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Die Feenflöte

Die Feenflöte

Titel: Die Feenflöte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Rose
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und nur einen Weg, den ich gehen kann: ich werde es den Feen zurückgeben."
    Catherine war sprachlos und rang nach Worten und Fassung.
    "Das darfst du nicht!" war das Einzige, was sie herausbrachte. Sean runzelte die Stirn.
    "Halt, warte, sag nichts," sagte sie zu ihm.
    "Ich meine, es ist doch viel zu gefährlich für dich. Du selbst hast mir erzählt, du hättest damals Angst gehabt. Bestimmt zu Recht! Was werden die erst mit dir anstellen, wenn du jetzt auch noch dieses Buch hast!? Sie werden glauben, du hättest auch das Buch damals gestohlen. Sie werden annehmen, du hättest wer weiß was in der Welt damit angestellt. Sie werden dich umbringen!"
    Sean schüttelte den Kopf.
    "Das glaube ich nicht. Mein Gefühl sagt mir, sie werden froh sein, es zurück zu bekommen. Im übrigen kann ich es gar nicht gestohlen haben, denn zu jener Zeit war es schon längst im Besitz der Lanourdies! Weiß der Himmel, wie es von den Feen in deren Hände geraten ist. Und so wichtig, wie ihnen das Buch war, wissen die Feen ganz bestimmt, wann und wie es ihnen abhanden kam. Vielleicht war das eine spannende Geschichte, wer weiß."
    "Trotzdem! Ich habe Angst um dich. Höllische Angst sogar!"
    "Catherine, ich kann nicht anders. Ich muß es tun, hörst du, ich muß!"
    Sie versuchte einen letzten Einwand.
    "Und wo willst du es hinbringen? Wie willst du es denn zurückgeben?"
    "Ich kenne immerhin einen Ort auf der Welt, an dem es einen Zugang zum Reich der Feen gibt. Zumindest muß ich dort hin und es versuchen."
    "Meinst du die Stelle, wo sie dich damals abgeholt haben? Selbst wenn du dorthin gehst, wie willst du den Eingang öffnen?"
    "Indem ich wie vorhin Flöte spiele. Wenn das nicht hilft..."
    "Dann werde ich dich begleiten." sagte Catherine mit Bestimmtheit.
    "Versuch' erst gar nicht, es mir auszureden. Ich verstehe dich, wahrscheinlich besser als du im Augenblick denkst, und ich verstehe deine Entscheidung. Mehr noch, ich habe dafür um so größeren Respekt vor dir."
    Sean Dennehy widersprach nicht, sondern nickte stumm.
    "Seltsam," dachte er, "das hätte ich früher niemals zugelassen. Sie ist etwas Besonderes, so außergewöhnlich wie die Feenmusik."
    So weit es ihn betraf, wollte er keins von beiden verlieren.
     
    Sean setzte die Flöte mitten im Spiel ab.
    "Neineinein, so geht das nicht. Ihr verhunzt die ganze Passage."
    Daniel senkte den Taktstock und seufzte. Sean Dennehy war bekannt für derlei Eskapaden bei den Proben. Man achtete ihn wegen seines Könnens, man akzeptierte seine hohen Ansprüche an ein Orchester, aber man fürchtete sie gleichzeitig. Zudem konnte er geradezu arrogant werden, wenn etwas seinen Vorstellungen und Ansprüchen nicht entsprach. Heute war es ganz besonders heftig.
    "Also Mister Dennehy, ich finde sie übertreiben jetzt. Das London Symphony Orchester kann Mozart überhaupt nicht verhunzen."
    "Vielleicht nicht Mozart, aber dieses Konzert." antwortete Sean bissig.
    Unruhiges Gemurmel unter den Musikern setzte ein. Die Probe dauerte schon 2 Stunden, und inzwischen waren alle genervt.
    Sean blickte zur Decke des Konzertsaales und verdrehte die Augen.
    "Das darf einfach nicht wahr sein. Wieso versteht keiner, was ich will?" sagte er.
    "Sie tun gerade so, als wären wir ein Amateurorchester." rief der Konzertmeister.
    Sean verkniff sich mühsam eine weitere giftige Bemerkung.
    "Ich verlange doch nichts Unmögliches," sagte er statt dessen.
    Er trat zu Daniel ans Dirigentenpult und sah auf die Partitur.
    "Jetzt hören sie mir bitte noch mal alle genau zu. Ich werde versuchen, es zu erläutern."
    Seine Ausführungen waren absolut klar und deutlich, die Interpretation der umstrittenen Passage verständlich. Daniel nickte zustimmend. Langsam ging ihm auf, worauf Sean Dennehy hinaus wollte, und er war äußerst erstaunt über das, was sich ihm hier eröffnete.
    "Wie sind sie nur darauf gekommen?" fragte er Sean. Der zuckte mit den Achseln.
    "Ich befasse mich immer wieder auf's Neue mit der Musik, die ich spiele. Weiter nichts."
    Daniel bemühte sich, den arroganten Unterton in Seans Bemerkung zu überhören. Oder war er gar nicht so arrogant wie es schien? Irgendwie hatte er doch sogar Recht mit seiner Sichtweise...
    Sean wandte sich an das Orchester.
    "Passen sie mal auf. Ich gebe ihnen ein Beispiel. Früher hätte ich die Passage so gespielt."
    Er setzte die Flöte an und spielte die umstrittenen Takte in gewohnt souveräner Weise. Jeder wußte und hörte, wie gut er als Flötist war.
    "So, und nun hören sie

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