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Die Feenflöte

Die Feenflöte

Titel: Die Feenflöte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Rose
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der Auktion. Er hielt sich nicht lange mit einer Vorrede und sonstigen Ankündigung zur Veranstaltung auf und präsentierte rasch das erste Stück.
    Monsieur Theberny war ein alter Hase im Auktionsgeschäft. Heute hatte er ein offensichtlich interessiertes Publikum aus Fachleuten und Liebhabern vor sich, und einen Katalog mit einer bunten Mischung von mehr oder weniger wertvollen Gegenständen. Aller Voraussicht nach würde er hier eine hübsche Provision einnehmen. Für die meisten Objekte fand er lobende Worte, verband die Präsentation mit Verweisen auf die Epoche, bei den Gemälden auf den Maler oder die Schule, der er zugerechnet wurde. Ebenso charmant wie bestimmt wußte er den Schätzwert zu begründen und schaffte es immer wieder, zögernde Bieter oder solche, die eigentlich nicht mehr weitergehen wollten, zu einem letzten höheren Gebot zu animieren.
    Sean folgte konsequent der Strategie, die er sich ausgedacht hatte. Immer wieder boten sie beide für unterschiedliche Objekte mit. Catherine hielt nur bis zu kleinen Summen mit, während Sean weiter bot. Geschickt verstand er es, jedesmal einem anderen den Zuschlag zu überlassen.
    "Das war aber knapp!" sagte Catherine leise zu ihm, als ihm um Haaresbreite ein Gemälde von einem weniger bekannten Schüler Gustave Courbets zugeschlagen worden wäre.
    "Glaubst du wirklich, es funktioniert?" flüsterte sie.
    "Ich denke schon." antwortete er leise.
    "Wer genau beobachtet sieht, daß wir mitbieten und wird wahrscheinlich eine bestimmte Größenordnung vermuten, wo mein Limit liegt. Niemand wird erahnen, worauf ich es abgesehen habe und wie hoch ich wirklich gehen würde."
    Eine rares Möbelstück aus der Zeit Louis XIV wurde angeboten. Sean bot nicht mit, und die Händler waren mit ihren hohen Geboten ohnehin bald unter sich. Vorsichtig sah sich Catherine um.
    "Ich hab' ihn entdeckt." flüsterte sie Sean zu.
    "Ziemlich weit hinten. Ich glaube, er hat Bieternummer 107."
    Sean nickte nur stumm.
    "Ich dachte mir schon, daß er es ist. Er hat schon einige Gemälde ersteigert. Die Nummern 42, 67 und 107 haben fast alle interessanten Bilder aufgekauft. Wahrscheinlich sind die beiden anderen auch Händler." flüsterte er zurück.
    "Kommen wir nun zu einer anderen Abteilung, zur Bibliothek." fuhr Monsieur Theberny fort.
    "Im Katalog finden sie eine ganze Reihe einmaliger alter Schriften aufgeführt. Diese Bücher entstammen den unterschiedlichsten Perioden und wurden, wie die ganze Sammlung, liebevoll zusammengetragen. Sie haben ja schon bemerkt, aus wie vielen Jahrhunderten die angebotenen Objekte entstammen. Beginnen wir mit einigen Werken Victor Hugo's, den Originalausgaben vom Ende des 19. Jahrhunderts."
    Die Gebote folgten rasch, bei den Büchern jedoch nur noch in kleinen Schritten. Sean bot abermals mit und beobachtete gleichzeitig so gut er konnte die anderen Interessenten. Bald stellte sich heraus, wer bei den wirklich interessanten Stücken zu den Liebhabern zählte. Insbesondere der unauffällig gekleidete Mann mit der Nummer 24, und die übermäßig schmuckbehängte, steife ältere Dame mit der 31 lieferten sich mehrfach einen harten Kampf. Sean seufzte innerlich. Wenn die beiden bei seinem Feenbuch gegen ihn bieten würden, dann sah es nicht gut aus.
    Allmählich wurden die angebotenen Bücher älter, und damit meist auch wertvoller. Das Logbuch eines Schiffes der königlichen Marine aus dem Jahre 1602 kam an die Reihe. Monsieur und Madame lieferten sich erneut ein hartes Rennen. Der Auktionator ließ sich Zeit. Bei diesen beiden, so sagte ihm seine langjährige Erfahrung, würde er mit Hektik einen raschen, aber zu niedrigen Zuschlag erreichen. Erstaunt registrierten die übrigen Anwesenden, wie die Gebote in immer höhere Regionen vordrangen. Gelegentlich funkelten die beiden Kontrahenten sich kurz an, wenn er oder sie abermals einen weiteren Hunderter aufschlug. Mittlerweile waren sie bei 8300 Euro angelangt, ein stolzer Preis für ein Marine-Logbuch.
    "8300 Euro sind geboten. 8300 Euro zum Ersten. Bietet noch jemand mehr?"
    Der unauffällige Mann seufzte, und Monsieur Thebernys geschultes Auge sah den Zuschlag voraus.
    "Wer ist an diesem kostbaren Objekt noch interessiert und erhöht auf 8400 Euro? Niemand? 8300 Euro zum Zweiten."
    Theberny schaute den Mann direkt an, doch der verzog keine Miene. Die ältere Madame hob ihre Nase siegesgewiß ein kleines Stückchen in die Höhe.
    "8300 Euro zum.."
    "8500!"
    Überrascht wandten sich aller Blicke in die

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