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Die Feen - Hallmann, M: Feen

Die Feen - Hallmann, M: Feen

Titel: Die Feen - Hallmann, M: Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
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vorbeiführte, auf der Benny Leslie bei seiner Ankunft sitzen gesehen hatte.
    Dort blieb Oliver stehen, schaute Benny an, legte den Finger auf die Lippen und lauschte. Unvermittelt sprang er los, zog sich an der Mauer hoch und schaute darüber. Sein Gesicht versteinerte. Es dauerte nur einen kurzen Augenblick, dann schwang er ein Bein über die Mauer, blieb rittlings darauf sitzen und schaute hinunter. »Hauenstein«, sagte er im Plauderton, unter dem Anspannung vibrierte wie ein straff gespannter Draht. »Das ist interessant.«

14 Ein wenig Diskretion
    14 EIN WENIG DISKRETION
    E s dauerte einen Augenblick, bis sich Benny gefasst hatte, aber dann nahm er kurz entschlossen Anlauf, sprang ebenfalls an der Mauer hoch und zog sich nach oben.
    Hinter der Mauer lagen ein kleiner Hof und ein geducktes Häuschen, so klein, als hätten Kinder es aus herumliegenden Steinen für ihre Puppen gebaut. Im unkrautüberwucherten Hof hockten Leslie und Felix auf einer winzigen Holzbank. Sie starrten Oliver an und wirkten erschrocken, aber das war nichts im Vergleich zu dem Schreck, der über Leslies blasses Gesicht zuckte, als sie Benny auf der Mauer auftauchen sah. Er währte nur kurz, dann sprang sie auf, als wollte sie sich schützend vor Felix stellen. Langsam schwang Benny ein Bein über die Mauer. Verlegen, als sei er in etwas hineingeplatzt, das ihn gar nichts anging – und so war es ja auch, machte er sich klar –, ließ er seinen Hintern auf die feuchte, kalte Mauer sinken. »Hallo«, murmelte er.
    Sie musterte ihn sorgfältig, als würde sie ihn nach etwas absuchen. Dann zeichnete sich Erleichterung auf ihrem Gesicht ab, und sie wandte sich wieder Oliver zu, als wäre Benny gar nicht da. »Ich habe dich gestern gesehen«, sagte sie.
    Benny fiel auf, dass sie jetzt, da sie sich vom ersten Schreck erholt hatte, vor Erschöpfung in sich zusammensank. Ihr Gesicht war weiß, die Bewegungen müde.
    »In der Halle.«
    »Oh, ich dich auch«, erwiderte Oliver. »Was macht er hier?« Anklagend deutete er auf Felix, der sich nicht rührte.
    »Danke«, sagte sie und lachte leise. »Es geht mir ganz gut. Falls du das fragen wolltest.«
    »Das hat mir Gin bereits versichert. Was macht er hier?«
    »Sich erkundigen, wie es mir geht. Euch allen danke der Nachfrage.«
    »Und weshalb interessiert es ihn, wie es dir geht?«, wollte Oliver wissen.
    Leslie legte den Kopf schief und betrachtete ihn nachdenklich. Oliver erwiderte ihren Blick mit harten Augen, aber nachdem sie einander lange schweigend angestarrt hatten, wurde sein Gesicht weicher, als sehe auch er endlich, wie erledigt sie war. »Schon gut«, sagte er mit belegter Stimme. »Wir gehen.«
    Leslie lächelte.
    »Schön, dass es dir gut geht«, fügte er hinzu, bevor er sich von der Mauer schwang.
    Benny sah zu, dass er hinterherkam. Wortlos liefen sie die Straße hinunter.
    »Zu keinem ein Wort«, sagte Oliver unvermittelt.
    »Bitte?«
    »Zu keinem ein Wort. Von Leslie und Hauenstein.«
    »Schon gut«, sagte Benny verwirrt. »Ich hatte nicht vor …«
    »Das ist wichtig. Auch zu mir nicht. Nicht in der Burg. Glen hat Ohren. Das wirst du noch lernen. Glen hat Ohren, und es ist am besten, du erwähnst es nie. Außer …«
    »Außer?«
    »Außer, du redest Hauenstein mal ins Gewissen. Schließlich bist du sein Pate. Nimm ihn dir mal zur Seite. Am besten nicht auf der Burg. Irgendwo draußen, wo du einigermaßen sicher sein kannst, dass ihr allein seid.«
    »Und weshalb sollte ich ihn zur Seite nehmen und ihm ins Gewissen reden?«, erkundigte sich Benny ironisch. »Weil es dir nicht passt, dass er sich mit Leslie trifft?«
    Oliver blieb stehen. »Gut erkannt«, sagte er leise. »Sehr gut erkannt, Reutter, es passt mir überhaupt nicht. Aber das ist nicht das Problem. Das Problem ist, dass es Alasdair MacGregor nicht passt, wenn seine Schwester Umgang mit jemandem aus Glen hat. Um es so zu sagen: Es passt ihm überhaupt kein Stück, ungefähr so sehr nicht, wie es ihm nicht passen würde, wenn jemand hinginge und ihm ins Essen scheißt. Ich habe das sehr deutlich erfahren, glaub mir. Und wenn ich das so deutlich erfahre, was meinst du dann, wie deutlich ein Felix von Hauenstein das erfahren wird? Der steht nicht mehr auf, wenn Alasdair mit ihm fertig ist. Und weil es deine Verantwortung als sein Pate ist, ihn vor Dummheiten zu beschützen, die zu begehen er im Begriff ist, deshalb wirst du ihm ins Gewissen reden, wenn du auch nur einen Funken Verantwortungsgefühl hast. Und das hast du

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