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Die Feenflöte

Die Feenflöte

Titel: Die Feenflöte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Rose
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du deinen Wunsch ebenso respektvoll wie nachdrücklich vorbringst, werde ich dem entsprechen. Aber hütet euch! Solltet ihr etwas im Schilde führen, werdet ihr es ganz schrecklich bereuen! Dessen seid gewiß!"
    Er gab der Truppe eine kurze, abermals unverständliche Anweisung. Zwei der Bewaffneten traten daraufhin neben den alten Mann, die übrigen formierten sich in zwei Reihen hinter Sean und Catherine.
    "Folgt mir." sagte er laut und schritt zügig in den breiten, gemauerten Gang zu ihrer Rechten hinein.
    Je weiter sie voran schritten, desto wärmer wurde die anfangs recht kühle Luft. Sean schätzte die Länge des Ganges auf mindestens 200 Meter. Je näher sie seinem Ende kamen, desto deutlicher sichtbar wurde ein rötlich-flackerndes Licht. Sie betraten eine weitläufige Halle, kreisrund, mit einem gewaltigen Stützpfeiler aus milchig-weißem, an Opal erinnernden Stein in der Mitte.
    Sie folgten der Rundung der Halle. Hinter dem Pfeiler, anfangs vor ihren Blicken verborgen, wurde jetzt ein Podest mit einem Tisch darauf sichtbar. Noch während sie darauf zugingen, traten drei Gestalten aus dem Dunkel in das Licht, das von zwei großen, lodernden Kaminen zu Seiten des Podestes aus diesen Teil des Saales erhellte und erwärmte.
    Gut fünf Schritte vor dem Podest blieb der weißhaarige Mann stehen und bedeutete ihnen mit einer Handbewegung, ein gleiches zu tun. Die beiden Schützen traten neben die Kamine und hielten ihre Armbrüste mit beiden Händen bereit. Der restliche Trupp war bereits lautlos hinter ihnen zurück geblieben.
    Der alte Mann verbeugte sich vor den drei Gestalten, die hinter dem Tisch Platz genommen hatten, und trat dann zur Seite. Aus den Augenwinkeln glaubte Sean zu beobachten, wie er unvermittelt in einem tiefen Schatten verschwand.
    Sean faßte die drei vor ihm Sitzenden ins Auge. Sie thronten auf dem Podest förmlich über ihnen, und irgendwie erinnerte ihn das an ein Richtergremium. Wahrscheinlich waren sie das auch, und dieses Podest sollte genau diesen Eindruck verstärken. In der Mitte saß eine Fee. Trotz ihrer großen Nase und der spitzen Ohren war ihr Gesicht ebenso schön wie charaktervoll. Einer inneren Regung folgend verbeugte sich Sean, und Catherine folgte seinem Beispiel.
    "Sean Dennehy, du kommst zu uns hierher, mit der goldenen Flöte unseres Volkes, die du uns vor Jahren gestohlen hast, und verlangst mit dem Weisen Rat zu sprechen?!"
    "So ist es," antwortete Sean sehr gefaßt.
    "Der Hohe Rat wird sich deinetwegen nicht vollzählig versammeln. Du wirst mit uns als seinen Mitgliedern vorlieb nehmen müssen. Sag', was du zu sagen wünschst, und zeige uns, wovon du behauptest, es sei so wertvoll für uns."
    Sean fühlte die Spannung, die im Raum lag. Die Feen schienen feindselig zu sein, was allerdings zu erwarten gewesen war. Immerhin verhielten sie sich höflich.
    Wie oft hatte er sich in den vergangenen Jahren ausgemalt, was er den Feen sagen würde, wenn er ihnen die Flöte zurückbringen würde. In Gedanken hatte er es immer und immer wieder getan, sich entschuldigt, sich gerechtfertigt, versucht, etwas auf denkbare Vorwürfe zu erwidern. Wahrscheinlich war das eine gute Vorbereitung gewesen, auch wenn ihm jetzt ganz andere Worte und Formulierungen einfielen.
    "Ich bitte euch um ein wenig Geduld mit meinem ausführlichen Bericht," begann er. Sean erzählte alles von Anfang an, von der Nacht, die er bei ihnen verbracht hatte, seiner spontanen und unbedachten Tat, seinem Erschrecken über die Ereignisse und sich selbst am nächsten Morgen, bis zur überstürzten Flucht nach Amerika. Er warb um Verständnis, drückte seine Reue unmißverständlich aus, und stand offen und ehrlich zu seiner Angst vor Rache und Strafe. Es fiel ihm schwer, viel schwerer, als er es sich immer ausgemalt hatte. Dennoch konnte ihn nichts zurückhalten. Es war wie eine Lebensbeichte, und je länger er sprach, desto befreiter fühlte er sich trotz allem. Er gab einen kurzen Abriß seiner Karriere als Flötist, die er dem Talent verdankte, das ihm die Feen geschenkt hatten.
    "Dies war gewissermaßen der erste Teil, den ich zu sagen habe. Ich stehe also ganz ehrlich vor ihnen. Jetzt kommt der zweite Teil der Geschichte, und damit das, womit ich hoffentlich etwas von dem wieder gut machen kann, was ich angerichtet habe."
    Sean berichtete von der Entdeckung des Buches mit den Symbolen, die er von der Feenflöte kannte. Hatten die drei Ratsmitglieder bislang aufmerksam, aber zumindest nach außen hin

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