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Die Feenflöte

Die Feenflöte

Titel: Die Feenflöte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Rose
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halten zu dürfen war ein Privileg, das er höchstens einer Hand voll Menschen gewährt hatte. Aber bei ihr war das ja jetzt etwas anderes.
    "Was hältst du von der Theorie, dieses geheimnisvolle Buch handelt ausschließlich von deiner Flöte?"
    "Interessanter Gedanke," nickte Sean,
    "Das würde erklären, warum alle Symbole auf meiner Flöte auch auf verschiedenen Seiten des Buches auftauchen."
    "Das spricht also sehr dafür..."
    "Wie erklären wir dann das umgekehrte Phänomen? Im Buch kommen Zeichen vor, die ganz gewiß nicht auf der Flöte sind." stellte er fest.
    "Stimmt. Demnach könnte es ebensogut von verschiedenen Instrumenten handeln."
    "Hmmm."
    "Du schaust aber sehr zweifelnd."
    "Also, mal rein logisch und systematisch aus Menschensicht betracht würde ich in diesem Falle erwarten, daß in einem Kapitel die Zeichen übereinstimmen, in anderen dagegen überhaupt nicht, eben weil es um andere Instrumente geht, aber..."
    "Aber?"
    "Schau, Flöten-Symbole und Nicht-Flöten-Symbole kommen im Buch verteilt vor. Demzufolge muß die Systematik eine andere sein. Immer vorausgesetzt, es gibt eine solche."
    "Oder es gibt so etwas wie eine Häufung, etwa in bestimmten Kategorien."
    "Was meinst du damit?" fragte Sean.
    "Also, im Kapitel über Streichinstrumente häufen sich bestimmte Symbole, im Kapitel über Blasinstrumente müßten es andere sein. Nimm an, die Symbole stehen für eine bestimmte Klangcharakteristik der Instrumentenkategorie."
    "Hey, das ist eine tolle Idee!" sagte er und küßte sie. Voll Leidenschaft erwiderte sie diesen Kuß und genoß erneut den warmen Strom, der sie jedesmal durchfloß, wenn er sie berührte.
    "Wart's nur ab. Wir werden das Geheimnis schon noch lüften." sagte sie keck.
    Sean sah ihr tief in die Augen. Was für eine Frau! Freundin, Kumpel, Geliebte, Partnerin, Komplizin, sie schien jede nur wünschenswerte Rolle in einer Beziehung ausfüllen zu können. Einen Augenblick lang schämte er sich für seine oberflächlichen Absichten hinsichtlich einer kurzen, belanglosen Affäre mit ihr, die er vor noch gar nicht langer Zeit gehegt hatte. Er riß sich von diesem Gedanken los.
    "Dann sollten wir als erstes prüfen, ob sich eine solche Häufung feststellen läßt. Hast du mal was zu Schreiben? Wir machen einfach eine Strichliste."
    Dank seiner Kenntnis der Symbole auf seiner Flöte war die Liste rasch fertig gestellt.
    "War wohl doch nichts mit meiner tollen Idee," sagte Catherine betrübt,
    "Da gibt es keine Häufung."
    "Mach dir nichts draus. Durch Versuch und Irrtum kommt man häufig seinem Ziel näher. Es dauert nur, bis man es bemerkt."
    Sean sah grübelnd ins Leere. Waren sie auf dem falschen Weg? Gingen sie von unzutreffenden Annahmen aus? War der Ansatz überhaupt richtig, sich auf die Symbole zu konzentrieren, nur weil sie das einzig ihnen bekannte Merkmal waren?
    "Der Versuch mit den Symbolen war möglicherweise gar nicht verkehrt," sagte er,
    "nur reicht das alleine nicht aus. Wir müssen mehr wissen. Was ist mit den kleinen Skizzen, die hier und da abgebildet sind? Die haben doch sicher auch eine Bedeutung. Was sagt es, wenn ein kleiner See gezeichnet ist, oder ein großer Felsen, ein Hügel, ein alter Baum? Und wenn es einen Zusammenhang gibt, was bitte ist dann der Zusammenhang zwischen den Symbolen, der Flöte, und diesen Skizzen?"
    "Und außerdem," fuhr er nach einer kurzen Pause fort, "da gibt es eine Menge Text. Wenn wir den lesen könnten, wäre es sowieso viel einfacher. Last not least: schau dir diese abstrakten Abbildungen an. Die haben wir bislang eher vernachlässigt. Was ist das?"
    "Ich wollte, ich wüßte es."
    "Ich habe da eine Theorie, aber nicht die leiseste Ahnung, wie sie beweisen oder widerlegen könnte."
    "Was ist das für eine Theorie?"
    "Wenn die Übereinstimmung der Symbole von Flöte und Buch etwas zu sagen haben, dann geht es um Musik."
    "Aber natürlich!" rief Catherine,
    "Das erklärt, warum es keine Häufung gibt. Was ist sozusagen der Oberbegriff von Instrumenten? Die Musik, die man mit ihnen macht!"
    Diese Erklärung war verblüffend und einfach. Zugleich fühlte sie sich 'richtig' an.
    "Wir haben es also wahrscheinlich mit einem Feenbuch über Musik zu tun. Nur, welche Art Musikbuch ist es?"
    "Was meinst du damit?"
    "Es könnte ein Lehrbuch sein. Es könnten Aufzeichnungen eines Musikers sein. Es könnten ein Buch mit Liedern sein. In diesen Fällen würde es die Texte erklären. Wenn wir die bloß lesen könnten! Oder es ist eine Partitur für

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