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Die Feen - Hallmann, M: Feen

Die Feen - Hallmann, M: Feen

Titel: Die Feen - Hallmann, M: Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
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Taschenlampe gleißte auf und stach ihm direkt ins Gesicht. »Skeptisch!«, tadelte Oliver. »Immer alles hinterfragen!«
    »Will«, sagte Richard schlicht. »Will hat jedes Schloss aufbekommen. Er war in all diesen Gängen unterwegs.«
    »Will – William Davenport?«, fragte Benny sicherheitshalber, aber unnötigerweise nach.
    Die anderen schwiegen.
    »Du wolltest mir noch erzählen«, erinnerte Benny Oliver, als das Schweigen unangenehm wurde, »weshalb die Rote Halle so heißt.«
    »Ein andermal«, vertröstete ihn Oliver. »Die Geschichte ist lang und verwickelt.«
    »Und glaub mir …«, sagte Callahan. Benny fiel auf, wie tief seine Stimme schon klang, viel tiefer als die von Richard oder Oliver. »Du möchtest sie lieber tagsüber hören.«
    Die Nacht hatte die weitläufigen Rasenflächen verschluckt, die Mauer zu den Gärten war verschwunden. Nicht einmal die Umrisse der Sporthallen ragten aus den Schatten. Weil hinter den Hallen das Moor begann, wo krumme kleine Bäume wuchsen, und sich weit dahinter die Wände des Tals erhoben, versank alles in einheitlicher Schwärze. Und wieder war Benny, als starrten unsichtbare Augen ihn an. Verärgert versuchte er das Gefühl abzuschütteln, aber es war hartnäckig und wisperte ihm ins Ohr, dass er hier draußen nicht sicher war.
    Sie suchten sich ihren Weg eher mit den Füßen als mit den Augen, die knirschenden Kieswege boten brauchbare Orientierung. Einmal kam Benny fast vom Weg ab und schreckte zurück, als sein Fuß weiche, nachgiebige Erde und nasses Gras berührte. Die Weichheit unter seinem Fuß fühlte sich an, als sei er auf eine Leiche getreten. »Scheiße, ist das dunkel«, flüsterte er, um irgendetwas anderes zu hören als das Knirschen des Kieswegs.
    »Allerdings«, murmelte Callahan ein Stück voraus. »Aber auf dem Rückweg ist es ein bisschen besser, da sieht man wenigstens, wo man hinwill. Und vielleicht kommt bis dahin ja wenigstens der dämliche Mond raus.«
    Benny warf einen Blick über die Schulter. Der Westturm ragte so hoch auf, dass er sich schwach gegen den Himmel abzeichnete, in einigen der schmalen Fenster brannte Licht, und über der Tür zur Roten Halle glomm eine schwache kleine Lampe, deren Schein höchstens ein oder zwei Meter weit reichte. Immerhin aber genug, damit man wusste, wo man in dieser undurchdringlichen Schwärze hinsteuern musste.
    »Warum ist das hier nachts denn nicht beleuchtet?«, flüsterte er. »Da gibt es doch Flutlichtanlagen, oder habe ich das falsch gesehen?«
    »Sparmaßnahmen«, flüsterte Oliver zurück. »Und außerdem wollen sie ja nicht, dass wir hier abends noch herumrennen. Wenn noch irgendwelche Veranstaltungen sind, dann ist das Licht natürlich an.«
    Endlich erreichten sie die Kurve, der Weg führte zwischen den Hallen entlang. Hier, durch die Halle gegen die Burg abgeschirmt, schaltete Richard die Taschenlampe ein. Sehr viel brachte jedoch auch das nicht, und außerhalb des Lichtkegels war es umso schwärzer. An einer Tür leuchtete Ri chard Oliver, der einen Schlüssel herauskramte und aufschloss. Schweißfußdunst und der Geruch nach Linoleum schlugen ihnen entgegen.
    »Aaah«, machte Richard zufrieden. »Der Duft des Siegs.«
    Oliver schnaubte nur. Sie huschten in eine Umkleide, wo sie endlich Licht einschalteten. Die Umkleide ähnelte der an Bennys alter Schule sehr, wie vermutlich alle Sportumkleiden sich ähnelten, nur dass es hier Spinde gab, die offenbar bestimmten Schülern gehörten, denn Oliver und Richard kramten ihre Sachen heraus. Schuhe, jeder ein Florett. Dann marschierten sie in die dunkle Halle. Ein lautes Surren und Rattern ertönte, erschrocken zuckte Benny zusammen.
    »Callahan lässt die Rollläden runter«, erklärte Richard. »Sonst sieht man den Lichtschein von der Burg aus.«
    »Wie verboten ist das hier eigentlich, so in Stalldiensten ausgedrückt?«, erkundigte sich Benny.
    »Och«, machte Richard. »Kommt ganz drauf an. Wenn man sich nicht erwischen lässt, ist es gar nicht verboten.«
    »Klingt nach einer verqueren Logik, ist aber so«, bestätigte Oliver vergnügt und schwang im Dunkeln ein paarmal das Florett, Benny hörte es durch die Luft zischen. Dann verstummte das Rattern der Rollläden mit einem erbärmlichen Quietschen, an der Decke gleißten Lampen auf und überschwemmten die Halle überreichlich mit kaltem, grellem Licht.
    Weinrote Teppichstreifen unterteilten den glänzenden Boden in vier lange Bahnen. Oliver reichte Benny sein Florett, Callahan, der gerade

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