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Die Feen - Hallmann, M: Feen

Die Feen - Hallmann, M: Feen

Titel: Die Feen - Hallmann, M: Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
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sogar ähnlicher? Rein genetisch betrachtet?«
    »Ich will nicht über den Kelpie reden«, sagte sie verzweifelt. »Der Kelpie ist gar nicht das Thema.«
    »Du hast doch selbst damit angefangen.«
    »Dann höre ich damit jetzt auf. Was ich dich fragen wollte, ist Folgendes: Was willst du unternehmen?«
    Er runzelte die Stirn. »Das habe ich schon beantwortet: Nichts. Wir können schlecht alle kleinen Feenwesen verpflanzen, samt Baum und Stein und Tümpel und was weiß ich, was es jeweils ist, an dem sie so untrennbar hängen. Das weißt du ja selbst. Ortsgebundene Wesen haben eben das Problem, dass sie … nun ja. Ortsgebunden sind.«
    »Dann muss man es anders herum anpacken«, sagte sie mit zusammengebissenen Zähnen. »Und das weißt du. Wenn du die Feen nicht vor der Schwarzen Banshee retten kannst, indem du sie fortbringst, dann musst du die Schwarze Banshee von ihnen fernhalten. Von ihnen – und von Glen.«
    Unbewegt betrachtete er sie. Lange. Als sie gerade dachte, er würde schweigen, bis sie beide alt und grau sterbend unter den Tisch fielen, sagte er: »Ich dachte, wir reden nicht über Finley.«
    »Nicht nur. Im Grunde gar nicht. Wir reden davon, dass du die Schwarze Banshee nicht unter Kontrolle hast.«
    So. Da war es raus. Wunderbar. Diplomatischer hätte man es nicht machen können. Das war es also – jetzt würde er aufstehen und gehen.
    »Du hältst dich da raus«, sagte er. Seine Augen waren kalt, die Miene ganz starr.
    »Aber es ist doch so, oder?«, fragte sie herausfordernd. Jetzt war es ja auch egal. »Ich will nur wissen, ob es dir klar ist.«
    »Ob mir was klar ist?«
    »Dass du etwas gegen die Schwarze Banshee unternehmen musst. Dass du sie töten musst.«
    Stille. So dicht und schwer, wie das dunkle Wasser des Loch Dall es sein musste, ganz unten am Grund.
    »Raus«, sagte er.
    »Du hast mir eine halbe Stunde versprochen«, sagte sie unbeirrt. »Ich …«
    »Du schuldest mir bereits drei Minuten«, sagte er schroff und stand auf. »Danke für den Tee. Und halte dich aus Angelegenheiten raus, von denen du nichts verstehst. Hörst du?«
    »Ich …«
    Er beugte sich vor und starrte ihr direkt in die Augen. »Du gehst jetzt zu Gin McGowan, backst Kekse oder kochst Suppe, hüpfst ein bisschen auf den Wiesen herum und hältst dich aus Angelegenheiten raus, die dich nichts angehen. Und vor allem aus meinen Angelegenheiten. Ich sage dir das genau einmal. Zwing mich nicht, nachdrücklicher zu werden. Die Schwarze Banshee ist nicht deine Angelegenheit, und du hältst dich von ihr fern, ebenso von Glen. Hast du verstanden?«
    »Klar«, sagte sie.
    »Gut«, sagte er, mechanisch, als lobe er einen Hund, der sich erwartungsgemäß setzte, wenn man es ihm befahl. Damit ging er, sie hörte seine Schritte draußen in der holzgetäfelten Diele und dann auf der Treppe zur Galerie, die zum Arbeitszimmer führte.
    So schnell war eine halbe Stunde vorbei? Leslie warf einen Blick auf die große runde Küchenuhr über der Anrichte. Tatsächlich – mehr als vorbei. Wie so oft erstaunte es sie, dass sich Uhren stets so einig im Abmessen der Zeit waren, die ihr unberechenbar und vollkommen subjektiv zu sein schien. Dass man sie messen konnte, machte sie nur noch unwirklicher.
    Ihr war übel. Langsam stand sie auf, räumte die Kanne und die Tassen fort und ging in den Garten hinaus. Dort im kleinen Pavillon fand sie ihre Mutter, wie jeden Abend. Sie stand da und schaute über den Garten hinweg, als wären es unendliche Weiten, die es zu überblicken galt. Ihr Blick war leer. Als Leslie den Pavillon betrat, drehte sich Moira MacGregor um. Sie trug ein dickes Wolltuch über den Schultern, aber es war halb heruntergerutscht, und auf den bloßen Oberarmen zeichnete sich Gänsehaut ab.
    »Mama«, sagte Leslie und rückte das Tuch zurecht. »Ist dir nicht kalt?«
    »Aber nein, Kleines.« Ihre Mutter lächelte sie an. Die Augen blieben seltsam leer, als sähe sie nichts. Fremde hielten Moira MacGregor manchmal für blind, wenn sie sie überhaupt zu Gesicht bekamen, aber das war sie nicht. Nicht auf die Art blind jedenfalls, wie man es normalerweise mit dem Wort meinte. »Hast du gespielt?«, fragte sie.
    »Ja. Ja, wir haben gespielt, Alasdair und ich.«
    »Das ist schön. Ich habe immer ein bisschen Angst um euch, wenn ihr im Moor spielt, weißt du? Ich habe geträumt, ihr wärt hinausgelaufen, und du wärst ertrunken. Ich habe geträumt, mein kleines Mädchen wäre ertrunken und verloren.« Sie runzelte die Stirn. »Warum

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