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Die Feenflöte

Die Feenflöte

Titel: Die Feenflöte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Rose
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unbewegt seinen Worten gelauscht, so ging ein richtiger Ruck durch sie, als er davon erzählte. Sie richteten sich auf ihren Stühlen auf und reckten die Köpfe nach vorn. Sean erzählte ihnen von seinem Entschluß, das Buch zu ersteigern, und berichtete von der Auktion. Absichtlich machte er es ein wenig spannend.
    "Etwas ganz wichtiges sollte ich noch hinzufügen," sagte er und wies auf Catherine.
    "Meine Begleiterin war es, die mich auf das Buch aufmerksam machte, und sie war mir eine große Hilfe bei der teilweisen Entschlüsselung des Werks. Es ist sicherlich mindestens so sehr ihr Verdienst wie meines. Sie kann ihnen bestätigen, daß sich die Ereignisse genau so zugetragen haben."
    Nur kurz und knapp fügte Sean noch hinzu, wie er einige wenige Teile des Buches verstanden und zu spielen gelernt hatte.
    "Nachdem es mir nun gelungen war, einen kleinen Teil dieses großartigen Systems zu verstehen, und nachdem ich außerdem die Verfügung am Ende des Buches in Teilen übersetzen konnte, war mir klar, wie wichtig und wertvoll das Werk für die Feen sein mußte. Um einem möglichen Mißbrauch des Wissens durch die Menschen vorzubeugen, um es den rechtmäßigen Besitzern zurück zu geben, und um hoffentlich damit meine Schuld gegenüber den Feen abzutragen, habe ich beschlossen, ihnen dieses Werk zu überbringen."
    Er nahm das Buch unter seiner Jacke hervor, wo er es die ganze Zeit über eingeklemmt gehalten hatte, und wickelte es aus dem Tuch. Wortlos winkte die Fee ihn zum Podest heran. Sean legte es auf den Tisch und trat einen Schritt zurück.
    Die drei schauten auf das Buch, sahen einander an, schlugen es auf, blätterten einige Seite durch, sahen sich abermals abwechselnd an, und wandten ihre Blicke auf Sean. Die Begeisterung in ihren Gesichtern war nicht zu übersehen.
    "Warum hast du nicht gleich den Titel des Buches genannt?" fragte der junge Feenmann zur Rechten.
    "Weil ich ihn nicht kenne. Die Schrift auf dem Umschlag konnte ich nicht übersetzen."
    "Das
Tor der Musik
." sagte die Fee in der Mitte feierlich.
    "So heißt es also? Wirklich ein passender Titel dafür."
    Leise sprachen die Feen miteinander. Sean verstand keine Silbe. Schließlich nickten alle drei. Die Fee in der Mitte erhob sich.
    "Sean Dennehy," begann sie mit tiefem Ernst in der Stimme, "hiermit sprechen wir dich von deiner Schuld frei. Deine Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit hat uns überzeugt. Sie beweist deinen ehrlichen und guten Charakter. Mit der Übergabe des
Tor der Musik
hast du weit mehr getan, als eine Schuld abzutragen. Du hast bereits erkannt, wie wertvoll sein Inhalt ist. Seit vielen Jahrhunderten war das Buch für uns verloren, und trotz intensiver Anstrengungen ist es uns nicht gelungen, es aufzufinden. Wir danken dir im Namen des ganzen Feenvolkes."
    Sean atmete tief durch.
    "Sie können sich kaum vorstellen, wie erleichtert ich jetzt bin."
    Er nahm die goldene Flöte und hielt sie der Fee mit beiden Händen hin.
    "Die sollte ich wohl ebenfalls an die rechtmäßigen Eigentümer zurückgeben. Allerdings würde ich gerne eine Bitte äußern."
    "Nur zu," nickte die Fee.
    "Bitte laßt mir das Talent, das ihr mir einst geschenkt habt. Laßt mich weiter Musiker sein dürfen, denn das ist mein Leben."
    Die Feen schauten sich an, berieten sich erneut in ihrer Sprache. Die Fee schüttelte den Kopf, und Seans Herz blieb vor Schreck beinahe stehen.
    "Nein, Sean Dennehy, wir werden dir dein Talent ganz bestimmt nicht nehmen. Wir haben es dir geschenkt, als Lohn für jene Nacht. Es gehört dir."
    Sean wurde schwindlig, er glaubte, er würde im nächsten Moment umfallen.
    Noch immer hielt er die Flöte in seinen Händen.
    "Im Gegenteil," fuhr die Fee fort, "du hast für deine Tat eine Belohnung verdient. Du sollst auch in Zukunft auf unserer goldenen Feenflöte spielen, und zwar so lange, wie du als Musiker auftrittst. Erst später, wenn du dich einmal zur Ruhe setzt und nicht mehr auftrittst, mußt du sie uns zurückbringen. Du weißt ja jetzt, wie man das macht."
    Sean traute seinen Ohren nicht. Selbst in seinen kühnsten Träumen hätte er nicht zu hoffen gewagt, daß dies geschehen könne. Ungläubig schaute er die Feen an, sah seine geliebte Flöte an, und schaute hinüber zu Catherine. Die strahlte über das ganze Gesicht, und Tränen der Freude und der Erleichterung standen in ihren Augen.
    Mehrmals öffnete Sean den Mund, um etwas zu sagen, aber er brachte keine Silbe heraus.
    "Tut mir leid," sagte er schließlich bewegt, "ich kann

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