Die Feenflöte
blickte in Catherines überraschtes Gesicht und atmete erst einmal vernehmlich aus.
"Was ist denn mit dir los?" fragte sie besorgt.
"Komm' erst einmal herein."
Er nahm sie flüchtig in den Arm.
"Hast du jemand anderen erwartet?"
"So ähnlich." brummte er.
"Nun sag' schon."
"Du wirst nicht glauben, wer vor kaum 5 Minuten hier war! Eigentlich hättest du ihm begegnen müssen."
"Wer denn? Jemand den ich kenne?"
"Gewissermaßen. Ich hatte das zweifelhafte Vergnügen eines Besuchs von Mister van Loenhout."
"Was?! Was wollte der Mistkerl?"
Verständlicherweise war Catherine sofort heftig empört. Allein der Name van Loenhout reichte aus, um sie in Rage zu bringen.
Sean schüttelte den Kopf.
"Es ist unglaublich. Er wollte mir das Buch abkaufen."
"Du machst Witze!"
"Nein, absolut nicht."
"Erzähl', was hat er gesagt? Wie ist er überhaupt an deinen Aufenthaltsort gekommen?"
"Das habe ich ihn auch gefragt. Nun, das hat offenbar Richard verbockt."
"Richard? Das ist doch dein Agent, nicht wahr?"
"Genau. Es paßt eigentlich nicht zu ihm, meine Hotels bekannt zu geben. Andererseits, er hat mir van Loenhout wohl tatsächlich vorgestellt, beim Empfang nach dem Eröffnungskonzert der Tournee. Darauf hat sich van Loenhout berufen, sicherlich auch bei Richard. Ich hatte den Vorfall vergessen."
"Das heißt, du bist ihm schon mal begegnet?"
"Offensichtlich. Mir sind in den letzten Wochen viele Leute begegnet, ganz sicher habe ich schon wieder einige von ihnen vergessen. Mich wundert es nicht, daß ich mich überhaupt nicht erinnert habe, den Burschen schon einmal gesehen zu haben. Bei der Auktion habe ich ihn nur aus der Ferne gesehen. Ist das nicht seltsam? Dieser Mensch kreuzt meinen Weg an dem Tag, bevor wir uns begegnet sind. Dann wieder, als wir zur Besichtigung bei Lanourdies waren."
"Ich habe ihn am Abend deines Konzerts im
Salle Pleyel
gesehen. Beinahe hätte ich vor lauter Wut das Konzert sausen lassen."
"Das wäre schade gewesen." sagte Sean mit einem Lächeln.
"Er hat sich also deine Hoteladresse erschlichen, der alte Halunke. Was weiter?"
"Er erzählte mir etwas von einem vermögenden Sammler, der ihn leider erst nach der Auktion mit dem Kauf des Buches beauftragt habe. Wie fanatische Sammler halt so sind, wolle er jetzt selbst im Nachhinein unbedingt dieses Buch erwerben. Er bot mir 9000 Euro an."
"Und kassiert das Dreifache, wie ich ihn kenne."
"Wenn er könnte vielleicht. Natürlich habe ich ihm rundheraus gesagt, meine Antwort auf sein Angebot laute nein, und zwar endgültig. Man könne doch über alles reden, meinte er, und ich solle es mir in Ruhe überlegen. Ob ich nicht wenigstens einen Gegenvorschlag machen wolle, fragte er noch. Der Typ ist widerlich hartnäckig!"
"Oh ja, ich kenne den Stil."
"Ich habe ihm klipp und klar gesagt, ich würde nicht verkaufen. Nicht einmal, wenn er mir 9000 für jede Seite des Buches zahlen würde."
"Was hat er dazu gesagt?"
"Das habe ich mir nicht so wörtlich gemerkt. Als er keine Ruhe geben wollte, habe ich ihm sehr deutlich gemacht, daß meine Antwort wirklich endgültig ist und er sich die Sache aus dem Kopf schlagen soll, und dann habe ich ihn gebeten zu gehen."
"Glaub' bloß nicht, du seiest ihn jetzt los." sagte Catherine.
"Der wird wiederkommen, und immer wieder anrufen." ergänzte sie.
"Zum Glück hat er nicht mehr lange Gelegenheit dazu. Wenn ich in London bin, werde ich Richard anweisen, diesem Typ keinerlei Auskünfte mehr zu geben."
"Bei dieser Gelegenheit sollte ich ihn vielleicht ohnehin vor van Loenhout warnen."
Sean stutzte.
"Du? Das heißt, du kommst also doch mit?!"
Sein finsteres Gesicht hellte sich schlagartig auf. Catherine nickte und strahlte über das ganze Gesicht.
"Arlette hat sich erweichen lassen. Allerdings muß ich wirklich arbeiten. Der gute Monnet und die Firma von Harold Walker-Simpson waren meine Rettung."
"Muß ich das verstehen?"
"Ganz einfach: in London läuft eine große Monnet-Ausstellung. Als französischer Maler hat er doch einen Artikel in
L'Art et la Vie
verdient, meinst du nicht? Und die Firma ist besser bekannt als 'ArtDotCom', ein neuer Versuch, internet, Kunst und Geschäft miteinander zu verbinden. Arlette läßt mir 3 Tage dafür Zeit, und weitere 3 Tage habe ich Urlaub drangehängt. Immer vorausgesetzt, du nimmst mich überhaupt mit."
Sean war noch immer überrascht.
"Ich kann's noch gar nicht glauben. Jedenfalls ist es großartig!" sagte er und umarmte sie heftig.
Einen kurzen Moment tauchte
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