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Die Feen - Hallmann, M: Feen

Die Feen - Hallmann, M: Feen

Titel: Die Feen - Hallmann, M: Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
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Arsch voll. Du weißt, dass ich es nicht leiden kann, wenn du das tust.«
    Grau und Leslie schwiegen. Sie spürte Graus Erheiterung über die Schimpftirade. Den langen Schweif ließen sie auspendeln und schritten lang aus. Graus Liebe zu dieser Gestalt war in jedem Schritt spürbar. Oft wünschte sie, er würde auch gern fliegen. Einmal hatte er ihr den Gefallen getan und sich in die Gestalt eines großen grauen Raben gezwängt, aber ihm missfiel das leichte Stechen der Federkiele in der dünnen Vogelhaut und das Knistern der Federn, die ihm etwas wollig geraten waren. Der leichte, wilde Flug, den sie sich erhofft hatte, war eher mühsam ausgefallen, und fast wären sie in den See gestürzt, als eine plötzliche Windböe sie erfasst hatte.
    Zu Hause angekommen, setzte Gin das unvermeidliche Teewasser auf. »Los«, sagte sie und nickte zu Leslies reglosem Körper auf dem Sofa hinüber. »Rein da.«
    Widerwillig trotteten sie zum Sofa. Grau schob sich unter den Tisch, der über seinen Rücken strich, obwohl er sich ein wenig duckte, und legte seinen Kopf auf die stille Brust, die sich kaum merklich hob und senkte. Leslie löste ihren Klammergriff und glitt hinüber in einen Körper, den heftige Kopfschmerzen plagten.
    »Da.« Gin reichte ihr eine Aspirin und ein Glas Wasser. Ihr Gesicht war verschwommen.
    Blinzelnd griff Leslie nach der Tablette und spülte sie hinunter. Sie hustete. Luftröhre und Speiseröhre lagen eng in ihrem Hals, zusammengepresst von Muskeln und Haut, der Magen war ein fester Klumpen unter den stechenden Rippen.
    Mitleidlos schaute Gin auf sie hinunter, die Hände in die Seiten gestemmt. »So«, sagte sie. »Erzähl.«
    »Gleich.« Leslie stellte das Glas auf dem Küchentisch ab, rollte sich zusammen und umfasste ihre Knie mit den Armen. Ihr war übel. Winselnd leckte ihr Grau die vor den Schienbeinen ineinander verkrampften Hände.
    Als die Tablette endlich wirkte und Leslie die Augen öffnete, stand vor ihr auf dem Tisch eine dampfende Tasse Tee. Mühsam richtete sie sich auf. Die Kopfschmerzen waren zu einem dumpfen Pochen abgeklungen, ihr Leib noch immer schwer und fremd. Sie griff nach der Tasse und betrachtete nachdenklich die langen, schmalen Finger. Die Gelenke, fand sie, waren ein wenig knotig. Aber im Vergleich zu ihren knubbeligen Knien, die ihrer Meinung nach aussahen, als steckten große, knollige Kartoffeln unter der Haut, waren für sie fast in Ordnung.
    Gin ließ sie nicht aus den Augen.
    »Ich habe mit ihm gesprochen«, sagte Leslie.
    »Ich hatte gestern eigentlich gedacht, dass du noch zurückkommst.«
    »Ich habe im Herrenhaus geschlafen.«
    »Das habe ich mir dann auch irgendwann gedacht. Und was sagt er?«
    »Dass nur kleine und feige Feen sterben und dass es eine bedauerliche Begleiterscheinung sei, aber leider unvermeidlich. Dass es nicht anders geht. Dass man es nicht ändern kann. Und er sagt, um den Kelpie sei es nicht sehr schade.«
    Über Gins Gesicht zuckte der schwache Schatten eines sehr humorlosen Grinsens. »Bei Letzterem kann ich nicht unbedingt widersprechen. Ich finde es nicht gut, dass du dieses Monster fütterst.«
    »Sonst füttert er sich selbst mit Conways Nichten. Und davon gibt es nur noch drei.«
    »Vier«, korrigierte Gin. »Seine Schwester hat gerade wieder ein Baby bekommen.«
    »Ist sie dafür nicht ein bisschen zu alt?«, erkundigte sich Leslie erstaunt.
    Gleichmütig zuckte Gin mit den Schultern, das Thema war erledigt. »Er macht also nichts?«
    »Nein.«
    »Hast du ihm gesagt, dass sie altern? Dass sie nicht nur sterben, sondern altern? Dass sie … körperlich werden?«
    »Natürlich. Er wusste es schon. Laut Alasdair sind es nur die Schwachen, die, die vor Angst in die Menschenwelt flüchten. Die Ortsgebundenen nah am Moor. Ein streng lokal begrenztes Phänomen, das kein Wesen von Belang betrifft.«
    »Mhm.« Gin stand auf, ging ein paar Schritte und setzte sich wieder. Sie rührte viel zu viel Zucker in ihren Tee und schob ihn dann beiseite. »Die Schwarze Banshee?«
    »Ist nicht meine Angelegenheit.«
    Gin runzelte die Stirn. »Hast du ihn gefragt, ob …«
    »Ob er etwas unternimmt? Ja.«
    »Und?«
    »Ich glaube es nicht.«
    »Aber … habt ihr über Finley geredet?«
    Leslie hob nichtssagend die Schultern. »Na ja.«
    »Was na ja? Also nein?«
    »Ihm ist ja nichts passiert, Gin.«
    »Weil du eingegriffen hast.«
    »Das hätte ich vielleicht bleiben lassen sollen.« Leslie trank einen Schluck Tee und verzog das Gesicht, als er heiß und

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