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Die Feen - Hallmann, M: Feen

Die Feen - Hallmann, M: Feen

Titel: Die Feen - Hallmann, M: Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
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Unterricht ist ganz cool. Echt anders als zu Hause. Ich habe viel nachzuholen, aber ich weiß nicht genau, wann ich das tun soll, wir haben von morgens bis abends Unterricht, sogar am Wochenende. Deshalb schreib ich dir auch erst jetzt, mir wird gerade klar, dass ich schon über zwei Wochen hier bin. Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit, ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, dass ich vor kurzem noch in Hamburg war. Überleg mal, zwei Wochen! Das ist doch eigentlich nix. Und trotzdem, ich komme irgendwie zu nichts anderem als zu lernen und ein bisschen mit den Leuten aus meinem Zimmer rumzuhängen, und abends bin ich echt scheißmüde. Ich habe dir meinen Stundenplan mal kopiert, kannst ihn dir ja mal anschauen. Du fällst um, garantiert. Ich glaube, die wollen, dass man vor lauter Lernen nicht auf blöde Ideen kommt. Dabei wüsste ich nicht, welche blöden Ideen das sein sollten. Man kann hier nämlich NICHTS machen. Es gibt die Burg, einen riesigen See, ein Dorf und einen kleinen Laden, den sie hier Supermarkt nennen. Ha ha. In Hamburg wäre das gerade mal ein besserer Kiosk.
    Er hielt inne und dachte an das Regal mit den Dutzenden unterschiedlicher Schokoriegel. Für Schokolade, aus der sich Benny nicht allzu viel machte, war Erik immer zu haben. Er würde ihm eine Auswahl davon schicken – wann immer er dazu kommen würde. Eine Weile ließ er sich über die anderen aus seinem Zimmer aus, berichtete von seinem Vorgänger, der den Verstand verloren hatte, gab noch ein bisschen mit dem Unterrichtspensum an, zögerte und entschied sich dann, nichts von Miles Coopers gebrochener Nase und dem Stalldienst zu erzählen. War ja nicht nötig, dass sich Erik unnötig aufregte.
    Tja. Ich glaube, viel mehr gibt es nicht zu erzählen, außer eben, dass ich verrückt werde, viel zu tun habe und es hier irgendeine Geheimgesellschaft gibt, über die einem niemand was Näheres verrät. Und das Essen ist ziemlich gut, Haggis gab es allerdings noch nicht.
    So viel erst mal zu Schottland und mir. Viele Grüße und so. Und schreib mal zurück, wenn du Zeit hast. Ist Nicole S. jetzt eigentlich versetzt worden oder nicht?
    Grüße aus dem fernen, nassen, kalten Exil,
    Benny
    Als er fertig war, war es kurz vor zehn. Sein Schädel wummerte leise und angenehm vor Müdigkeit. Er brachte die Bücher zurück, bedankte sich beim Zurückgeben des Kugelschreibers bei dem Blonden, der nur kurz nickte, und verließ in stummer Begleitung einiger anderer Schüler, die ebenfalls aufbrachen, die Bibliothek. Hier und da verlor sich einer in einem der Gänge oder über die Treppen, und als Benny den Korridor der vierten Klasse erreichte, war er allein.
    Vor einem der Schlafräume standen Gil Flint und ein pausbäckiger Schüler, der Travis Kendall hieß oder so ähnlich, wenn sich Benny richtig erinnerte. Beide nickten ihm knapp zu, beachteten ihn ansonsten aber nicht, was ihm sehr recht war. Der Gedanke an sein Bett war ungeheuer verlockend.
    »Perfekt – da ist er. Reutter, du kommst gerade richtig«, begrüßte ihn Richard, als er die Tür zum Schlafraum aufstieß. »Schnell, auf geht’s – du bist mit sofortiger Wirkung zu meinem Sekundanten befördert.«
    Benny blinzelte, sah Oliver, der in seine Jacke schlüpfte, und Callahan, der wartend an der Wand lehnte und ihm zublinzelte. »Äh – was?«
    »Wirst schon sehen. Du wurdest für eine außerordentlich ehrenvolle Aufgabe ausgewählt.«
    »Ja, außerordentlich ehrenvoll«, sagte Callahan gedehnt. »Was für eine Freude!«
    »Sekundant?«, fragte Benny. »Worum geht es denn?«
    »Verstehst du etwas vom Fechten?«, fragte Oliver. Er wirkte nicht im Geringsten müde, im Gegenteil, seine Augen blitzten vor Tatendrang.
    »Klar, jede Menge«, murmelte Benny. »Man fasst den Degen nicht am spitzen Ende an. Und … nee. Das war’s schon.«
    Oliver grinste. »Das wird reichen. Den Rest bringen wir dir bei. Auf auf, in die Jacke – worauf wartest du?«
    »Er fällt gleich um«, sagte Callahan. »Rich, dein Sekundant ist todmüde, siehst du das nicht?«
    »Quatsch, geht schon«, wehrte Benny ab. »Wollt ihr etwa noch raus?«
    »Ja, und zwar zackig«, sagte Oliver. »Bevor irgendwem auffällt, dass Sperrstunde herrscht. Der rosarote Panther hier hat Genugtuung für meine unablässigen Schmähungen verlangt. Und Genugtuung soll er haben – wenigstens die Gelegenheit dazu. Also Galopp, Rob Roy!«
    »Ach du Scheiße«, murmelte Benny, während Richard drohend mit einem Zeigefinger Richtung Oliver

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