgen in sich aufsteigen. Furcht davor, rausgeworfen zu werden? Er wusste es nicht.
    Du musst dich in den Griff bekommen, hatte Erik gesagt. Ehrlich, Mann. Krieg dich in den Griff. Das ist nicht mehr witzig.
    Er wünschte, er wüsste, wie er es anstellen sollte. Der Idiot vom Anti-Aggressionstraining hatte gesagt, er solle innerlich bis zehn zählen. Und für so billige Tipps wurde tatsächlich jemand auf dieser verkorksten Welt bezahlt. Wenn Benny bei solchen Anfällen die Zeit gehabt hätte, einen klaren Gedanken zu fassen, dann wäre es nicht nötig gewesen zu zählen, dann wären ihm sicher durchaus bessere Argumente eingefallen, nicht zuzuschlagen, als die Tatsache, dass auf die Eins eine Zwei folgte und dann die Drei und so weiter. Den darauffolgenden Ärger war es jedenfalls sicher nicht wert. Immerhin hatte sich Benny, um weitere Sitzungen zu vermeiden, daraufhin aus allem rausgehalten, was auch nur ansatzweise danach aussah, als könnte es ihn aufregen – was auch bedeutete, dass er nach Möglichkeit nicht mehr mit seinem Vater sprach. Das war auch wieder nicht richtig gewesen.
    Und als er dann nach einem halben Jahr wieder zugeschlagen hatte, weil so ein Arschgesicht aus der Zehnten ihm einen glühenden Zigarettenstummel ins Gesicht geschnippt hatte, war die Aufregung groß gewesen. Ein schlimmer Rückfall, hatten alle gefunden, und sich gefragt – angesichts seiner immerhin drei Gespräche mit diesem angeblichen Therapeuten, dessen Energie kaum ausreichte, um sich aufrecht zu halten, und der von Zorn etwa so viel verstand wie eine Made vom Marathonlaufen – ob er überhaupt therapierbar sei. Benny war zu müde gewesen, um zu erklären, dass es kein Rückfall gewesen sei, sondern einfach nur der nächste geeignete Anlass, um das Tentakelwesen wieder zu wecken, und im Grunde stimmte er ihnen ja zu, was die Frage seiner Therapierbarkeit betraf. Dieser Zorn hatte so wenig mit ihm zu tun, fand er, dass er gar nicht gewusst hätte, wo da jemand ansetzen sollte, um ihn aus Benny zu entfernen.
    Irgendwann kam ein kleiner blonder Typ herein, mit den knallblauesten Augen, die Benny je gesehen hatte, und bekam eine Kurzversion der Ereignisse zu hören, in der Benny drei Leute zusammengeschlagen hatte, sich gebärdete wie Hulk persönlich, wenn man ihn schief anschaute, und Cooper mit dem Hubschrauber ins nächste Krankenhaus geflogen worden war, weil er wegen innerer Blutungen in akuter Lebensgefahr schwebte. »Keine Hirnblutungen, versteht sich«, betonte Oliver vergnügt.
    »Cool«, sagte der Blonde ungerührt, der Benny als Daniel Green vorgestellt wurde. »Na, dann mal weiter so.«
    Endlich waren sie fertig, und alles verzog sich in die Betten. Als das Licht gelöscht war, blieb nur schwacher Mondschein, der vom endlich halbwegs klaren Himmel durchs Fenster direkt auf die Bettdecke über Bennys Füßen fiel, ab und zu durchbrochen von vorbeiziehenden Wolken. Er fühlte sich wie auf einem Schiff, als schwanke die ganze Burg unter den Füßen des Betts. Ihm war ein wenig übel vor Erschöpfung.
    »Erzähl der Rutherford morgen die Wahrheit«, sagte Oliver irgendwann aus der Dunkelheit. »Sie wird es ohnehin schon wissen.«
    Mühsam tauchte Benny aus der anderen Wirklichkeit auf, in der er auf einem Schiff unterwegs gewesen war zum Ende der Welt, das es dort wirklich gab – ein Ort, an dem das Meer abwärts stürzte, niemand wusste, wohin. Es dauerte einen Augenblick, bis er seine Stimme wiederfand. »Und woher?«
    »Von MacGregor.«
    Eine Weile Stille. »Aber der weiß doch auch nicht genau, was passiert ist«, wandte Benny dann ein. »Er ist doch erst ganz am Schluss

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