Bündel und zählte nach. Van Loenhout setzte ein schiefes Lächeln auf.
"Immer noch mißtrauisch? Hab' ich jemals zu wenig gezahlt?"
"Ich zähle immer nach," brummte Albert und steckte das Geld ein.
"Bring mir die anderen beiden Kopien pünktlich her." mahnte van Loenhout.
"Sie müssen mir wenigstens einen Tag länger Zeit geben. Ich arbeite schon rund um die Uhr."
"Nichts da! Es war alles abgesprochen, du hast gewußt, was auf dich zu kommt. Ich habe dir von Anfang an gesagt, der Zeitplan sei eng."
"Sie müssen nicht gleich so sauer werden. Was macht schon ein Tag?"
"Viel! Er schmeißt einen ganzen Terminplan um. Also halt' dich ran."
Van Loenhouts Ton ließ keinen Zweifel, wie ernst es ihm war. Widerstrebend fügte sich Albert.
"Also schön, ich werde zusehen, daß ich fertig werde."
"Du machst das schon. Denk' an dein Honorar. Schließlich kriegst du diesmal soviel wie noch nie."
"Sie aber bestimmt auch," maulte Albert.
"Eine Hand wäscht die andere. Und jetzt mach' dich wieder an die Arbeit."
Van Loenhout stand auf und komplimentierte den Fälscher hinaus.
"Künstler!" dachte er sich, "Wenn du damit fertig bist, kannst du meinetwegen wieder auf der faulen Haut liegen oder deine obskuren Objekte malen, die keiner kaufen will. Dabei hättest du mit deinem Geschick mehr erreichen können."
Er setzte sich an den Schreibtisch und ging in Gedanken abermals den Zeitplan durch. Bisher lief alles wie am Schnürchen.
"Dann wollen wir doch mal sehen, ob Mister Morgan inzwischen reif für einen Delacroix ist," murmelte er leise und schaltete den Computer ein. Er rief seine emails ab.
"Na also!" entfuhr es ihm. Er rieb sich beim Lesen von Morgans email die Hände. Wieder ein gelungener Coup.
Nanu? Was war das?
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[email protected] mailto:
[email protected] subscribe: Kaufauftrag!
Dear Mister van Loenhout,
ich war für eine Weile in meiner Heimat und hatte keine email-Verbindung. Selbstverständlich bin ich am Kauf des Buches interessiert. Wir hatten nicht geglaubt, das Buch meines Urgroßvaters würde tatsächlich noch existieren. An welche Summe denkt der Verkäufer? Sie erwähnten einige Tausend Euro. Liegt das noch unter zehntausend? Bitte sorgen Sie in jedem Falle für eine Option auf das Buch und nennen sie mir umgehend den Kaufpreis.
Grüße aus England
Merlane
"Das hätte sie mir eher schreiben sollen," dachte er. Hätte er gewußt, wie hoch sie mit dem Preis gehen würde, hätte er die alte Schwarte ersteigern können, und nicht dieser Musiker. Da wären leicht 5000 für ihn drin gewesen.
"Mist!" brummte er. "Immerhin, besser dieser Deal platzt, als der mit Morgan."
Er clickte auf "Antworten".
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[email protected] from:
[email protected] subscribe: Ihr Kaufauftrag
Dear Miss Merlane ,
zu meinem großen Bedauern muß ich Ihnen mitteilen, daß ihr Kaufauftrag mich zu spät erreicht hat. Es gab noch einen anderen Interessenten aus der Musikbranche, mit dem der Verkäufer das Geschäft kurzfristig abgeschlossen hat. Der Verkäufer hat meine mit ihm geführten Verhandlungen ignoriert und sich nicht an seine Zusagen gehalten, mich vor einem Abschluß zu informieren. So weit mir bekannt ist, betrug der Kaufpreis zwischen 10000 und 12000 €. Zum Glück ist es mir gelungen, durch meine Verbindungen den Namen des Käufers ausfindig zu machen. Vielleicht kann ich ihn überreden, ihnen das Exemplar weiter zu verkaufen. In diesem Fall werde ich Sie umgehend informieren.
Ich bedaure außerordentlich, Ihnen im Augenblick keine angenehmere Nachricht geben zu können. Bei weiteren Transaktionen werde ich selbstverständlich gerne für Sie tätig sein.
Mit den besten Empfehlungen
Cornelius van Loenhout
Spezialist für Kunst und Antiquitäten
Im Augenblick konnte er nicht mehr tun. Sollte es ihm gelingen, diesen Musiker ausfindig zu machen und ihm die alte Schwarte abzuschwatzen, konnte er den Deal mit dieser Miss Merlane womöglich doch noch durchziehen. Wer weiß, vielleicht ließ sich am Ende noch mehr dabei rausholen.
Erneut clickte er auf "Antworten" und verfaßte eine enthusiastische Antwort auf Morgans email über den Stand seiner Verhandlungen wegen des Delacroix. Er war sicher, den Fisch am Haken zu haben und ließ daher diesmal einen Preis durchblicken. Und selbstverständlich würde er nur eine vergleichsweise bescheidene Provision für seine Bemühungen berechnen...
Professor Bardoux kam ihnen entgegen, als sie in sein