Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Feen - Hallmann, M: Feen

Die Feen - Hallmann, M: Feen

Titel: Die Feen - Hallmann, M: Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
Vom Netzwerk:
und rechts und huschte auf den Gang hinaus.
    »Tja«, sagte Callahan. »Da geht er hin.«
    Benny spürte seinen prüfenden Blick. Vermutlich fragte er sich, ob Benny auch an die Gestalt dachte, die ihm bei den Sporthallen ins Gesicht geleuchtet hatte. Aber er sagte nichts, und so drehte sich Benny mit dem Gesicht zur Wand, schlüpfte unter die Decke und gab vor zu schlafen. Es war also wirklich Finley gewesen. Finley, der sich mit jemandem unterhielt, der nicht da war, und nachts aus irgendeinem Grund allein ins Moor lief.
    Es dauerte lange, bis er Schlaf fand. Draußen heulte und jaulte der Wind, als sei er einsam und wolle herein, um sich am warmen Kaminfeuer zusammenzurollen wie ein gewaltiger Hund, und die wenigen Wortfetzen, die fielen, waren nicht geeignet, um ihn davon oder von seinen Gedanken abzulenken. Er musste daran denken, wie es vermutlich gestern Abend noch gewesen wäre – er konnte förmlich hören, wie sich Richard und Oliver gegenseitig mit Geschichten übertrumpften. Jetzt war Oliver wortkarg, Richard gänzlich stumm, und am meisten von allen redete ausgerechnet Daniel Green, der ab und zu noch eine Frage in den Raum schoss. »Jedenfalls hat er sich ja das richtige Wetter für einen Moorspaziergang ausgesucht – wenn schon, denn schon«, hörte Benny ihn noch sagen, bevor er einschlief oder zumindest so tief in seine Gedanken abtauchte, dass er nicht mehr mitbekam, was rings um ihn geschah.
    Es kam ihm vor, als habe er kaum die Augen geschlossen, als ihm eisiger Wind übers Gesicht strich und ihn weckte. Die Decke war verrutscht, sein Hals und eine Schulter eiskalt. Ruckartig richtete er sich auf und schloss das Fenster, da fiel ihm auf, dass das Feuer halb heruntergebrannt war und tiefe Stille im Zimmer herrschte. Offenbar hatte er doch eine Weile geschlafen. Er fühlte sich, als hätte ihn jemand verprügelt. Einige Traumfetzen trieben durch sein Bewusstsein, und als er nach einem davon griff und sich erinnerte, zuckte er zusammen. Da waren unzählige Tote im Moor gewesen, durch das er irrte, Tote, die nach ihm griffen und ihn anstarrten oder versuchten, ihm Gespräche über Verwesung aufzudrängen. Und wenn er sich recht erinnerte, war er ins Moor geflohen und konnte nicht wieder hinaus, weil Alasdair draußen auf einem Kelpie auf und ab ritt und darauf wartete, dass Benny wieder herauskam.
    Mit jagendem Herzen lehnte sich Benny wieder zurück und vergrub sich unter der Decke. Auch von Ned Finley hatte er geträumt und von Leslie, die auf einem toten Stier mitten auf einer Wiese saß und mit jemandem redete, der nicht da war. Offenbar war er schwerer durcheinander, als er geglaubt hatte. Er hatte oft üble Träume, aber der hier war trotz seiner Absurdität so wirklich gewesen, dass er den Verwesungsgeruch noch auf der Zunge spürte.
    Zu seiner eigenen Überraschung schlief er fast sofort wieder ein, als er die Augen schloss. Falls er in dieser Nacht noch mehr Unsinn träumte, erinnerte er sich am Morgen wenigstens nicht daran.

13 Verletzte Gefühle
    13 VERLETZTE GEFÜHLE
    » M ister Finley geht es gut«, verkündete ihnen Mister Ross am nächsten Morgen beim Frühstück, in einem Ton, als erwarte er, dass ein Aufatmen durch die Reihen der hundertvierzig Schüler ging. Tatsächlich sah Benny überwiegend erleichterte Gesichter, aber auch enttäuschte, eins davon das von Gil Darcy.
    »Er ist auf der Krankenstation«, fuhr Mister Ross fort. »Dort wird er ein oder zwei Tage bleiben müssen. Besuche sind nicht zugelassen, er hat eine schreckliche Nacht hinter sich. Wenn er jemanden sehen möchte, dann werden wir die betreffenden Schüler ansprechen und ihnen Bescheid geben. Aber er ist nicht schwer verletzt, auch wenn einige von Ihnen ihn in ihrer freundlichen Güte mit Sicherheit bereits für tot erklärt haben. In einigen Tagen wird er wieder am Unterricht teilnehmen. Die Aufregung letzte Nacht war also unbegründet. Und ehe Sie sich Hoffnungen machen – ja, Mister Darcy, ich habe von den Gerüchten gehört: Der Unterricht findet selbstverständlich statt. Also frühstücken Sie alle gut, Sie werden Ihre Kräfte brauchen nach dieser anstrengenden Nacht. Guten Appetit.«
    »Mister Ross!« Darcys Hand schoss hoch.
    »Was ist denn, Mister Darcy?«
    »Was hat Ned Finley im Moor gesucht?«
    Das war eine gute Frage. Nicht nur Darcy wartete gespannt auf die Antwort. Es dauerte einen winzigen Tick zu lange, bis sie kam, und dann klang sie eine winzige Nuance zu auswendig gelernt. »Derzeit sieht es

Weitere Kostenlose Bücher