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Die Feen - Hallmann, M: Feen

Die Feen - Hallmann, M: Feen

Titel: Die Feen - Hallmann, M: Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
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zu sehen glaubte. »Du hast was ?«
    »Trainiert habe ich«, wiederholte Oliver so betont langsam, als spräche er mit einem kleinen Kind. »Die Besprechung in Tokio ist ausgefallen, der Deal ist geplatzt. Da hat mein Alter gesagt, ich soll mir aussuchen, was ich den Sommer über tun will. Na, und ich wollte trainieren.«
    »Bei wem?«, erkundigte sich Richard tonlos.
    Benny schaute von einem zum anderen. In ihm breitete sich das ungute Gefühl aus, dass sich hier etwas anbahnte, das mehr war als nur ein bisschen Frotzelei. Als würde er an Schienen lauschen und das stärker werdende Vibrieren eines nahenden Zugs wahrnehmen. Richard war bleich, die Stimme ausdruckslos, und Oliver stand reglos da, ein leichtes, so herablassendes Lächeln auf den schmalen Lippen, dass selbst Benny es ihm gern aus dem Gesicht geprügelt hätte. Merkte er nicht, dass Richard ernstlich wütend war?
    »Ach so.« Richards Stimme war belegt – Benny hatte Olivers Antwort nicht mitbekommen, aber der Name irgendeines Fechters hätte ihm ohnehin nichts gesagt, und wenn es der Gewinner der letzten drei Goldmedaillen gewesen wäre.
    »Beinarbeit, ja? Über den Sommer ein bisschen eingerostet? Leck mich am Arsch.«
    »Ich wollte dich überraschen.«
    »Ist dir gelungen.« Richard raffte mühsam seine Gesichtszüge zusammen, rang sich ein kurzes Lächeln ab und hob das Florett. »Gut. Auf ein Neues.«
    »Tapfer in den Untergang.« Oliver grinste ungefähr so, wie ein Wolf ein Kaninchen angrinsen mochte, das er hilflos auf dem Waldboden fand, mit dem Hinterbein in einer Falle.
    Richard schwieg, ließ ihn aber nicht aus den Augen. Benny bemerkte, dass auch Callahan angespannt aussah, als er die Runde freigab.
    Die Leichtigkeit, mit der sich Oliver bewegte, war auch für Benny nicht zu übersehen. Er überließ Richard die Initiative, wich so schnell zurück und den Schlägen aus, als ahnte er sie schon, bevor Richard selbst wusste, was er tun würde, und übernahm kurz vor dem Ende der Bahn mit solcher Entschiedenheit und Sicherheit die Führung, dass Richard fast gestolpert wäre, als er hastig und alles andere als elegant zurückwich. Jetzt trieb Oliver Richard mit einem Hagel von Hieben zurück, so dicht und undurchdringlich wie Sperrfeuer.
    Und da stolperte Richard. Hielt sich noch auf den Beinen, taumelte jedoch zurück, seine Deckung war offen. Sofort nutzte Oliver die Gelegenheit, setzte mit einem fast nachlässigen Stich zu Richards Brust an.
    Mitten im Taumeln fing sich Richard, schlug das Florett beiseite und stach zu. Fassungslos blieb Oliver stehen, die Spitze des Floretts auf der Brust. Die dünne Waffe bog sich durch, mit so viel Kraft drückte Richard zu. Er grinste.
    »Zweites Blut, Punkt für Sir Richard Dickenson«, rief Callahan.
    Richard hob die Brauen, zog das Florett zurück und verneigte sich leicht. »Hochmut kommt vor dem Fall«, sagte er leise. Am liebsten hätte Benny applaudiert, er war in den letzten Sekunden offenbar parteiisch geworden, ohne es recht zu bemerken. Oder sollte man als Sekundant ohnehin parteiisch sein?
    »Billig«, schnaubte Oliver. Seine Wangen hatten sich rot gefärbt. »Dass du dir für so plumpe Tricks nicht zu schade bist.«
    »Was immer den Gegner zu Fall bringt«, erwiderte Richard. »Außerdem bist du doch nur sauer, dass du auf so einen plumpen Trick reingefallen bist. Um ehrlich zu sein, hätte ich nicht gedacht, dass ich dich damit erwische. Dass ich mit so etwas irgendjemanden erwische, der wenigstens einmal in seinem Leben eine anständige Fechtstunde hatte. Oder wenigstens einen Funken Talent.«
    Olivers Augen wurden schmal. Er nahm Aufstellung, Richard folgte seinem Beispiel. Sie waren fast gleich groß, fiel Benny auf, Richard vielleicht drei, vier Zentimeter kleiner, seine Größe fiel sonst nicht so auf, weil er die Schultern hängen ließ und ein bisschen schlurfte. Jetzt hatte er die Schultern zurückgenommen und stand hoch aufgerichtet da. Die dunklen Haare hingen ihm schweißfeucht ins Gesicht, seine Wangen waren gerötet, aber darunter war er bleich, und seine Lippen waren ein blutleerer, dünner Strich, als hätte jemand sie mit einem harten Bleistift hineingezeichnet.
    »Der nächste Treffer entscheidet«, verkündete Callahan. In seinen Augen stand leise Besorgnis. »Meine Herren, ich darf daran erinnern, dass wir uns hier unter Freunden und Gentlemen befinden.«
    Keiner der beiden schenkte ihm Beachtung. Sie waren ganz aufeinander konzentriert und warteten angespannt auf die

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