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Die Feen - Hallmann, M: Feen

Die Feen - Hallmann, M: Feen

Titel: Die Feen - Hallmann, M: Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
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Aber er traute sich nicht zu ihr. Er traute sich nicht, anzuklopfen und dem Schweigen ins Gesicht zu sehen, das von ihr und dem Haus Besitz ergriffen hatte. Er ekelte sich vor seiner eigenen Feigheit, aber er brachte es nicht über sich.
    Eine Weile schaute er noch auf den Bildschirm, aber es gab nichts mehr zu sagen. Als er aufstand, eilte ein Erstklässler herbei, um seinen Platz am Rechner einzunehmen, obwohl nicht mehr viel Zeit blieb, es war kurz vor zehn, und bis auf die besetzten Plätze vor den Computern war die Bibliothek wie ausgestorben. Benny schob die Hände in die Taschen seiner Uniformjacke und schlenderte davon. Im Vorbeigehen nickte er Miss Fish zu, die freundlich zurücknickte. Er fand sie noch immer hübsch, aber als er durch die Tür trat, hatte er sie fast schon vergessen.
    »Sie sehen aus, Miss Fish, als würden Sie ihn bedauern.«
    Die Stimme war leise, freundlich und besaß einen ausgeprägten Akzent, aber bis auf Miss Fish konnte sie niemand in der Bibliothek hören. Sie schaute nicht hin. Sie wusste ja, wer es war und wo er saß: auf seinem Lieblingsplatz auf dem Faxgerät, wo er mit den Beinen baumelte und sie beobachtete.
    »Ich bedaure die ganze Angelegenheit, Mister Kerrigan«, erwiderte sie leise. »Die MacGregors, vor allem die Schwestern, Mister Reutter und auch Mister Hegeling. Sie alle haben viel verloren.«
    »Und viel gewonnen«, wandte er ein, und als sie doch hinschaute, sah sie das Funkeln in den dunklen Augen. »Und viel gewonnen, Miss Fish. Denken Sie doch nur – die Schwestern haben zur Ruhe gefunden, Mister Reutter sieht nun, was ihn nichts angeht, und Mister Hegeling – auch wenn er nichts sieht, er weiß doch, dass da mehr ist, als er je zu hoffen wagte.« Die vollen Lippen verzogen sich spöttisch.
    »Werden Sie deswegen etwas unternehmen?«, erkundigte sie sich rasch. »Wegen Mister Reutter, meine ich?«
    Der Kerrigan neigte den Kopf und betrachtete sie forschend. »Sie klingen so besorgt. Halten Sie mich denn für einen Unmenschen?«
    »Das ist eine Fangfrage, nicht?«
    Er lachte leise und schüttelte dann den Kopf. »So viel Misstrauen in dieser Welt!«, klagte er. »Und Ihre eigentliche Frage, Miss Fish, ist doch: Wenn wir Sie nicht mehr brauchen, um Teile des Tals aufzukaufen und für uns zu verwalten – unternehmen wir dann etwas gegen Sie ? Sind Sie uns lästig geworden? Sind Sie nun, da wir Sie nicht mehr brauchen, ein nutzloser, aber gefährlicher Mitwisser, den wir lieber heute als morgen los wären?«
    Sie sah zu, wie zwei Schüler die Bibliothek verließen, und schaute dann auf ihre unruhigen Hände hinunter. Das fehlende Glied des Ringfingers fiel ihr sonst kaum mehr auf, aber jetzt stach es ihr regelrecht ins Auge, eine bleibende Erinnerung an einen Vertrag mit einem anderen Kerrigan. Damals hatte sie nicht gewusst, dass sie ihre Hilfe gebrauchen konnten. Sie hatte geglaubt, einen überschaubaren Deal abzuschließen, ohne zu verstehen, was sie mit dem Glied eines menschlichen Fingers wollten. Inzwischen war sie fast sicher, dass sie das Stück Fleisch und Knochen weggeworfen hatten. Dass sie nur hatten sehen wollen, wie ernst es ihr war. Ob sie wirklich das Messer ansetzen würde oder ob sie im letzten Augenblick davor zurückschrak.
    »Bin ich Ihnen denn lästig geworden?«, fragte sie und schaute ihm in die dunklen Augen, die so freundlich und aufmerksam waren.
    »Ein wenig«, erwiderte er gemessen. »Ein klein wenig, Miss Fish. Aber das muss unsere freundschaftlichen Beziehungen ja nicht über Gebühr beeinträchtigen, nicht wahr? Immerhin bin ich heute hier, um Sie um einen kleinen Gefallen zu bitten. Ganz nutzlos sind Sie also nicht.«
    Noch nicht, dachte sie. An seinem Lächeln sah sie, dass er den Gedanken gehört hatte.
    »Wie kann ich Ihnen denn helfen?«, wollte sie wissen.
    Er wackelte mit den Füßen, faltete die Hände über dem Bauch und schaute sie wohlwollend an. »Was verstehen Sie von Börsengeschäften, Miss Fish?«

Nebel
    NEBEL
    N ebel. Seit Tagen gab es keinen Nebel mehr im Tal. Die Luft war trocken und kalt, die Sicht schmerzhaft klar. Beim Atmen stach sie in den Lungen. Warm war es nur direkt vor dem Kamin. Das Holz ging zur Neige. Gin sah den Stapel neben dem Schuppen schrumpfen, ohne mit der Wimper zu zucken. Das Feuerholz war Leslies Aufgabe gewesen, das Feuer die von Sil. Lumpi hatte Sils Aufgabe übernommen, schimpfend und murrend, wie er bei jeder Arbeit schimpfte und murrte. Die Aufgabe von Leslie übernahm niemand. Gin

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