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Die Feen - Hallmann, M: Feen

Die Feen - Hallmann, M: Feen

Titel: Die Feen - Hallmann, M: Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
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Irgendwer hämmerte an die Tür, ringsum quollen Geräusche auf, fremd riechende Luft drang in seine Lungen, irgendetwas knallte, jemand schrie, ein anderer lachte. Keuchend fuhr Benny hoch und sah sich umzingelt von Fremdheit. Die riesigen Betten, blau gemusterte Tapeten, ein Zimmer voller Schatten und grellem Licht, das von der Decke flutete. Er blinzelte.
    »Auf, auf«, rief ein dunkelhaariger Junge mit fast mädchenhaft hübschem Gesicht. Richard, erinnerte sich Benny.
    »Ich zeig dir das Bad. Hopp, aus den Federn.«
    Taumelnd stolperte er aus dem Bett, der Holzboden biss ihm mit kalten Zähnen in die bloßen Füße, er fand seine Pantoffeln erst nicht, dann nur den rechten, den linken entdeckte er halb unter dem Schrank, wie immer er dort hingekommen sein mochte. Der Kulturbeutel fiel ihm eher durch Zufall in die Hände, als er den Schrank öffnete. Verschwommen rauschte der kalte, hohe Korridor an ihm vorbei, dann öffnete sich eine Tür, dahinter gähnte ihn ein blau gefliester Waschraum an. Irgendwo rauschten Duschen, warmer Dampf ließ die langen Reihen der Spiegel beschlagen. Die Waschbecken waren emailliert und so riesig wie Futtertröge. Erst das kalte Wasser machte ihn wacher. Er machte eine Katzenwäsche und sah sich blinzelnd um. Lauter unvertraute Gesichter, etliche bloße Oberkörper, die meisten so dünn und jungenhaft wie sein eigener. Richard war fort, unter der Dusche, neben Benny stand Nicholas. Er war erstaunlich muskulös. Neidisch bemerkte Benny, wie selbstverständlich sich der Bizeps wölbte, als Nicholas mit ruhigen, gleichmäßigen Bewegungen die Brust mit einem nassen Waschlappen abrieb.
    »Kaltes Wasser«, sagte er, als er Bennys Blick bemerkte. »Härtet ab. Ich wasche mich immer kalt.«
    Benny spuckte Zahnpastaschaum und nickte. Jetzt, endlich wach, bemerkte er die verstohlenen Blicke, die ihm zugeworfen wurden. Gut zwei Dutzend Jungen drängten sich an den Waschbecken, es herrschte ein ständiges Kommen und Gehen, durch die auf und zu klappende Tür wehte ein kühler Luftzug nach dem anderen herein. Miles Cooper, Stone und die anderen entdeckte er nicht. Ihm fiel ein, dass er gleich das Gespräch mit der Rutherford haben würde. Unbehaglich fragte er sich, ob Coopers Nase wirklich gebrochen war. Er erinnerte sich nur verschwommen, aber es war ordentlich Blut geflossen. Bei der Erinnerung kroch ihm Röte ins Gesicht. Zugleich kam trotzige Resignation auf. Sollten sie ihn ruhig rauswerfen, wenn sie wollten – ihm konnte es gleich sein. Er mochte es nicht, geschubst zu werden, und in den Magen geschlagen zu werden, mochte er schon gar nicht. Das war seine letzte ganz klare Erinnerung – der Schlag in den Magen. Danach war alles ein Chaos aus wenig zusammenhängenden Erinnerungsfetzen.
    Zusammen mit Nicholas Hunter und Patrick Callahan ging er zurück in den Schlafraum. Oliver schlief noch immer. »Der verpennt immer fast das Frühstück«, erklärte Callahan und wackelte vergnügt mit seinen riesigen Ohren. »Das ist ganz normal.« Sie zogen sich an, kurz darauf schloss sich ihnen ein vor Sauberkeit blitzender Richard an, und sie trabten nach unten und dort einen vor Leuten überquellenden Korridor entlang. Wie eine Flut aus Münzen, die in einen Automaten eingeworfen wurden, schwemmten die Schüler in verschiedene Säle, fein säuberlich nach Alter sortiert. Der Saal, der Benny und die anderen schluckte, war riesig und fasste bestimmt hundertfünfzig Schüler. Die Decke war schwindelerregend hoch, mehrere Kronleuchter ergossen ihr weiches Licht auf zwei lange gedeckte Tafeln. Und dort stand alles, was Bennys Herz begehrte. Kein Käsebrot oder so etwas Albernes, sondern dampfende Schüsseln mit dickem Porridge, über das man reichlich Zucker streuen konnte, gebackene Bohnen in einer herrlichen Tomatensauce, die ganz sicher nicht aus der Dose stammte, Cornflakes, heißer und kalter Kakao, duftender Toast, riesige Kannen mit Milch und Tee und Orangensaft. Vor lauter Glück schaufelte sich Benny den Teller so voll, dass es fast über den Rand quoll. Die gesalzene Butter schmeckte anders als die, die seine Mutter in Deutschland gekauft hatte, sie war fast sahnig und stand in tönernen Töpfen auf dem Tisch.
    Jemand sagte etwas. Benny, gerade mit dem Porridge beschäftigt, drehte den Kopf. »Wasch?«
    Richard grinste ihn an. »Ich sagte, dass du dir jedenfalls durch die Nervosität nicht den Appetit verderben lässt.«
    Benny schluckte den Mundvoll Brei hinunter. »Hab seit gestern Morgen

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