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Die Feenflöte

Die Feenflöte

Titel: Die Feenflöte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Rose
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bin, zieht sogar Sotheby's sie in besonderen Fällen zu Rate. Experten also."
    "Du willst die Echtheit prüfen lassen?"
    "Genau das," nickte Richard, "und zwar unverzüglich."
    "Wißt ihr," ergänzte er, "hier in England gibt es das old-boys-network. Beziehungen zwischen den Absolventen der namhaften Schulen und Universitäten. Man kennt sich, man nutzt diese Verbindungen, man unterstützt sich."
    "Ich wußte gar nicht, daß du eine Elite-Schule besucht hast."
    "Ich nicht, aber mein Vater."
    Richard suchte die Nummer im Telefonbuch heraus.
    "Hallo? Ich würde gerne mit Mister Fitzgerald sprechen. Sagen sie ihm bitte, mein Name ist Richard Harrigan, der Sohn von Walter Harrigan. Es geht um eine dringliche Angelegenheit."
    Nach kurzem Warten wurde er durchgestellt.
    "Hallo Mister Fitzgerald. Schön, daß ich sie erreiche. – Danke, meinem Vater geht es gut. – Selbstverständlich werde ihm ihre Grüße ausrichten. Er wird sie sicher gelegentlich mal wieder anrufen. – Es geht um ein Gemälde, das ich gerade erworben habe. Einer meiner Künstler macht mich soeben darauf aufmerksam, es könne sich um eine Fälschung handeln. Möglicherweise bin ich auf einen Betrüger hereingefallen. – Ein Bild aus der Schule Courbets, vor kurzem in Frankreich bei einer Auktion durch einen Kunsthändler erworben. – Haben sie vielen Dank für ihr Angebot, Mister Fitzgerald, genau danach hatte ich fragen wollen. – Freut mich zu hören. Nochmals herzlichen Dank. Auf Wiederhören Mister Fitzgerald."
    "Seht ihr, so geht das." sagte Richard zufrieden.
    "Er schickt mir noch heute einen seiner Gutachter. Bis morgen Abend wissen wir mehr."
    "Hinterläßt du uns eine Nachricht im Hotel, wenn du Bescheid weißt? Wir sind ebenso gespannt wie du." sagte Sean.
     
    Am nächsten Morgen verließen sie in aller Frühe das Hotel und fuhren mit einem Taxi nach Heathrow. Trotz der Uhrzeit herrschte bereits lebhafter Verkehr. Der Flug nach Shannon wurde aufgerufen, kurz nachdem sie eingecheckt hatten. Dennoch würde die Maschine mit Verspätung starten, und sie saßen ungeduldig wartend in ihren Sitzen.
    Catherine war völlig übermüdet und sah sehr blass aus. Sie hatte in der Nacht vor Anspannung und Sorge um Sean kaum schlafen können. Der wirkte zwar äußerlich ruhig, war aber nervös und gleichzeitig völlig in sich gekehrt. Er war auf dem Weg in ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang. Seine Gedanken wanderten unstet umher, gefühlsmäßig war es wie eine Fahrt auf der Achterbahn.
    Allein die Tatsache, daß er nach Irland zurückkehren würde, an den Ort, an dem gewissermaßen alles begonnen hatte, war aufregend genug. Schon diese unverhoffte Begegnung mit seiner Vergangenheit setzte ihn unter große Anspannung. Eigentlich hätte er mehr Zeit gebraucht, um sich darauf einzustimmen, sich dem zu stellen. Als er seine Entscheidung traf, hatte er keinen Gedanken daran verwendet, wie es wohl sein würde, zurück zu kehren. Je näher er dem Ort seiner Jugend kam, desto größer wurde die Spannung und er erinnerte sich plötzlich an Vieles, was er längst vergessen glaubte.
    Das Feenbuch und der Instrumentenkasten auf seinen Knien hingegen erinnerte ihn immer wieder aufs Neue an das, was er heute vor hatte. Was würde geschehen? Würde überhaupt etwas geschehen? Was, wenn die Feen ganz unerwartet reagieren würden? Sie waren den Menschen ähnlich, und unterschieden sich gleichzeitig sehr von ihnen. Feen waren unberechenbar, davon erzählten viele der alten Feengeschichten, die er im Laufe der Jahre gelesen hatte. Sie konnten gemein sein, manchmal sogar grausam. Für sie galten zumindest teilweise andere Regeln und Werte. Konnte er sich ihnen gegenüber auf so etwas wie Recht, Gerechtigkeit, Ehrlichkeit berufen? Hatten sie ihn möglicherweise schon vor langer Zeit wegen seines Diebstahls in Abwesenheit zu einer schrecklichen Strafe verurteilt, die sie unverzüglich an ihm vollstrecken würden? Noch immer war es der gleiche Gedanke wie damals, der ihn jedesmal in Panik versetzte: Sie hatten ihm sein besonderes Talent als Flötist geschenkt. Würden sie ihm diese Begabung wieder nehmen? Vielleicht sogar überhaupt die Fähigkeit zu spielen? Eine schrecklichere Strafe als dies konnte er sich nicht vorstellen.
    Erneut griff er nach Catherines Hand. Sie lächelte ihn tapfer an, aber er wußte genau, wie ihr zumute war. War es richtig gewesen, ihr nachzugeben, sie mitzunehmen auf diese Reise? Sie hatte Angst um ihn, wollte ihn auf keinen Fall im Stich

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